Warum soll es in den Zeiten der Fake-News nicht auch Fake-Firmen geben? Das dachten sich wohl die Damen der Performance-Truppe „The Agency“, die mit dem Autor Leif Randt die „Perfect Romance Corporation“ erfunden haben. Eine Art Glücks-Agentur, die zur Abwechslung keinen käuflichen Sex, sondern die ganz großen Gefühle im Angebot hat – mit „Lovern“, die den Kunden nicht Erotik, sondern Romanzen-Feeling vorgaukeln. „Eine prickelnde Simulation des Schönen, Soften und Verträumten“ verspricht der Werbetext, der sich unter www.alwayshereforyou.de auf der Homepage dieses Unternehmens findet.
So weit ist das alles natürlich eine wunderbare Satire über den totalen Markt und das totale Marketing, die selbst die wahre Empfindung längst als Ware verwerten. Aber weil es die „Agency“ nicht bei ironischen Konzepten und Websites belässt, hat sie ausgerechnet am Valentinstag in den Münchner Kammerspielen (Kammer2) eine „Pop-up-Filiale“ ihrer Schnulzen-Agentur eingerichtet, wo der Theaterbesucher zum Kunden wird: Er betritt eine Lounge, die man als „total chillig“ bezeichnen muss, penetrante Zuckerwatte-Musik rieselt ihm ins Ohr, auf Podesten posieren die strahlenden Lover (überwiegend Damen), Vögel zwitschern, eine Discokugel funkelt, und an der Bar in der Mitte gibt’s kostenlos Getränke von zweifelhafter Qualität. „Welcome Home, Darling“, säuselt es aus den Lautsprechern, „willst du mit nach Paris?“ Aber natürlich bleiben die ganzen Liebesphrasen im Hollywood-Stil so unverbindlich wie das käufliche Dauerlächeln der Romantik-Dienstleisterinnen.
Insofern ist es wohl gewollt, dass diese Rumsteh-Party schnell fad wird. Aber wenn der Zuschauer Glück hat, wird er von einer der feschen Loverinnen ins Séparée gelockt und mit simulierter Authentizität umgurrt, sodass kurzzeitig die Grenze zwischen Schein und Sein leicht unscharf wird – denn dergleichen Geschmeichel kennt Mann ja auch aus dem wirklichen Leben.
Was bleibt also am Ende aller Floskeln? Um es mit den Worten Humphrey Bogarts aus „Casablanca“ zu sagen: „Uns bleibt immer noch Paris.“