Vorschau

Die Sensation

von Redaktion

Die Alte Pinakothek wird von Star-Gästen beehrt – bei der Neuen Pinakothek muss die Politik dringend aktiv werden

Von Simone Dattenberger

Er strahlt, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Bernhard Maaz kann viele gute Nachrichten verkünden bei der Jahrespressekonferenz der Pinakotheken und ihrer Filialgalerien. In der Sammlung Moderne Kunst der Pinakothek der Moderne streben die Besucherzahlen bei der wunderbaren Klee-Ausstellung gerade den 40 000 zu (nach fünf Wochen), und bei der Sanierung der Alten Pinakothek (zwölf Millionen Euro), dem weltweit berühmtesten Haus, geht es in die Zielgerade. Im Sommer, spätestens im Herbst werde man wieder komplett öffnen können, inklusive der neu gestalteten Räume für Sonderausstellungen. Das Museum wendet sich dezidiert dem Publikum zu: „Museumsqualität ist Empfangsqualität“, betont Maaz.

Was die Ertüchtigung der Neuen Pinakothek angeht (2014 war von 80 Millionen Euro Kosten die Rede), bleibt der Generaldirektor einsilbiger. Vonseiten der Staatsgemäldesammlungen sei alles ausdiskutiert, merkt er an, „der nächste Schritt liegt nicht mehr bei uns“. Will heißen: Das Staatliche Bauamt und die Regierung müssen nun Entscheidungen fällen. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt er, dass es gesichert sei, dass die Neue Pinakothek bis 31. Dezember zugänglich ist. Am 1. Januar 2019 schließt sie definitiv, dann gibt der Brandschutz keinen Pardon mehr. Bei der Anmietung der Ausweichquartiere für Depots, Werkstätten des Doerner Instituts (Konservierung und Kunsttechnologie) und der Büros seien die Staatsgemäldesammlungen auf die „Immobilien in Bayern“ angewiesen, die im Auftrag des Freistaats agiere, so Maaz. „Wir haben Hoffnungen, Optionen, aber es gibt keine Verträge!“ Er unterstreicht indes, dass heuer die Entschlüsse getroffen werden müssten.

Sind diese Aussichten noch unbefriedigend, sind diejenigen auf die Präsentationen in der Alten Pinakothek umso grandioser. Ab 3. Juli kann man mit „einer Sensation“ auftrumpfen – und da übertreibt Bernhard Maaz nicht. Das Amsterdamer Rijksmuseum leiht tatsächlich Johannes Vermeers Traum-Gemälde „Briefleserin in Blau“ (um 1663) nach München aus – ein wundervoller Kurz-Zuwachs der Abteilung der holländischen Malerei. Im Herbst, ab 18. Oktober, wird es italienisch. Die Schau „Florenz und seine Maler“ ist der Höhepunkt der hauseigenen Forschungsarbeit und kann mit 100 Meisterwerken die Geburt der Renaissance feiern. Norden trifft Süden, so heißt es im Frühling 2019 mit dem nächsten Höhepunkt: „Utrecht, Caravaggio und Europa“ erzählt von der Wirkung des wilden Italieners, der das Drama des Menschseins mitleidlos und theatralisch perfekt ausleuchtete. Die Reihe der absoluten Topgrößen der Weltkunstgeschichte schließt im Herbst 2019 mit Anthonis van Dyck. Die Staatsgemäldesammlungen und das Doerner Institut werden dabei erneut Rechenschaft ablegen über ihre wissenschaftliche Tätigkeit.

Zugute kommt diese außerdem der Zweiggalerie in Neuburg an der Donau. Maaz weiß, dass er „Bayern als Flächenstaat bedenken“ muss, also verweist er auch auf das Engagement in Ottobeuren, Tegernsee oder Aschaffenburg. In dieses Umfeld gehört ein luxuriöses Ausflugsziel: Herrenchiemsee. Nachdem es im vergangenen Jahr auf Ludwigs II. Schloss keine „Königsklasse“-Präsentation gab, freut man sich heuer umso mehr darauf. Zu Andy Warhol und Arnulf Rainer stoßen ab 18. Mai Jean-Michel Basquiat und Wolfgang Laib. Große Spannung, denn er zaubert wieder eine seiner schier außerweltlichen Installationen aus Blütenstaub ins alte Gemäuer.

Natürlich werden in der Pinakothek der Moderne so zahlreich Expositionen geboten, dass sie der Generaldirektor nicht aufzählen kann. Er spricht als Beispiel „Fotografie heute: Private Public Relations“ an (ab 15. Juni) – mit dem Verweis auf die Unterstützungen durch Stiftungen und Freundeskreise.

Energie wird darüber hinaus in die diversen Internet-Auftritte der Pinakotheken investiert. Man kann nicht nur unter #constructklee spielen und unter #kunstminute museale Appetithappen verkosten, sondern man kann auch unter www.sammlung.pinakothek.de Informationen zu allen vorhandenen Werken – selbst zu denen im Depot – abrufen. Immer mit Foto, außer bei den Werken, auf denen noch Bildrechte liegen. Die Staatsgemäldesammlungen arbeiten mit anderen Institutionen darauf hin, dass es hier zu einer neuen rechtlichen Regelung kommt. Für den Generaldirektor ist bei all dem „Transparenz“ das zentrale Stichwort. www.sammlung.pinakothek.de habe selbst im Feld der Raubkunst Erkenntnisse gebracht. Zur Herkunft von Bildern wird weiterhin systematisch geforscht. Der vorliegende Jahresbericht beweist das.

Informationen:

Alte Pinakothek, Barer Straße 27; Neue Pinakothek, Barer Straße 29, jeweils Eingang Theresienstraße; Pinakothek der Moderne, Arcisstraße 21.

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