„Vom Aufstieg in die Bayernliga zu sprechen, wäre blauäugig“

von Redaktion

Zwei Funktionäre, ein Ziel: Klaus Wudy und Uli Habl wollen den SB Chiemgau Traunstein in ruhige Fahrwasser führen

Traunstein – Der SB Chiemgau Traunstein blickt auf eine äußerst turbulente Zeit zurück. Nun hat der Verein sowohl einen neuen Gesamtvorstand als auch eine neue Fußballabteilungsleitung. Klaus Wudy, Gesamtvorstand Sport, und Uli Habl, Abteilungsleiter der Fußballer, blickten im Gespräch auf den Start der neuen Gremien zurück. Sie hoffen nun vor allem, dass endlich Ruhe einkehrt und der Verein Schritt für Schritt nach vorne kommt.

Seit Oktober 2019 gibt es einen neuen Gesamtvorstand beim SB Chiemgau. Wie ist Ihre Arbeit angelaufen?

Wudy: Nach einer gewissen Findungsphase läuft es jetzt ganz gut. Es sind auch gleich zum Start einige Themen aufgelaufen, bei denen wir viel zu tun hatten.

Sie sprechen die Unstimmigkeiten im Jugendbereich der Fußballer an, die auch einige Trainer-Rücktritte zur Folge hatten. Sind die Probleme ausgeräumt?

Wudy: Ja, das war und ist schon eine große Herausforderung für alle Beteiligten in der Sportlichen Leitung. Das wünscht man sich wirklich nicht, dass man mit diesen ganzen Personalien loslegt. Es hat sich da wohl einiges in der Vergangenheit aufgestaut, was dann explodiert ist. Wir befinden uns zwar noch in der Aufarbeitungsphase, aber ich sehe uns hier auf einem guten Weg.

Das heißt, es haben noch nicht alle Jugendmannschaften neue Trainer?

Wudy: Doch, das definitiv! Im Winter ist das zwar immer eine große Herausforderung, aber hier haben alle zusammen eine sehr gute Arbeit geleistet. Auch in diesen schwierigen Monaten konnten wir den Spiel- und Trainingsbetrieb ohne Einschränkungen weiterführen. Die Situation hat sich aus meiner Sicht jetzt auch wieder beruhigt.

Auch die Fußballabteilung hat sich erneut neu aufgestellt. Was sind Ihre ersten Ziele, Herr Habl?

Habl: Fast keiner von uns hat auf seiner Position Erfahrung. Das heißt, wir müssen uns jetzt erst einmal einarbeiten.

Es ist bei der Hauptversammlung deutlich geworden, dass die Fußballabteilung mit gewaltigen Summen hantiert. Muss es da nicht das Ziel sein, weiter oben zu spielen?

Habl: Wenn wir uns stabilisiert haben und eine gewisse Konstanz haben, dann können wir vielleicht mal sagen: Jetzt wagen wir den nächsten Schritt. Jetzt muss uns aber vor allem auch eines bewusst sein: Wir hatten erst in diesem Sommer riesige Probleme. Wir könnten jetzt auch in der Bezirksliga sein. Das darf man nicht vergessen. Und wir haben dann etwas aus dem Boden gestampft, bei dem wir nicht gewusst haben: Funktioniert das? Es hätte auch in die andere Richtung gehen können.

Wudy: Man muss froh sein, dass Stefan Hafner und Uli Habl das Ruder im vergangenen Frühjahr übernommen haben. Nach so einem Umbruch gleich vom Aufstieg in die Bayernliga zu sprechen, wäre blauäugig. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass wir uns in der Landesliga festigen.

Sie haben in Ihrer Eröffnungsrede auch betont, dass Sie das Image des SB Chiemgau in der Region verbessern wollen. Wie soll das gelingen, Herr Habl?

Habl: Die Außendarstellung ist extrem wichtig. Wir dürfen nicht meinen, dass wir über den anderen Vereinen der Region stehen. Jeder Verein probiert sein Möglichstes – und zwar mit Ehrenamtlern. Das verdient maximalen Respekt. Die Schwierigkeit bei uns liegt etwa auch im Nachwuchsleistungszentrum, da fischen wir natürlich die Jugendspieler der anderen Vereine ab. Da muss man künftig eine ehrliche Kommunikation haben. Wir müssen auch eine klare Linie verfolgen: Wir als NLZ können Spieler während des Jahres vielleicht zu einem Probetraining einladen, aber während der Saison darf keiner mehr zu uns wechseln. Das gibt nur Unfrieden und das macht eben unbeliebt.

Will der SB Chiemgau das Nachwuchsleistungszentrum überhaupt?

Wudy: Natürlich wollen wir das! Es wäre ja fahrlässig, wenn wir diese Chancen nicht nutzen. Wir sind froh, dass wir das NLZ haben und werden auch dafür kämpfen, dass wir es weiterhin behalten. Aber auch da muss man sagen: Unsere Zusammenarbeit mit den umliegenden Vereinen sollte sich verbessern und das NLZ sollte als Chance für talentierte Kinder und Jugendliche gesehen werden.

Wie stehen aus Ihrer Sicht die Chancen, dass der SBC das NLZ auch in der neuen Saison behalten darf?

Wudy: Das liegt nicht in unserer Hand, die Entscheidung liegt hier beim BFV und beim DFB. Wir können uns hier nur personell bestmöglich aufstellen und gut mit den Verantwortlichen zusammenarbeiten. Wir wollen das NLZ aber auf jeden Fall in der Region halten. Klar ist aber auch: Sollte es nicht klappen, dann brauchen wir einen Plan B.

Gibt es in Sachen neuer NLZ-Leiter schon etwas?

Wudy: Da sind wir noch auf der Suche. Uns ist wichtig, dass wir keinen Schnellschuss machen. Wir sind im engen Kontakt mit Peter Wimmer, dem Koordinator des DFB. Es ist extrem wichtig, dass wir jetzt endlich Ruhe reinbringen.Interview: bst

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