Interview

Das Geburtstagskind

von Redaktion

Steve Lukather über 40 Jahre Toto, sein neues Leben und „Der Zauberer von Oz“

Ihre Hits sind legendär. „Africa“, „Hold the Line“ und „Rosanna“ werden immer untrennbar mit der Band Toto verbunden sein. Am 22. Februar kommt die US-Gruppe zum Geburtstagskonzert nach München und feiert 40 Jahre Toto. Wir telefonierten mit Bandgründer und Leadgitarrist Steve Lukather und sprachen mit dem 60-Jährigen über das Toto-Jubiläum, alkoholfreies Weißbier, seine Deutschkenntnisse und die Beatles.

-Hallo Mr. Lukather…

Hallo nach Deutschland. (Auf Deutsch.) Einen wunderschönen guten Tag.

-Wir können das Interview auch auf Deutsch führen.

(Auf Deutsch.) Nein, nein, ich nicht gut sprechen. (Auf Englisch) Meine Urgroßmutter sprach Deutsch, ich habe auch Vorfahren aus Österreich.

-Ich würde das Gespräch gerne aufzeichnen, warten Sie einen Augenblick? „Hold the Line“!

(Lacht.) Das ist witzig. Warten Sie! (Singt.) „Hold the Line.“ Das können Sie aufnehmen und dann in die Warteschleife legen.

-In Los Angeles ist es jetzt 10 Uhr, ich dachte, Rockstars stehen spät auf.

Ich bin seit 5.30 Uhr auf, ich kümmere mich dann um meine Kinder, die Kleinen müssen in die Schule. Und ich koche und lächle und schreie: „Zieht eure verdammten Schuhe an!“ Dann fahre ich sie in die Schule.

-Sie waren nicht immer so pflichtbewusst.

Als wir jünger waren, haben wir schon ein paar Sachen gemacht. Aber ich trinke nicht mehr, ich rauche nicht, ich nehme keine harten Drogen und ich ernähre mich gesund.

-Sie haben Ihren Lebensstil radikal geändert.

Vor fast neun Jahren. Ich hatte mich vorher bewusst fertiggemacht, wollte nichts mehr fühlen. Meine Mutter starb, ich steckte in der Scheidung von einer Frau, die mit einem Kind von mir schwanger war. Meine Band brach auseinander, und ich wurde nervös. Mir fielen die Haare aus. Als ich völlig panisch zum Arzt ging, sagte er: „Keine Angst, du wirst nicht kahl, aber du musst deinen Stress reduzieren.“ Ich bin jetzt 60, seit 40 Jahren im Geschäft. Und ich bin dem Herrgott jeden Tag dankbar dafür, dass ich das erleben darf. Ich habe meinen Traumjob gefunden.

-Stimmt es eigentlich, dass Eddie Van Halen in einem Interview auf die Frage, wie man sich als bester Gitarrist der Welt fühle, geantwortet hat, man solle Steven Lukather fragen.

Ach, Mann, das stimmt nicht. Ed liebt mich, ich liebe ihn auch. Wir sind seid vielen Jahren befreundet. Und wir sagen liebe Dinge übereinander in der Presse. Im Zeitalter des Internets wird aber alles irgendwie veröffentlicht. Das ist wie mit diesem Bild, auf dem ich neben Dave Gilmour (Sänger und Gitarrist von Pink Floyd; Anm. d. Red.) stehe, das Leute ins Internet gestellt haben. Ich dachte, Dave hat es hochgeladen. (Lacht.) Ich hab das Bild nie gemacht, ich kann mich auch nicht erinnern. Aber das Bild gibt es. Wir leben in einer verrückten Welt.

-Wieso sind Sie Musiker geworden?

Ich hab mit acht Jahren angefangen. Ich sah damals die Beatles in der „Ed Sullivan Show“. George Harrison hat mich sehr beeindruckt, alles begann mit George. Ich habe lange zusammen mit Ringo gespielt, der auch ein guter Freund von mir ist. Mann! 40 Jahre gehen einfach zu schnell vorbei.

-Sie starten jetzt Ihre Tour zum 40-jährigen Bestehen von Toto, am 22. Februar sind Sie in München – nicht zum ersten Mal. Mögen Sie die Stadt?

Ohne jeden Zweifel, ich mag die Stadt. Sie war immer gut zu uns. Ich mag auch eine gute deutsche Wurst. Ich trinke ja nicht mehr, aber sie machen ein großartiges alkoholfreies Weißbier. Ich bin über die Jahre ein richtiger Experte für Fake-Bier geworden.

-Haben Sie auf Tour überhaupt Zeit, sich die Stadt anzusehen?

Das würde ich gerne. Warten Sie mal! (Raschelt mit Papieren, sagt zu sich selbst: „Mann, kann man das vielleicht noch kleiner schreiben?“ Spricht wieder in den Hörer.) Oh, ich sehe gerade, das schaffen wir nicht, wir haben drei Konzerte unmittelbar hintereinander.

-Auf was dürfen sich die Fans freuen?

Es ist unser 40. Geburtstag. Wir werden unsere größten Hits spielen. Wir werden aber auch Songs spielen, die die Leute in Europa noch nicht gehört haben oder seit 1978 nicht mehr. Wir sind ja mehr als eine anspruchsvolle Jam-Band. Aber wir werden natürlich „Hold the Line“ und „Rosanna“ spielen. Und „Africa“. Mann! Wenn wir „Africa“ nicht spielen, werden wir gelyncht!

-Haben Sie einen Lieblingssong?

Das kann ich unmöglich beantworten. Aber ich kann Ihnen sagen, es war das Größte für mich, als ich „Hold the Line“ das erste Mal im Radio gehört habe. Da bin ich schier ausgerastet, als der Radiosprecher gesagt hat: „Hier kommt eine Band mit dem Namen Toto und dem Song ,Hold the Line‘.“ Ich lief durch die Wohnung wie ein Kind an Weihnachten. Das war besser als alles andere: Wir sind im verdammten Radio!

-Die Band hat sich nach dem Hund aus „Der Zauberer von Oz“ benannt. Gab es damals eigentlich Alternativen?

Jeff Porcaro (verstorbener Schlagzeuger von Toto; Anm. d. Red.) und unser Keyboarder David Paich hatten sich damals völlig stoned den Film angeschaut und gesagt: „Wir müssen die Band Toto nennen.“ Ich habe gesagt: „Warum können wir nicht unseren alten Highschool-Bandnamen nehmen: Rural Still Life.“ Dann hieß es, nein, das können wir nicht machen, wir brauchen etwas Frisches, was man in jeder Sprache einfach sagen kann. Wir haben das nie bereut. Aber als das erste Album dann erschien, haben uns die Leute Bilder von Toto-Toiletten geschickt und all so etwas. Ich garantiere Ihnen, hätten wir einen cooleren Bandnamen ausgesucht, hätten wir nur halb so viel Mist über uns ergehen lassen müssen.

Das Gespräch führte Sascha Karowski.

Konzert in München

Toto spielt am Donnerstag, 22. Februar, 20 Uhr, in der Münchner Olympiahalle; Telefon 089/ 54 81 81 81.

Artikel 9 von 13