Warum ist in den Verhandlungen zur Bundesregierung eigentlich keiner auf die Kelly Family gekommen? Von Wellen der Liebe, die den einstigen Straßenmusikern in diesen Wochen entgegenschwappen, können Merkel, Seehofer, Scholz & Co. nur träumen. Und die Kellys haben den Politikern noch etwas voraus: Sie haben eine klare Botschaft, die Liebe.
Rappelvolle Arenen und Hallen allüberall seit ihrem Comeback, das im Mai 2017 eigentlich eine einmalige Sache sein sollte und nun, 2018, eine Europatour geworden ist. In der ausverkauften Münchner Olympiahalle stehen alle ab dem ersten Ton, die Bestuhlung hätte es gar nicht gebraucht. Vom ersten Song an ist alles so schön wie früher. Das Publikum ist extrem bunt gemischt – vom Kind bis zur Oma, vom Heavy Metal-Fan in der Hardrock-Kutte bis zum Alt-Hippie mit langem gezopften Haar auf dem Haupt und im Gesicht.
„We got Love“ heißen das Comeback-Album und die Tour. Als ob sie nie weggewesen seien, wird aus den übrig gebliebenen Kellys (Angelo, Jimmy, Joey, John, Kathy, Patricia und Paul) eine einzige Familie. Die zusammen singt (darunter die unsterblichen Hits wie „An Angel“, „I can’t stop the Love“ und „Nanana“) und Spaß hat.
Das Konzert ist eine Reise durch 40 Jahre Bandgeschichte. Die Kellys machen Straßenmusik in Vollendung und in vielen Sprachen. Und in einer, die jeder versteht: die der Liebe. Inklusive Konfettiregen, ein wenig Feuershow, ein bisschen irisches Liedgut und Singen auf dem Laufsteg mitten im Publikum. Hochprofessionell und nahe am Menschen, knapp zweieinhalb Stunden lang. Nein, niemand muss sich schämen, Kelly-Fan zu sein. Die Botschaft ist so schön einfach – und gar nicht schwer zu kapieren. John Kelly sagt es am Schluss des Konzerts in nur drei Worten: „Wir sind eins.“ armin rösl