Rosenheim – Natürlich war das Kofler-Team als Südzweiter in der Favoritenrolle gegenüber dem Nordsiebten, doch dass Favorit-Sein nicht unbedingt Weiterkommen bedeuten muss, erfuhr der Vizemeister des Nordens, Halle, schmerzhaft gegen die anscheinend zur rechten Zeit dem Desaster entronnenen Regensburger. Sehr hilfreich war aus Rosenheimer Sicht, dass Fabian Zick und Kameraden gerade zur rechten Zeit ihre unselige Auswärtsserie von sechs Niederlagen in Folge beenden und mit dem Overtime-Sieg in Spiel vier den Viertelfinal-Einzug klarmachen konnten.
War es nun eine hauchdünne Sache für die Starbulls oder glich das Achtelfinale eher einem Spaziergang? Die Antwort lautet: weder noch. Zwar gewann man die Serie mit nur einem Ausrutscher relativ souverän, aber mit etwas mehr Pech oder etwas weniger Steinhauer in der Overtime am Freitag hätte sie durchaus auch über die volle Distanz gehen können.
Was ganz klar für die Rosenheimer Dominanz spricht: In beiden Spielen in Rosenheim hatten die Indians praktisch ab der jeweiligen Starbulls-Führung kaum mehr reelle Chancen, die Partie noch herumzureißen, zu souverän erfüllten Draxinger & Co. die taktischen Vorgaben. Und sowohl das 3:0 als auch das 5:1 spiegelten letztlich doch die Rosenheimer Überlegenheit auch zahlenmäßig wider. Auch in Hannover konnten die Starbulls stets das erste Tor erzielen, doch da gelang es den Indians, einmal das Spiel zu drehen und einmal das Ausscheiden bis zur 72. Minute zu verzögern. Zwei Punkte, die die Dominanz der Starbulls vorübergehend minderten: der Doppelschlag mit zwei Gegentoren binnen sieben Sekunden im ersten Auswärtsspiel und die Unfähigkeit, den 2:1-Vorsprung über die Zeit zu retten, mit dem Resultat des Ausgleichs vier Sekunden vor Schluss. Ähnliches war ihnen ja auch in der Meisterrunde schon in Regensburg und in Peiting passiert.
Die Starbulls gewannen die Serie hauptsächlich aus zwei Gründen: Erstens, weil die Defensive endlich wieder fast optimal funktionierte, und zweitens, weil man in der Offensive einfach die größere Kader-Tiefe hatte. Für beide Behauptungen gibt es Zahlen. Stichwort Defensive: Zu Beginn der Serie ließ man die Indians fast 87 Minuten lang nicht zum Torerfolg kommen, zum Ende hin waren es noch einmal gut 71 Minuten. Und nimmt man den erwähnten Doppelschlag aus, lagen immerhin 16, 20 und 32 Spielminuten zwischen den einzelnen Gegentreffern. Nur sechsmal konnte Lukas Steinhauer in 250 Minuten Eiszeit überwunden werden, ein rechnerischer Schnitt von 1,44 pro Spiel. Allerdings verblasst dieser Wert gegen den des Deggendorfers Cody Brenner, der in allen drei Partien gegen Herne ohne Gegentor blieb!
Stichwort Offensive: 13:7 lautete das Gesamttorverhältnis, wobei auf Hannoveraner Seite eins der Tore sogar als Empty Net Goal fiel. Besonders bei personellem Gleichstand (11:4 Treffer) erwiesen sich Fröhlich, Baindl & Co. als fast dreimal so treffsicher wie der Gegner. Und während für Hannover kein einziger Spieler mehr als einmal traf, konnte sich die Rosenheimer Offensive gleich auf vier Mehrfachtorschützen (Bilek drei, Vollmayer, Fröhlich und Zick je zwei) stützen. Speziell Fröhlich bekamen die Indians nie komplett in den Griff, stand er doch in allen vier Partien in der Scorerliste. Auch Petri Lammassaari, zuvor sieben Wochen lang verletzt oder auf der Bank, trug mit einem Treffer zum Offensiv-Output bei.
Glück war es vielleicht für die Starbulls, dass es in allen Begegnungen relativ wenige Strafzeiten gab, nämlich nur je sieben „powerplay-relevante“ Minuten pro Team pro Spiel. Denn obwohl die Powerplay-Ausbeute gleich war (je zwei Tore für beide Mannschaften), wirkte das Hannoveraner Überzahlspiel wesentlich druckvoller.
Trotzdem fanden sich die Indians zumeist in der undankbaren Situation, einem Rückstand nachjagen zu müssen. In der gesamten Serie führten sie nur ganze sechzehneinhalb Minuten lang; ziemlich genau die Hälfte der Zeit (50,1 Prozent) führten die Starbulls, remis stand es 43,4 Prozent der absolvierten Zeit. Allerdings blieb es dabei lange Zeit spannend, denn nur in 10,5 Prozent der Spielzeit führten die Starbulls deutlicher als mit zwei Toren Differenz. Die Indians konnten sich gar nur 13 Sekunden lang (nach dem Empty Net Goal in Spiel zwei) über einen Zwei-Tore-Vorsprung freuen.