Wenn die Toten erwachen

von Redaktion

Nachtkritik: „Les Vêpres siciliennes“

Eigentlich steht das Gemetzel am Ende des Stücks, hier wirft es seine Schatten voraus. Giuseppe Verdis „Les Vêpres siciliennes“ begegnet uns an der Bayerischen Staatsoper als dreieinhalbstündiges Totenerwachen. Das Problem: Nach dreieinhalb Minuten ist die Grusel-Chiffre von Regisseur Antú Romero Nunes mit all den Masken, blutbeschmierten Gewändern und Totenköpfen verpufft.

Gestern Abend war Premiere an der Staatsoper, und besonders viel getan hat sich auf der Bühne bis zur Pause nicht. Viele Bilder in düsterer Postkartenqualität, die aber von der Zerrissenheit der Figuren kaum etwas erzählen. Omer Meir Wellber treibt das Bayerische Staatsorchester durch die Ouvertüre. Mit der Zeit wird gottlob klar, dass Verdi auch Lyrik und Sinn für Melos benötigt. Nicht alle Solisten agieren in ortsüblicher Form. Bariton George Petean als Montfort zeigt den Kollegen, mit welcher Stilistik man dem kniffligen Stück begegnen muss.  th

Artikel 6 von 8