Herr Grubauer, was war es für ein Gefühl, den Stanley Cup in die Höhe zu strecken?
Unbeschreiblich, denn man arbeitet so lange Jahre darauf hin, daran hängt so viel. Den Cup dann wirklich in die Höhe zu strecken, ist einfach unbeschreiblich. Ich habe immer noch keine Worte dafür und ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen und realisieren, was wir da geschafft haben. Ich bin unglaublich stolz auf die gesamte Truppe, denn wir hatten ja nicht das ideale Jahr und wir haben in den Play-offs zwei Monate lang dann jedes Spiel konstant 60 Minuten durchgespielt.
War denn der Cup schwer?
Nein, leicht, er war leicht. Er wiegt ja so 16 Kilo denke ich und er war in dem Moment leicht. Weil man so viel Adrenalin hat, denkt man gar nicht daran, wie schwer er ist.
Wie sahen die Feierlichkeiten in Las Vegas aus?
Wir haben schön in der Kabine gefeiert und dann sind wir in einen Club und in ein Casino und erst am Morgen nach Hause.
Dann ging es weiter in Washington?
Ja, wir haben in Washington weiter gefeiert, waren am Samstag beim Baseball. Dort haben wir alle Spieler kennengelernt und Ovi (Alexander Ovechkin, Anm. d. Red.) hat den First Pitch geworfen. Das war schon cool mit anzusehen. Dann sind wir weitergezogen. Wir haben die Zeit genossen. Am Dienstag ist die Parade, dann ist es ja auch schon wieder vorbei.
Wieso?
Dann kommen ja schon der Draft und die Awards in Las Vegas. Danach bekommt jeder Spieler den Cup mit nach Hause. Die haben da ja einen strengen Zeitplan.
Apropos Zeit: Die letzten Minuten des Spiels in Las Vegas waren ja unglaublich spannend. Auf einmal fiel die Uhr aus. Wie haben Sie das erlebt?
Es war noch eine Minute zu spielen, dann ist auf einmal die Uhr auf der Anzeigentafel stehen geblieben. Dann wurde das repariert, aber sie ist noch einmal stehen geblieben. Wir haben alle auf der Bank geschrien. Aber die Liga hat gesagt, dass der Ausgleich von Vegas in dieser Zeit nicht gezählt hätte – aus welchen Gründen auch immer. Danach hat Gott sei Dank alles gepasst und glücklicherweise haben wir das Ding dann gemacht!“
Und danach ging’s in der Kabine weiter. Oder gab’s danach noch Ansprachen?
Wir haben einfach nur gefeiert. Bei uns standen Bier und Champagner fünf Zentimeter hoch in der Kabine. Jeder hat auch noch was gesagt, aber wir haben das alles einfach genossen. Denn wenn man durch die Liga schaut, gibt es so viele Namen, die den Cup noch nicht gewonnen haben. Diese Spieler haben so viele Spiele gemacht und hatten nie die Chance, den Cup zu gewinnen.
Alexander Ovechkin und Nicklas Bäckström sind zwei solche, die ihn jetzt gewonnen haben.
Ich freue mich für Ovi und Bäcki, die beiden sind schon seit Jahren dabei und haben alles mitgemacht. Sie haben ohne Groll jede Saison gespielt und es nun so abzuschließen, ist toll.
Ovechkin hat sich gefreut wie ein kleines Kind, es schien, als wären ihm Zentner von den Schultern gefallen. Wie haben Sie das gesehen?
Es freut uns alle für ihn. Wir wollen gewinnen und er auch, er ist unser Kapitän. Er hat schon so viel gewonnen – eigentlich fast alles, was es zu gewinnen gibt. Nur ein paar hat er noch nicht. Jetzt hat er sich auf dem Stanley Cup verewigt und das ist die wichtigste Trophäe überhaupt. Bis jetzt hat er den Cup auch nicht aus der Hand gegeben…
So sah es auf den vielen Bildern auch aus. Aber Sie durften ihn doch auch mal haben oder?
(lacht) Entweder der Ovi hatte ihn oder ich habe ihn. Aber er wird um 24 Uhr immer mitgenommen und erst am nächsten Tag wieder ausgegeben.
Wie waren die Reaktionen von zu Hause. Haben Sie schon alle SMS beantwortet?
Nein, das habe ich noch nicht geschafft. Ich habe so viele Nachrichten bekommen, über Messenger, Facebook, Instagram. Es freut mich, dass es so viele angesehen und mitverfolgt haben.
Und im Sommer kommt der Stanley Cup nach Rosenheim, oder?
Ja er kommt auf alle Fälle nach Rosenheim. Was wir genau machen, kann ich aber noch nicht sagen. Ich denke aber so etwas wie Tom Kühnhackl im ersten Jahr – erst öffentlich und dann privat. So stelle ich mir das vor. Die Fans wollen ihn mit Sicherheit sehen.
Bis dahin könnten Sie schon nicht mehr im Kader der Caps stehen. Es gab in den vergangenen Tagen Meldungen, wonach die New York Islanders und die Carolina Hurricanes Interesse hätten.
Es gab schon die gesamte Saison über Interesse von verschiedenen Vereinen, jetzt sind Carolina und New York hinzugekommen. Ich muss mit meinem Agenten reden und sehen, was passiert. Wir haben das aber nicht unter Kontrolle, denn das macht der Manager der Caps. Was im Sommer passiert, das passiert.
Ihr Ziel ist die Nummer eins, oder?
Ich will spielen. Keiner will auf der Bank hocken. Wenn ich den Verein dafür wechseln muss, ist das so und ich bin bereit für die Aufgabe und freue mich auch. Aber Washington hat das unter Kontrolle, denn ich bin noch ein Jahr Restricted Free Agent. Interview: Michael Bauer