Little Steven,
Muffathalle
Seit Jahrzehnten nölt Steve van Zandt über die schier endlosen Konzertorgien seines Bosses Bruce Springsteen. Und was macht er beim Solo-Auftritt in der fast ausverkauften Münchner Muffathalle? Er spielt selber bis in die Puppen. Über zweieinhalb Stunden stromert Little Steven mit 14-köpfiger Begleitung durch so ziemlich alle populären Genres seiner Heimat USA.
Früher habe er mit seiner Musik politisches Bewusstsein wecken wollen, heute sei es wohl besser, wenn man die Menschen mit einer Show von der Politik ablenken könne, meint Little Steven launig und wirft sich mit viel Leidenschaft in ein kunterbuntes Programm. Im erdigen Rumpelrock ist er ebenso zuhause wie im Soul, im Blues oder im Reggae. Selbst ein klein wenig Disco schmuggelt Little Steven unter. Der Saal brodelt am Ende tatsächlich, und wer keinen guten Abend hatte, der hat womöglich grundsätzlich nicht viel Freude am Leben.
Gut, der weltgrößte Sänger ist Little Steven nicht, aber er hat mit seinen Soul Disciples eine mehr als anständige Band im Rücken. Hier sei alles echt, betont er. Es gibt keine Töne aus dem Computer und kein Playback. Die Bläser sorgen für Tempo, drei sensationelle Damen singen und tanzen mit einer Hingabe, als ginge es mindestens um ihr Seelenheil. Alles handgemacht und alles sehr gut anzuhören. Unverhofft möchte man fast sagen: Man neigt dazu, den im Wortsinne kleinen Kumpel vom großen Bruce Springsteen zu unterschätzen.
Dabei kann er etwas und hat viel dazu beigetragen, aus Springsteen den Mythos zu machen, der er heute ist. Little Steven ist ein Botschafter seiner Heimat und sieht sich als Vertreter der anderen USA. Immer mal wieder deutet er an, wie unglücklich er mit der jetzigen Situation sei. „Das geht wieder vorüber“, ruft er aufgeräumt in den Saal. Was er nicht sagt, was aber jeder versteht: Little Steven und seine Musik bleiben. zoran gojic