Sigulda – Beim Weltcupdebüt im Zweier-Bob, im zweiten Rennen auf Platz drei: Christoph Hafer und Anschieber Tobias Schneider – beide vom BC Bad Feilnbach – haben sich im lettischen Sigulda nur Olympiasieger Francesco Friedrich und Lokalmatador Oskars Kibermanis geschlagen geben müssen. Bereits im ersten Rennen belegte der 26-jährige Auszubildende der bayerischen Landespolizei und Junioren-Weltmeister von 2015 im Vierer-Bob (wir berichteten) mit Anschieber Issam Ammour Platz sieben.
Wie fühlt es sich an beim Weltcupdebüt direkt auf Platz drei zu fahren?
Wir, der Tobi und ich waren schon ein bisschen überrascht, aber auf jeden Fall super happy. Am ersten Tag waren wir mit Platz sieben schon ganz zufrieden, aber es war sehr knapp, da haben wir schon mit ein bisschen mehr geliebäugelt. Dass es wirklich fürs Podest reicht, hätte niemand erwartet.
Warum gingen Sie mit zwei verschiedenen Anschiebern an den Start?
Das bietet sich bei einem Doppelrennen an, um herauszufinden, wer der Bessere ist. Tobi ist sowieso mein langjähriger Partner und Issam Ammour war bei den Leistungstests im August der Zweitbeste. Deshalb wurde beschlossen, ihn bei einem Rennen im Weltcup starten zu lassen.
Wie kamen Sie zum Bobsport und haben Sie ein Vorbild?
In der dritten Klasse gab es einen Rodel-Schnupperkurs, seit dem war ich Rennrodler. Dort ging ich im Doppelsitzer an den Start, als mein Partner dann aufhörte, probierte ich das Bobfahren aus. Da das super funktionierte, habe ich 2010 richtig damit angefangen. Damals war sicherlich André Lange immer im Kopf, aber aktuell habe ich kein Vorbild mehr.
Warum kam es erst mit 26 Jahren zum Weltcupdebüt?
Das liegt ganz einfach daran, dass wir nie die Chance hatte uns zu qualifizieren, weil es in den letzten Jahren leider keine Selektionen gab. Bis 25, zählt man im Bobsport sowieso zu den Junioren und die Trainer sahen uns nicht als so konkurrenzfähig, dass man Selektionen ausfahren müsste. Somit waren Francesco Friedrich, Nico Walther und Johannes Lochner gesetzt und wir sind im Europacup und bei der Junioren-WM gefahren.
Wie lässt sich Ihr Berufsleben mit dem Sport verbinden?
Durch die Spitzensportförderung bin ich sozusagen für den Sport angestellt. Die Ausbildung dauert dafür anstatt zweieinhalb fünf Jahre. Wir haben im Sommer vier Monate Ausbildung und die restlichen acht Monate ist man dann für den Sport freigestellt. Das Tolle ist, wenn es mit dem Leistungssport nicht klappt, kann man jederzeit in den normalen Dienst übergehen.
Kann man vom Bobsport leben?
Ohne die Spitzensportförderung wäre es für mich aktuell nicht möglich. Allein der Trainingsaufwand lässt sich mit einem ‚normalen Berufsleben‘ nicht vereinbaren. Aber wenn man sich im Weltcup etabliert hat, kann man schon gut davon leben. Jedoch ist es nicht so wie im Fußball, dass man für Jahre ausgesorgt hat, wenn man ganz oben angekommen ist.
Neben dem Training und Wettkämpfen sind Sie sozusagen Teammanager, wie sieht der ‚Job‘ aus?
Das beginnt bereits kurz nach Ende einer Saison, da muss man sich Gedanken über das Team machen. Manche hören auf, oder bringen nicht die erhoffte Leistung, dann muss man sich neue Leute holen. Der beste Fall wäre natürlich, jeder bringt die Leistung und keiner hört auf, aber das ist bei unserem Sport eher selten. Sobald man sein Team zusammen hat, versucht man auf einer Art Halfpipe, so viele Starts wie möglich zu üben. Da der Start die Rennen mehr oder weniger vorentscheidet. Die ganze Koordination der Trainingslager, die Teamgestaltung und die Sponsorensuche liegen in meiner Hand. Lediglich bei der Auswahl der Unterkünfte in der Saison stehen uns die Trainer zur Seite, sodass alle Fahrer zusammen untergebracht sind.
Was sind Ihre Ziele für die Saison?
Ich will mir einen fixen Starplatz im Weltcup erkämpfen. Aktuell kämpfe ich mit Johannes Lochner um den dritten Platz. Da wir bei den ersten Selektionsrennen in Winterberg je einmal Zweiter und Dritter wurden, waren wir punktgleich. Bei den zweiten Selektionsrennen in Altenberg hat sich der Hansi verletzt, somit wurde entschieden, dass ich im ersten Rennen in Sigulda, im Zweier-Bob starte und er im Vierer-Bob in Winterberg. Im Anschluss soll entschieden werden, wie es weitergeht, aber ich hoffe, dass es zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem Entscheidungsrennen kommt um die Selektion von Altenberg nachzuholen. INTERVIEW: DOMINIK KIFINGER