Rolando Villazón und Ildar Abdrazakov,
Philharmonie
Teamwork, das ist ein Prinzip, das sich für Rolando Villazón bewährt hat. Auch wenn er in der Münchner Philharmonie schon öfter als Alleinunterhalter begeisterte: Am besten ist er, wenn er Partner auf der Bühne hat, mit denen es sich spielen und Späße treiben lässt. Nach Anna Netrebko oder Cecilia Bartoli erwartete einen dieses Mal insofern eine ungewohnte Kombination, als er mit Ildar Abdrazakov Unterstützung aus tiefschwarzen Bassregionen bekommt – selbst, wenn an diesem Abend nur wenig von der gemeinsamen CD der beiden zu hören war, die den eigentlichen Anlass für die Tournee gab, und man sie selten im Duett erlebte. Was aber vielleicht auch besser so war.
Rein vom Stimmvolumen her konnte Abdrazakov seinen neuen besten Freund meist mühelos in die Tasche stecken. Das zeigten neben der machtvoll dröhnenden Basilio-Arie aus Rossinis „Barbiere“ vor allem die Ausschnitte aus Boitos „Mefistofele“, die man – samt eingeforderter Publikumsbeteiligung bei der Pfeif-Einlage – als Schwank aus Auerbachs Kellertheater präsentierte.
Doch wenn es darum ging, sich gemeinsam zum Rhythmus von „Granada“ oder den „Ochi Chyornye“ zu wiegen, hatte Villazón dann doch den geschmeidigeren Hüftschwung, um vor allem Damenherzen höher schlagen zu lassen. Über die sonstigen Entertainer-Qualitäten des Mexikaners muss ja kaum ein Wort verloren werden. Da war es auch egal, wenn kurz zuvor glutvoll der Schmerz unerfüllter Liebe besungen wurde. Spätestens beim Positionswechsel mit dem Kollegen war dann wieder Zeit für einen kleinen Tür-auf-Tür-zu-Witz, hüpfende Augenbrauen oder ein kollegiales High Five, bevor es in den rund halbstündigen Zugaben-Block ging. Ein Motto für den Abend? Da dürfte man bei Verdis „Falstaff“ fündig werden: „Alles auf Erden ist Spaß“. tobias hell