Hans Söllners Stimme knarzt und rumpelt wie eine Tür, die absichtlich nicht geölt wird. Auf seinem 25. Album singt Bayerns größter lebender Volkssänger von Niedertracht, von Unterdrückern, Tätern und anderen Rindviechern. Die Platte heißt „Genug“ – und die Lieder sind mal derb, mal zärtlich, mal resigniert. „Du Scheißrassist, schau, dass di schleichst, des is mei Heimat und ned dei Reich“, schimpft er. Die Zeiten sind aufgewühlt, die AfD sitzt in 16 Landtagen und Söllner, 62, singt sich in Rage. Gleichzeitig wirkt er zerbrechlich wie nie. Es gibt Lieder, die komplett auf Hochdeutsch sind. Obwohl Hochdeutsch und Söllner einander bisher großflächig ausgeschlossen haben. „Seid ihr liebesleere Hüllen, die nichts spüren und die nichts sehen?“, fragt er. Später singt er von Geschäften, in denen es nach Zimt und Wachs riecht. Einen Gute-Laune-Preis bekommt er für dieses Album bestimmt nicht, aber hier passiert eh was komplett anderes: Ein Mann lässt sich mithilfe eines Musikalbums ungefiltert in die Seele blicken. Das muss man erst mal aushalten. sts
Hörenswert ((((;