Die Katze lässt Staatsintendant Nikolaus Bachler früh aus dem Sack. Ja, es gibt kommende Spielzeit einen neuen „Otello“ an der Bayerischen Staatsoper. Ja, es singen die Publikumslieblinge Anja Harteros und Jonas Kaufmann, und ja, aus dem Dreamteam wird ein Traumtrio: Am Pult steht Kirill Petrenko.
Der Generalmusikdirektor zeigt sich begeistert bei der Spielzeitpräsentation im Nationaltheater – eigentlich die einzige Gelegenheit, bei der man den Dirigenten öffentlich reden hören kann. „Ich fiebere ,Otello‘ sehr entgegen.“ Verdis Werk sei „ein Meilenstein der gesamten Opernliteratur“, und Harteros sowie Kaufmann „Traumsänger für diese Partien heute“. Petrenko lässt außerdem durchscheinen, dass er durch das Studium des Autografen neue Seiten der Oper erschließen möchte – obwohl, oder gerade weil jeder meint, „Otello“ zu kennen. Neben der szenischen Realisierung durch Amélie Niermeyer ist vor allem spannend, wie Kaufmann sich mit diesem „Tenorkiller“ in seiner Heimatstadt präsentieren wird. Die zweite Premiere mit Petrenko in der Spielzeit 2018/19 ist „Salome“ von Richard Strauss zum Auftakt der Festspiele. Hier setzt der Chef ebenfalls auf neue Erkenntnisse, durch das Studium der „Dresdner Fassung“. Der Impuls für diese Produktion ging wohl von Sopranistin Marlis Petersen aus, mit der Petrenko künstlerisch „alles machen würde, was sie nur will“. Auf „Salome“ darf man sicher gespannt sein, ist Petersen doch auch als Darstellerin vielversprechend. Regie führt Kryzsytof Warlikowski. Bachler setzt darüber hinaus auf bekannte Namen (siehe Kasten). Mit Glucks „Alceste“ und Händels „Agrippina“ wird der Oper des 18. Jahrhunderts noch mehr Raum eingeräumt. Inhaltlich vielversprechend ist „Karl V.“ von Ernst Krenek. Diese erste Zwölftonoper mache deutlich, dass grundsätzlich „jedem Heilsbringer zu misstrauen ist“, sagt der Intendant. Carlus Padrissa und La Fura dels Baus könnten hier mit poetischen Bildern und spektakulärer Artistik faszinieren.
Großes Lob erhält bei der Pressekonferenz Ballettdirektor Igor Zelensky, die Auslastung des Staatsballetts liegt derzeit bei 98 Prozent. Bleibt es dabei, ist es das beste Ergebnis in der Geschichte des Hauses. Endlich, sagt Bachler, sei auch hier der Punkt erreicht, an dem Karten begehrte Mangelware wie bei der Oper sind: ein Seitenhieb auf den, natürlich nicht erwähnten, Vorgänger Ivan Liška.
Überraschungen im Opernrepertoire sind 2018/19 eher Mangelware. Die Petrenko-Produktionen (etwa „Fidelio“ mit Kaufmann) stechen heraus. Joseph Calleja singt Don José, Sonya Yoncheva Norma, Placido Domingo kommt wieder als Vater Germont. Eine Novität: Anna Netrebko singt einen Festspiel-Liederabend mit russischen Werken.
Merkwürdig zurückhaltend spricht Bachler über das anstehende Doppeljubiläum 200 Jahre Nationaltheater und 100 Jahre Staatsoper. Da ist laut Kalender momentan außer „Meistersinger“-Aufführungen und „Schwanengesang“ mit Christian Gerhaher erstaunlich wenig geplant oder bekannt. Das Motto zur nächsten Spielzeit ist: „Alles was recht ist.“ Noch Münchnerischer wäre: „Schaun mer mal!“