Natürlich ist auch bei der Spielzeitpräsentation der Münchner Philharmoniker die Gasteig-Sanierung ein zentrales Thema. Chefdirigent Valery Gergiev geht davon aus, dass die Interimsspielstätte an der Hans-Preißinger-Straße im Oktober 2021 bezogen werden kann. Eine Schlüsselaufgabe wird dort das Erreichen von Kindern und Jugendlichen sein. Semiszenische Aufführungen von Opern oder Ballett in speziellen Arrangements sollen diese Zielgruppe unmittelbarer ansprechen, die Sendlinger Räumlichkeiten bieten laut Philharmoniker dafür ideale Bedingungen.
Wenn Gergiev über solche Projekte spricht, wird spürbar, wie zentral und wichtig ihm die Entwicklung der Kultur ist. Er hat den Überblick über die Musikwelt und kann zum Beispiel über Asien aus erster Hand berichten, wo derzeit viel in Künstlerisches investiert wird. Gergievs Botschaft ist klar: München dürfe nicht den Anschluss verlieren, müsse jetzt visionär sein und auf der großen Tradition Zukunftsträchtiges aufbauen.
Das betrifft gerade die Gasteig-Sanierung, bei der die Münchner SPD für eine kleine Lösung votierte, aber überstimmt wurde. Der Philharmoniker-Intendant Paul Müller zeigt sich „erleichtert über die Entscheidung“, weil sie zumindest bedeute, dass es mit dem Renovierungsprozess weitergeht. Allerdings stellt auch Müller die Frage, wie sinnvoll es wäre, nach einer Sanierung Strukturen fortzuführen, die jetzt schon nicht mehr den höchsten Standards genügen. Nur wenig Spielraum und attraktive Gasteig-Orte gebe es schließlich für Angebote neben den Konzerten. „Das neue junge Publikum, das wir uns im Interimsquartier erspielen wollen, möchten wir natürlich wieder mit in den Gasteig nehmen“, betont Müller.
Auch mit solchen Projekten zeige eine Stadt, ob sie im Konzert der Weltstädte mitspielen will oder doch nur „Millionendorf“ ist. Valery Gergiev will weiter dafür kämpfen, dies in erster Linie mit erstklassigen musikalischen Angeboten. „So können wir vielleicht am besten Einfluss nehmen.“
Die Münchner Philharmoniker möchten das in der kommenden Saison unter anderem mit einem erneuten „MPhil 360˚ Festival“ vom 31. Januar bis 2. Februar 2020 tun. Hier erklingt zum Beispiel Maurice Ravels „Daphnis et Chloé“ in der selten gespielten Ballettfassung. Der Philharmonische Chor feiert nächste Spielzeit seinen 125. Geburtstag, dies etwa im April 2020 mit Händels „Messias“ unter der Leitung von Andrew Manze.
Viele Dirigenten der jüngeren Generation werden zu Gast sein (Gustavo Gimeno oder Omer Meir Wellber), auch vier Dirigentinnen sind dabei. Mehr als ein Drittel aller Konzerte dirigiert Gergiev (37, davon 21 in München), eine Besonderheit ist hier der zweite „Tristan“-Akt. Neben etlichen Klassikern des Repertoires wird es etwa eine Uraufführung von Manfred Trojahn geben. Und auch das heuer mit 200 Veranstaltungen und rund 35 000 Besuchern erfolgreiche Education-Programm „Spielfeld Klassik“ wird fortgeführt. In der Zukunft in einem hoffentlich optimalen Kulturbau.