Schönheit der Emanzipation

von Redaktion

Von teresa Grenzmann

Gut möglich, dass der Besucher diese Schau mit einem Gefühl der Bewunderung verlässt. Denn ihr Titel, „Töchter des Lebens“, ist keine Übertreibung. Das Museum Fünf Kontinente feiert darin sowohl die afrikanische Frau als auch das Leben; und was zunächst allzu pathetisch poetisch klingen mag, ist vielmehr eine Komposition aus vielen Schönheiten. Sie zu sehen und digital in Szene zu setzen, das ist die Kunst der Fotografin Angèle Etoundi Essamba.

Da ist zunächst die Schönheit von Tradition, Kult und Kultur. Sie verbindet Essamba auf eigene Weise mit der Schönheit der Frau. In einem anderen Kontext spräche man von Beauty-Fotografie, so hochglänzend und gleichzeitig samtweich, so makellos im Spiel von Licht und Schatten sind ihre schwarz-weißen Porträts. Doch die Porträtierten treten nicht alleine auf: Masken bilden ihr Ich und ihr Du zu einem erzählenden Wir, zu einem Leben voller Rituale und Wandlungen. Haut und Holz in einer geheimnisvollen Verwandtschaft. Die Schönheit des Alltags bringt mehr Farbe mit sich. Obschon auch sie zunächst symbolisch aufgeladen bleibt, wenn Essamba die Kalebasse als Teil des weiblichen Körpers inszeniert, das wertgeschätzte, mythologische Geschenk als göttliche Schönheit. Farbig explodieren die Kalebassen im Zusammenspiel mit den bunt bedruckten Stoffen der Kleider.

Stolz, Stärke und Selbstbewusstsein – diese drei Begriffe, die Essamba ihren Arbeiten zugrunde legt, beschreiben aber nicht nur die Begegnung mit ihren Objekten, sondern auch sie selbst. Denn der persönliche Bezug der Fotografin, die als Zehnjährige Kamerun in Richtung Paris verließ und später ihre Heimat in Amsterdam fand, ist spürbar. Für ihre Serie „Frauen in Aktion“ begleitete sie zwischen 2009 und 2017 Frauen bei ihrer harten körperlichen Arbeit und im Einsatz für ihre Umwelt. Festgehalten aber ist kein Moment des Scheiterns, sondern einer der Bezwingung des Unmöglichen. Die unbeschönigte Schönheit der Emanzipation. Beim Verlassen der Ausstellung dann der Bann eines Bildes, das auch von Unfreiheit, Verletzlichkeit, Isolation zu erzählen scheint: auf einer Wasseroberfläche, hinter den Maschen eines Fischernetzes, die Reflexion eines Frauenkopfes; in  den Pupillen spiegeln sich, kaum entzifferbar, Menschen.

Bis 1. Juli,

Di.-So. 9.30-17.30 Uhr; Maximilianstraße 42, Katalog: 24,80 Euro; Telefon 089/21 01 36 100.

Artikel 2 von 3