Die Richtung stimmt

von Redaktion

Gerhard Polt, Eckart von Hirschhausen und Co. kämpfen für Münchens Humor-Museum

VON KATJA KRAFT

Alles beginnt mit einem Witz. Eckart von Hirschhausen erzählt: „Moische betet: ,Herr, zeig mir, dass du ein gütiger Gott bist und lass mich einmal im Lotto gewinnen.‘ Doch nichts passiert. Tag für Tag betet er. Als er am Jahrestag wieder ansetzt: ,Warum bist du so grausam, gib mir eine Chance!‘, öffnet sich der Himmel und der Herr spricht zu ihm: ,Ein Jahr lang habe ich dein Klagen angehört – gib mir endlich eine Chance und kauf dir ein Los!‘“ Pointe geglückt. Gerhard Polt, auf dem Stuhl Hirschhausen gegenüber, lacht herzlich. Doch wie das so ist mit guten Witzen, haben sie immer eine zweite Ebene. Die erklärt Hirschhausen gestern auf der Alten Utting sicherheitshalber – damit’s endlich vorangeht mit dem von ihm und Polt und all den anderen engagierten Mitstreitern angestrebten Forum Humor und komische Kunst in München. „Hier sind Losverkäufer, Leute, die den ersten Schritt gemacht haben – alles, was die Stadt tun müsste, ist, dieses Los zu ergreifen und zu sagen: Hauptgewinn!“, betont der Komiker.

Stimmt, der Verein Forum Humor und komische Kunst sammelt unermüdlich Spenden (die Million ist geknackt), sitzt (Zitat Polt) durch Meisi Grills Karikaturen-Sammlung auf einem „unglaublichen Schatz“, ist vernetzt mit allem, was in der Szene Rang und Namen hat, vor allem aber sind die Mitglieder – Obacht, ansteckend! – begeistert von ihrem Ziel: ein Humor-Museum für München.

In der ehemaligen Viehmarkt-Bank im Schlachthofviertel soll es entstehen. Soll, wie berichtet, über die Kulturgeschichte des Humors erzählen, interaktiv. Mit Wechselausstellungen; mit Künstlerateliers; mit lustigen (!) Tests, bei denen die Besucher testen können, worüber sie selbst lachen und was das über sie aussagt. „Humor ist die Fähigkeit, seine Perspektive zu wechseln. Deswegen ist Ideologie sofort identifizierbar durch ihre Humorlosigkeit“, erklärt Hirschhausen, der sich viel mit Entstehung und Wirkung von Humor beschäftigt hat. Er sagt: „Ich bin tief besorgt um die Zukunft unserer Gesellschaft. Ein solches Forum, wo sich Menschen im Austausch über das zutiefst soziale Phänomen Humor begegnen können, ist ein Gegengift gegen Hass in der Zivilgesellschaft. Die Stadt sollte rufen: Hurra! Nehmen wir das Gebäude, das seit 20 Jahren ungenutzt vor sich hingammelt, und nutzen es in einer Stadt, wo Orte für künstlerische, für Gedankenfreiheit rar sind.“ Wenn man ihnen so zuhört, würde man selbst am liebsten „Hurra!“ rufen und bei der Renovierung des alten Hauses mit anpacken. Doch: Das Haus gehört der Stadt. Und da ist man sich uneins, wie es künftig genutzt werden soll. Es scheitert – wie so oft – am Geld. „Das ist ein spannendes Projekt und stellt eine interessante Nutzung für das denkmalgeschützte Gebäude dar, allerdings muss die Finanzierung der Umbaumaßnahmen und des laufenden Betriebs noch geklärt werden“, gibt Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender der Münchner CSU, auf Anfrage zu bedenken. Und auch die SPD ist skeptisch. Es seien ja nicht nur die Renovierungskosten. Das, was der Spaß auf Dauer kosten würde, bereitet ihnen Sorge. Außerdem, so Christian Pfaffinger, Pressesprecher der SPD-Stadtratsfraktion, gebe es andere Interessenten für das Gebäude. Die endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen.

Hirschhausen, Cartoonist Peter Gaymann und Gerhard Polt bleiben optimistisch. Denn, so Polt: „Wenn der Spaß aufhört, wird’s ernst.“ Kein Witz.

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