15 Jahre grün-weißes Herzblut

von Redaktion

Mit Hans Rottmüller hat der Fußball-Landesligist SB/DJK Rosenheim eine Identifikationsfigur verloren

Rosenheim – Wenn der SB/DJK Rosenheim am heutigen Mittwoch sein erstes Heimspiel in der neuen Fußball-Landesliga-Saison bestreitet, dann ist Hans Rottmüller nicht mehr mit dabei. Im Winter der Saison 2004/05 zum SBR gekommen, hielt er dem Verein bis zum Ende der vergangenen Spielzeit die Treue. Seine Zeit endete übrigens so, wie sie begonnen hatte: Zwischen den Pfosten in einer wichtigen Partie im Abstiegskampf! Mit der OVB-Sportredaktion hat der 35-Jährige seine SBR-Zeit als Torhüter, Torwarttrainer und Identifikationsfigur Revue passieren lassen. Hans Rottmüller über…

…sein erstes Spiel: „Das war im März 2005 beim MTV Berg auf geschlossener Schneedecke. Berg, damals genauso abstiegsbedroht wie wir, rechnete sich Chancen aus. Wir haben mit 1:2 verloren, danach aber unter dem Interimsduo Richard Neumeier und „Bärli“ Ziegler in der Relegation den Klassenerhalt geschafft.“

…sein schönstes Erlebnis: „Ein absolutes Highlight war sicherlich der Aufstieg 2011 in die eingleisige Bayernliga an der Seite von Walter Werner und mit einer charakterlichen Bombentruppe. Eine überragende Saison mit einer mindestens so überragenden Saisonabschlussfahrt mit 40 Mann nach Barcelona. Für viele die wohl schönste Zeit beim Sportbund.“

…das kurioseste Spiel: „Da gibt es zwei, die mir noch maßgeblich im Kopf sind. Im Juli 2005 habe ich mir im Heimspiel gegen den ASV Dachau in der 92. Minute das Kreuzband gerissen. Ich verdrehte mir das Knie, blieb anschließend am Boden liegen und ließ schließlich den Ball vor Schmerzen aus meinen Händen aus. Unser Physio Benno Rauscher war bereits ins Spielfeld gelaufen, fast alle Spieler standen um mich herum und plötzlich kickte ein Dachauer Spieler den Ball ins Tor. Und der Schiedsrichter zählte dies als 1:0 für Dachau, während ich zeitgleich vom Platz getragen wurde…

In der Bayernliga haben wir in Gersthofen vier Torhüter eingesetzt. Unser etatmäßiger Keeper Simon Vockensperger war verletzt, Florian Preußer verletzte sich in der ersten Halbzeit am Sprunggelenk und wurde durch Dominik Krammer ersetzt. Dieser sah wegen einer Notbremse die Rote Karte und Verteidiger Andi Sollinger stellte sich in die Kiste. Ich war damals Torwarttrainer und bin in der zweiten Halbzeit dann ins Tor.“

…seine Trainer: „Mit Sigi Niggl habe ich meine ersten Spiele gemacht, dann rettete uns das legendäre Interimsduo Neumeier/Ziegler vor dem Abstieg. Richard hatte ich als Trainer schon in diversen Auswahlmannschaften in der Jugend. Mit Walter Werner verbrachte ich die längste Zeit beim SBR. Ein toller Mensch und toller Trainer, der sehr gesundheitsbewusst ist. Er musste bei seiner ersten Spielersitzung zweimal hinschauen, als sich die Spieler nach dem Training mit Pressack rot-weiß, Cordon Bleu und Weißbier verköstigten – das konnte er gar nicht fassen. Mit ihm sind wir in die Landesliga und Bayernliga aufgestiegen. Danach kamen viele Trainer: Manfred Burghartswieser, ein akribischer Arbeiter, Günter Güttler und Matthias Pongratz. Das Duo Werner Wirkner/ Sepp Heller kam zu einem schwierigen Zeitpunkt, aber alleine ihre Verdienste als Spieler bleiben unvergessen. Und Klaus Seidel, ein Feuerwehrmann, der keine Scheu hatte, junge Spieler zügig einzubauen. Impulsiv war er auch schon, als er bei 1860 Rosenheim mein Jugendtrainer war.“

…meine Vorderleute: „Da waren viele gute Typen dabei. Charly Meier, Bernd Sylla, Alex Spreitzer, Andi Sollinger oder Markus Höhensteiger. Die hatte man als Torwart gerne vor sich. Bei dem ein oder anderen war der Begriff ,zimperlich‘ im Wortschatz nicht existent. Dazu gehören auch Schlitzohr Matthias Poschauko, unser Meisterkapitän Werner Wirkner, Sepp Heller, ein Sportsmann, von dem sich jeder junge Spieler eine Scheibe abschneiden kann, die Mittelfeldlokomotive Thomas Rothstein, Franz Eyrainer als Leitfigur des starken 1987er-Jahrgangs, der unter der Leitung von Richard Neumeier eine Ära beim Sportbund einleitete. Und natürlich Christoph Börtschök. Es war eine große Freude für mich, mein letztes Spiel beim SBR mit ihm auf dem Platz bestreiten zu dürfen.“

…meine Torhüter: „Auch das waren einige. Voran Simon Vockensperger, bärenstarker Stammkeeper über mehrere Jahre. Ihm folgte Dominic Zmugg, wahnsinnig ehrgeizig und für jeden Spaß zu haben. Nico Merz, der Gardemaß hatte, und Mihajlo Markovic, ein großes Talent, das sich wohl gegen den höherklassigen Fußball entschieden hat. Und viele junge, talentierte Keeper.“

…sein letztes Spiel: „Das war jetzt im Mai beim SV Erlbach. Es ging um den Klassenerhalt und Coach Walter Werner hatte die Idee, dass ich sein verlängerter Arm auf dem Platz sein und die junge Abwehr führen soll. Er meinte: ,Du musst nur reden und Ansagen machen. Das kannst du ja als Hochzeitslader besonders gut.‘ Mit einem 0:0 haben wir dann die Landesliga gehalten. Ein paar Mal musste ich mich aber doch schmeißen, sodass ich drei Tage lang beim Aufstehen in der Früh kaum aus dem Bett gekommen bin.“

…was ihn geprägt hat: „Die Freundschaften, die in dieser langen Zeit entstanden sind. Da hab ich Burschen kennenlernen dürfen, die du um 3 Uhr in der Nacht aus dem Bett klingeln könntest und sie wären für einen da. Das zweite ist, dass es definitiv für alle im Sinne des Rosenheimer Fußballs das Beste wäre, wenn endlich Kräfte gebündelt und die zwei Vereine TSV 1860 und Sportbund sich ernsthaft Gedanken um einen Zusammenschluss machen würden. Dass es möglich ist, solche Projekte erfolgreich in Angriff zu nehmen, zeigen die Beispiele Ingolstadt oder Traunstein.“

…warum er aufgehört hat: „Nach 15 ereignisreichen Jahren war es für mich nun Zeit für eine neue Aufgabe. Wenn man merkt, dass sich gewisse Prozesse im Verein abgeschliffen haben, und es nicht den Anschein hat, dass sich langfristig etwas daran ändert, dann wird die Situation nicht leichter. Ich wünsche mir von Herzen, dass der Sportbund seinen Weg findet und eine halbwegs ruhige Saison spielen kann. Aber das wird wohl ein steiniger Weg.“re

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