Jahrelang war der einstige Schlagerkönig aus den Schlagzeilen und von den Bildschirmen verschwunden. Keiner schien sich mehr so recht für Gus Backus zu interessieren. Doch jetzt zu seinem heutigen 80. Geburtstag finden Regenbogenpresse und TV-Stationen wieder Gefallen an dem singenden US-Bajuwaren, der seit 1990 in Germering lebt. Ganzseitig wurde zuletzt in Gazetten beschrieben, in welch ärmlichen Verhältnissen er mit seiner Gattin Heidelore doch lebe und wie finanziell abgebrannt er sei. Aber keine Spur davon, wenn sich seine Wohnungstür im dritten Hochhausstock in Germering öffnet.
Backus hat sich arrangiert mit seinen Lebensumständen, hat eine schmuck eingerichtete Dreizimmer-Eigentumswohnung und nach eigenen Angaben ausreichend Geld, um den Alltag zu bestreiten und sich einmal im Jahr einen Urlaub bei seiner im spanischen Marbella lebenden Schwester leisten zu können. Seiner ehemaligen Managerin lastet er an, dass sie die damals nicht unerheblichen Gagen (noch in DM-Währung) nicht in einer Pensionskasse angelegt habe. Aus den USA wird ihm monatlich eine kleine Rente überwiesen. Dort arbeitete er auf Ölfeldern in Texas, nachdem er 1973 seine deutsche Showkarriere für beendet erklärt hatte.
Zuletzt war er 2010 in seinem Geburtsland. Die aktuellen politischen Verhältnisse, vor allem die jüngsten rassistischen Ausschreitungen in den USA sind ihm ein Dorn im Auge. Zumal Gus Backus 1957 in der Doo Wop-Gruppe The Del-Vikings als erster Weißer unter drei Schwarzen spielte: „Eigentlich undenkbar für damalige Verhältnisse.“ Die Band verbuchte gleich zwei Top-Ten-Notierungen in den US-Charts – noch immer hängt die Goldene Schallplatte an einem Ehrenplatz im Wohnzimmer.
Gus Backus, der einstige „Häuptling der Indianer“ (dieser Song hat ihn unsterblich gemacht und wird bei Youtube bis heute tausendfach geklickt), vergöttert heute seine Squaw und „Lebensretterin“ Heidelore. Sie, die einst Mitglied des Deutschen Fernsehballetts war, hat der Musiker ein zweites Mal geheiratet. Die erste Ehe mit Karin scheiterte; Byra, seine dritte Ehefrau, starb 2001. Am Tiefpunkt angelangt, eroberte er Heidelore „und mit ihr mein Lebensglück“ zurück. Kennengelernt hatten sich die beiden einst bei einer Fernsehsendung in Baden-Baden. Heidelore weiß sogar noch, wann diese aufgezeichnet wurde, „am 7. April 1977“. Die vier Kinder leben ebenfalls in Bayern – „mit ihnen jetzt Geburtstag zu feiern, ist mein schönstes Geschenk“.
Aus dem Showgeschäft hat sich Backus vor drei Jahren zurückgezogen. Im vergangenen Jahr war er dann noch mal nostalgischer Begleiter einer Fanbustour auf den Spuren von Johnny Cash. Ziel war der Fliegerhorst in Penzing, wo der Country-Sänger damals stationiert war. Bei der Neuauflage heuer am 16. September wird Backus fehlen. Ohnehin sind seine Kontakte zur Schlagerszene gänzlich abgerissen. Sein bester Freund, der britische Entertainer Chris Howland, ist mittlerweile ebenso verstorben wie sämtliche Mitglieder der Del-Vikings. Von einem Schlaganfall hat sich Gus Backus zwar einigermaßen erholt, doch nun hat ihm der Arzt wegen eines Rückenleidens das geliebte Radfahren verboten. Weshalb der einstige Schlagerstar, der in seiner gemeinsamen Militärzeit mit Elvis Presley regelmäßig im Auto von Bad Nauheim nach Frankfurt gedüst war, mittlerweile nur noch selten aus dem Haus geht. US-Sport im Fernsehen schauen und die Fußball-Bundesliga verfolgen – das sind jetzt seine großen Leidenschaften. Die ersten Kontakte zur deutschen Kickerszene hat Gus Backus (er legt Wert auf die Original-Aussprache „Gaes Baeckaes“) dank Löwen-Legende Petar „Radi“ Radenković geknüpft. Weshalb er es noch immer als „sehr seltsam“ betrachtet, dass er nicht Mitglied beim TSV 1860, sondern später ausgerechnet beim FC Bayern wurde. Aktiven Sport betreibt die ehemalige Stimmungskanone („Brauner Bär und weiße Taube“, „Der Mann im Mond“, „Bohnen in die Ohren“) lediglich noch im Germeringer Freibad. Dort wird er auch regelmäßig erkannt. „Neulich“, erzählt Heidelore, „hat sich eine Stimme aus dem Wasser gemeldet und verkündet, dass bei einem Comeback die hiesige Stadthalle ausverkauft wäre.“
Sollte es wider Erwarten dazu kommen: Die „Sauerkraut-Polka“, mit der Gus Backus 1961 für 20 Wochen in den Hitparaden war, wird sicher nicht im Repertoire sein. Diesen Song, so gesteht der 80-Jährige, habe er aus seinem Gedächtnis gestrichen. Der Grund: Der deutschen Sprache zur damaligen Zeit kaum mächtig, hatte er den Text „Ich esse gerne Sauerkraut und tanze gerne Polka. Und meine Frau heißt Edeltraut…“ nur abgelesen und den Inhalt nicht verstanden. Heute versteht Gus Backus auch Bairisch.