Deutschen Titel mit dem Team geholt

von Redaktion

Jenny Lehmann stellt männliche Konkurrenz im Langstrecken-Cup in den Schatten

Albaching – Der Motorradsport gilt nicht als Frauendomäne, um so schöner, wenn dann doch mal eine Frau den Herren der Schöpfung im direkten Vergleich die Butter vom Brot nimmt: Jenny Lehmann aus Albaching ist amtierende deutsche Mannschaftsmeisterin im Langstrecken-Cup der Klasse 750 ccm.

Angefangen hat das Motorradfieber vor zehn Jahren, mit 16, als sie sich Gedanken machen musste, wie sie in die Arbeit kommt. Eine 125-ccm-Maschine war damals ihr Begleiter. Mit 18 wurde eine Supermoto gekauft, die sie auch heute noch gerne fährt. Über einen Gaststart in der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) im Gladius Cup vor zwei Jahren hat sie das Rennfieber gepackt. Sie beschloss, den Jungs das Leben auf der Rennstrecke schwer zu machen und wurde unter 30 Teilnehmern ohne jegliche Erfahrung auf einer Rennstrecke auf anhieb siebte. „Das war ein voller Erfolg für das erste Rennen“, erzählt sie strahlend.

Auf der Rennstrecke fährt Jenny ein selbst aufgebautes, reinrassiges Rennmotorrad mit sehr viel Knowhow. Yamaha R6 (126 PS und 175 Kilogramm vollgetankt) heißt der treue Begleiter. Dieses Jahr bekam sie die Gelegenheit in der DLC (Deutscher Langstrecken-Cup) die langen Rennen von sechs Stunden zu bestreiten. Dort waren sie und ihre zwei Teamkollegen sehr erfolgreich. Am Ende nahm das Team den Meistertitel in der 750-ccm-Klasse 2018 entgegen. Auf insgesamt sechs Strecken in Deutschland, Tschechien und Frankreich wird die Langstrecke bestritten.

Wie fühlt es sich an, mit 250 Kilometer pro Stunde über den Asphalt zu heizen? Lehmann: „Es wird irgendwann zur Gewohnheit. Man hat keine Pfosten, Bäume oder gar Gegenverkehr, der an einem vorbei fliegt. Daher fehlt jegliche Einschätzung, wie schnell man wirklich ist. Angst ist jedoch fehl am Platz.“ Allerdings sollte man leidensfähig sein. Zwei Stürze und ein paar Brüche blieben ihr auch nicht aus.

Die wenig freie Zeit, die zwischen den Rennstrecken Terminen und der Arbeit bleibt, verbringt die 26-Jährige mit Schrauben. Gelernt hat sie das nicht, dennoch ist sie sich sehr sicher in der Ausübung und kann mittlerweile auf eine Werkstatt fast verzichten. Ganz nach dem Motto: Selbst ist die Frau. Bezüglich der nächsten Saison ist sie noch etwas unentschlossen: Denn der Sport fordert von ihr finanziell viel. Da die Talentförderung in Deutschland in Sachen Motorradsport alles andere als gut ist, muss sich Lehmann selbst finanzieren. Richtige Sponsoren bleiben noch aus, lediglich kleinere Unterstützer sind vorhanden. „Ein Sturz wird da gleich mal sehr teuer“, erzählt sie. Pläne von der DLC 2019 in der 600-ccm-Klasse oder dem Ladys Cup, an dem sie gerne teilnehmen möchte, sind vorhanden. re

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