Von den Sponsoren einen Korb gekriegt

von Redaktion

Paukenschlag in der Basketball-Bundesliga der Damen: Die Fireballs Bad Aibling haben sich mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb zurückgezogen und stehen als erster Absteiger fest.

Bad Aibling – Die gestrige Meldung der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) unter dem Stichwort Fireballs Bad Aibling war auf der Homepage vier Zeilen lang: „Am heutigen Vormittag wurde die DBBL GmbH vom Geschäftsführer der On-Fire-Spielbetriebsgesellschaft informiert, dass sich die Mannschaft der Fireballs mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb der 1. DBBL zurückziehen wird. Das am Wochenende stattfindende Spiel wird damit entfallen.“ Zwei Sätze mit Zündstoff!

Der kommissarische Geschäftsführer der On-Fire-Spielbetriebsgesellschaft, die für den Auftritt der Bad Aiblinger Damen in der DBBL zuständig ist, Christian Birmoser, bestätigte der OVB-Sportredaktion in einem Telefonat, dass „wir den Spielbetrieb eingestellt haben. Das betrifft aber ausschließlich die Bundesliga-Mannschaft. Die Herren und der Nachwuchs sind davon nicht betroffen.“ Birmoser führte die sportliche Situation mit einem dünnen Kader und Verletzungssorgen als einen Grund an, der Kern des Rückzugs ist allerdings die wirtschaftliche Lage. „Wir stellen den Spielbetrieb ein, um weitere Kosten zu vermeiden“, teilte Birmoser mit. Man sei bemüht, den Basketballsport, insbesondere die Jugendarbeit, weiter zu fördern. Deshalb habe man nun die Entscheidung treffen müssen, „um das nicht zu gefährden“.

Für den Geschäftsführer der DBBL, Achim Barbknecht, kam die Meldung aus Bad Aibling völlig überraschend. „Das hat sich für uns nicht angekündigt und erwischt uns auf dem linken Bein.“ Rein sportlich werden die bisherigen Spiele mit Bad Aiblinger Beteiligung aus der Wertung genommen, die Fireballs sind der erste sportliche Absteiger der laufenden Saison.

Der plötzliche Rückzug wirft allerdings Fragen auf, schließlich gab es ja vor der Saison ein Lizenzierungsverfahren durch die Liga. Dazu müssen die Fireballs beziehungsweise die Spielbetriebsgesellschaft ja auch Etatplanungen, Verträge und Sponsorenvereinbarungen vorlegen. „Es gibt Mindestetats, die nachzuweisen sind“, erläutert Barbknecht, „und aus den Unterlagen war nicht ersichtlich, dass der Kollaps kommt“. Da sei es auch üblich, „dass man Sponsoren mit aufführt, mit denen man im Gespräch ist“, meinte Birmoser. „Die bei der Sponsorensuche erhofften schnellen Erfolge sind nicht eingetroffen“, bekannte er.

Fakt ist aber, dass zumindest in der Kurstadt selbst das Thema Lizenz im Sommer schon ein Großes war. „Wir haben letztes Jahr schon mitbekommen, dass es brodelt“, meint Eva-Maria Jahnke, Vorsitzende des TuS Bad Aibling. Der Hauptverein hatte die Lizenz an die On-Fire-Spielbetriebsgesellschaft verpachtet. „Wir hatten einige Kämpfe ausgefochten und erst spät den Vertrag unterschrieben“, so Jahnke. Auch der TuS ist von der Entwicklung finanziell betroffen: „Ich kann jetzt noch nicht sagen, ob da schon alle Zahlungen für die Verpachtung erfüllt waren.“

Auf die Spielbetriebsgesellschaft, die der kommissarische Geschäftsführer möglichst erhalten möchte, werden noch weitere Forderungen zukommen. „Der Rückzug ist mit einer Strafe bedacht, die wir auch aussprechen werden“, teilte Barbknecht mit. Auf Nachfrage erklärte er, die Höhe der Strafe sei im mittleren vierstelligen Bereich anberaumt. Möglicherweise könnten Vereine, denen ein Heimspiel in ihrer Etatplanung fehlt, Regressansprüche stellen – und natürlich auch das spielende Personal der Fireballs, das feste Saisonverträge besitzt.

Die Spielerinnen wurden am Mittwochabend benachrichtigt. „Das war sehr emotional“, bekennt Birmoser. „Ich bin total schockiert, wie vor die Wand gestoßen“, meint Alina Hartmann. Die 23-jährige Junioren-Nationalspielerin war seit 2017 in der Kurstadt. „Ich lebe gerne in Bad Aibling und finde es schade, dass ich nun umziehen muss.“ Das Entsetzen in der Mannschaft war groß: „So langsam kommen wieder Nachrichten in unsere Teamgruppe. Viele wissen nicht, wie es jetzt weitergeht“, meinte Hartmann gestern. Rein rechtlich müsse der Arbeitgeber den Spielerinnen erst die Freigabe erteilen. „Dieser Prozess dürfte maximal eine Woche in Anspruch nehmen“, weiß Barbknecht. „Wir versuchen, dass die Spielerinnen möglichst schnell wo unterkommen“, hofft Birmoser. Allerdings sind die Mannschaftskader zumeist voll und die Etats ausgereizt. „Fast jede Spielerin hat einen Agenten. Die arbeiten jetzt auf Hochtouren“, sagt Hartmann. Die Mannschaft dürfte in alle Winde verstreut werden, die Probleme in Bad Aibling hingegen bleiben.

2011 ins Rampenlicht gerückt

Auf der deutschlandweiten Basketball-Landkarte ist Bad Aibling durch erfolgreiche Nachwuchsarbeit ins Rampenlicht gerückt. Die Damen der Fireballs schafften dann 2011 den Sprung in die 2. Bundesliga Süd. Nach den Rängen zehn und acht in den ersten beiden Spielzeiten ging es steil bergauf: 2014 wurde man Meister und schaffte den Aufstieg in die 1. DBBL. Dort folgte in der kommenden Saison zwar der Aufstieg, den man aber ein weiteres Jahr später wieder ausmerzte und erneut ins Oberhaus aufstieg. In den letzten beiden Spielzeiten schaffte man den Sprung in die Play-offs, wo jeweils im Viertelfinale das Aus gegen Marburg kam.

Wasserburg fehlt Derby-Heimspiel

Gaby Brei, lange Jahre als Abteilungsleiterin beim TSV Wasserburg aktiv, findet den Aiblinger Rückzug „für die Region sehr schade. Das war immer ein tolles Derby.“ Für Brei sei es „geradezu absonderlich, dass so etwas in einer wirtschaftlich starken Region wie Oberbayern passiert“. Gegenüber den Spielerinnen sei es nur fair, „dass man so etwas noch rechtzeitig vor Ende der Wechselfrist bekanntgibt.“ Brei weiter: „Dem TSV Wasserburg geht durch diesen Rückzug ein lukratives Heimspiel ab.“

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