Der Name muss sich im Kader widerspiegeln

von Redaktion

Der SB Chiemgau Traunstein gibt aktuell nicht das Bild ab, das sich Verantwortliche und Fans des Vereins vorstellen. Das gilt weniger für den Nachwuchsbereich, der dank des BFV-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) einen klaren Aufwärtstrend und diverse Aufstiege zu verzeichnen hat, sondern für die erste Herrenmannschaft in der Fußball-Landesliga Südost.

Als Bayernliga-Absteiger – der in der 5. Liga übrigens mit sieben Siegen in 13 Partien eine starke Frühjahrsrunde hingelegt hat – strampeln die Kreisstädter sogar gegen den Fall in die siebtklassige Bezirksliga, unabhängig davon, wie das Heimspiel am gestrigen Freitag (siehe „Letzte Meldung“) gegen den ASV Dachau ausgegangen ist.

Die Kritik, die von vielen Fußball-Experten aber auch von Leuten aus den eigenen Reihen beziehungsweise dem engsten SBC-Umfeld kommt (diverse Facebook-Kommentare inklusive), zielt vor allem auf die Kaderplanung ab, für die der Sportliche Leiter und Abteilungschef Rainer Hörgl die Verantwortung trägt. Ganz allgemein stößt auf Unverständnis: fünf Kanadier im Aufgebot (nicht ohne sprachliche Barriere), dafür weniger Kicker aus der Region; zu viele hochkarätige Abgänge während der Sommerpause (zweistellige Spielerzahl); ein zu großer, kaum zu meisternder Umbruch zumal auch der Trainer (Miro Polak) und sein Assistent (Peter Martin) neu sind.

Kürzlich folgte noch der Weggang von Ex-Kapitän Max Bauer (wir berichteten), der mit kritischen Worten ebenfalls nicht hinterm Berg hielt („Ich finde diese Personalpolitik nicht okay − und mit dieser Meinung stehe ich auch nicht allein da“). Den Weggang Bauers – und jenen des anderen Ex-Kapitäns Patrick Schön bereits im vergangenen Winter – hatte Hörgl in der Vorwoche wie folgt kommentiert: „Reisende soll man nicht aufhalten. Ich sehe das ganz entspannt. Wir sind diesen Spielern ja auch nicht böse, wenn sie sich nicht mit unserem Weg identifizieren möchten.“

Auf Anfrage unserer Sportredaktion nahm nun auch der Erste Vorsitzende des SB Chiemgau, Prof. Dr. Engelbert Thaler, Stellung zur aktuellen Lage.

Grundsätzlich sei es dem 62-jährigen Rekordspieler des 1. FC Traunstein wichtig, „dass sich der Name des Vereins – also SB Chiemgau – auch im Kader widerspiegelt, „was wir letzte Saison leider nicht geschafft haben, und diese Saison auch nicht. Da befinden wir uns in einer Übergangsphase, weil es halt drei, vier Jahre dauert, bis sich das NLZ positiv in der ,Ersten‘ niederschlägt. Da habe ich jedoch einen langen Atem und vertraue auf diese langfristige Entwicklung.“

Dass man – übertrieben formuliert – derzeit eher eine kanadische Amateur- oder Nachwuchsauswahl anstatt einer Chiemgau-Auswahl repräsentiert, findet also auch Thaler offenbar nicht optimal – was wiederum eine indirekte Kritik an Hörgl darstellt. Diese dämpft der Vereinsboss jedoch sofort wieder, indem er darauf verweist, „dass ja zuletzt nicht fünf Kanadier, sondern nur zwei dabei waren.“

Dass zu wenige eigene Leute zum Zug kommen, dieses Problem sehe Thaler überhaupt nicht. Mit Florian Mayer, Kurt Weixler, Hannes Kraus und Philipp Matz stünden ja vier aktuelle oder letztjährige A-Junioren im Kader. Der erfahrene Funktionär weiß aber auch, „dass wir eine Balance aus jungen und erfahrenen Spielern brauchen“.

Auch die zahlreichen Sommerabgänge relativiert Thaler: „Einige von ihnen hätten ja sowieso aufgehört. Einige hätten wir schon gerne behalten, doch für die war es ein großes Problem, regelmäßig die drei oder vier Trainingseinheiten zu absolvieren. Und nur ein- oder zweimal trainieren – das geht halt bei uns nicht!“

Fazit: Mit dem aktuellen, dünnen Herren-I-Kader wagt der SBC einen Ritt auf der Rasierklinge. cs

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