Solisten, Gruppen und Karrieren

von Redaktion

Die Backstreet Boys sind wieder aktiv – wie aber ist die Lage von Boybands generell?

VON JOHANNES SCHMIDT-TEGGE

Kaum hatte die Boyband One Direction Ende 2015 ihr Album „Made in the A.M.“ veröffentlicht, kündigten die Jungs  eine  Auszeit an. „Vorübergehend“, hieß es damals, von 18 Monaten Pause war die Rede. Seitdem basteln Niall Horan, Liam Payne, Harry Styles und Louis Tomlinson an ihren Solo-Karrieren mit keinerlei Anzeichen einer Wiedervereinigung. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und fast scheint es, als sei das Thema abgehakt. Auch andere Gruppen wie *NSYNC lösten sich auf, Westlife und Take That versuchten nach mehreren Jahren Pause den Neuanfang. 2011 und 2012 standen New Kids on the Block mit den Backstreet Boys dann als „Supergroup“ NKOTBSB auf der Bühne. War es ein Ringen um Relevanz? Wie erfolgreich sind Boygroups der Neunzigerjahre noch?

Von einem Ende der Boyband will Howie Dorough von den Backstreet Boys nichts wissen. Ganz im Gegenteil: Morgen erscheint nach mehreren Jahren Stille das neue Album „DNA“. Er spricht im Interview von einem „zweiten Comeback“. Aber auch er gesteht: „Wir versuchen nicht, noch mal 20 Jahre alte singende Kids zu sein.“ Die fünf Musiker sind heute im Schnitt 42 Jahre alt. „Wir sind alle verheiratete Männer und haben Kinder“, sagt Dorough. „Wir sind reifer, gebildeter und wissen etwas besser, wer wir sind.“ Den „romantischen Liebes-Song“ werde es weiterhin geben. Musikalisch haben die Backstreet Boys sich mit „DNA“ geöffnet, R&B- und Country-Elemente durchziehen das Album. Im Mai und Juni sind BSB unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour.

Dennoch stellt sich die Frage: Haben Boybands, Gruppen und Bands allgemein an Relevanz verloren? Die Neunziger waren geprägt vom Rock-Genre  (das  meist mehrere Instrumente erfordert) und von Gruppen wie Nirvana oder den Red Hot Chili Peppers. Um das Jahr 2000 wurden Rap,   R&B  und  Pop beliebter, die größten Namen waren Solisten wie Eminem, 50 Cent oder Britney Spears. Auch die Spitzenmusiker des laufenden Jahrzehnts sind oft Solokünstler, etwa Kanye West, Adele, Ariana Grande, Ed Sheeran, Taylor Swift oder Drake.

„Pop hat über die vergangenen Jahre eine fruchtbare Phase erlebt, was mit der starken Leistung von Solokünstlern zusammenfällt“, sagte Geoff Taylor vom britischen Musikverband BPI dem „Independent“ 2016. Ein Grund für den Erfolg könnte auch die Masse an Casting-Shows sein. Dazu kommen Probleme mit der Gruppendynamik. Viele Musiker liefen nach Karriereabschnitten mit Kollegen allein zu Höchstform auf. „In einer Gruppe verliert man leicht seine Individualität“, meint Dorough. Um so einen Bruch zu vermeiden, treffen die Backstreet Boys all ihre Entscheidungen gemeinsam und stimmen demokratisch ab. Die Hysterie von früher vermag die Gruppe nun nicht mehr auszulösen, dafür kreischen heute Fans der Boybands BTS, EXO und Big Bang aus Südkorea.

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