Aus der Starbulls-Eishockeystatistik

Nur Grubauer war jünger

von Redaktion

NHL-Torhüter war ein halbes Jahr jünger als Lennard Brunnert

Rosenheim – Pessimisten oder Nörgler könnten einwenden, dass Weiden und Miesbach (beide Klubs sind ja, um es beschönigend auszudrücken, ein gutes Stück von den Spitzenplätzen entfernt) gerade die richtigen Aufbaugegner für die Starbulls waren, deren Motor in den letzten beiden Wochen ein wenig „unrund“ lief. Dennoch waren sowohl die Ergebnisse als auch die Begleitumstände der beiden Spiele des Wochenendes durchaus spektakulär.

Beginnen wir mit der Personalsituation. Während beide Gegner personell aus dem Vollen schöpfen konnten, fehlten bei den Starbulls wieder sechs bis acht Stammspieler, darunter neben Michael Fröhlich, der vor einer Woche im Derby gegen Landshut noch den entscheidenden Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausgemacht hatte, sowie beide Stamm-Torhüter! Dann kam Lennard Brunnert – ein 16-Jähriger, den zuvor nur Nachwuchs-Fans oder Statistik-Freaks kannten.

In der Oberliga bisher einzigartig: Sieben Tore in 15:09 Minuten

Und dabei drängt sich natürlich ein Vergleich zum einzigen 16-Jährigen auf, der bis dahin das Tor einer Rosenheimer Oberliga-Mannschaft gehütet hatte, einem Mann namens Philipp Grubauer. Der feierte seinen Einstand bei den „Großen“ am 17. Februar 2008 gleich mit einem 2:0-Shutout in Kaufbeuren. Danach gewann er weitere Spiele gegen Passau und Deggendorf, zog dann in Overtime und Penalty-Schießen den Kürzeren und erlitt erst im siebten Spiel beim 0:1 (!) in Passau erstmals ein Null-Punkte-Spiel. Im Playdown gegen Passau, als nur zwei Jahre vor dem Aufstieg in die 2. Liga knapp der Abstieg in die Bayernliga vermieden werden konnte, war er dann bereits die Nummer eins vor den etatmäßigen Keepern Oliver Häusler und Robert Haase. Und für Quiz- oder Wettfreunde die verbindliche Auskunft: Grubauer war bei seinem Debüt noch etwas jünger als Brunnert, nämlich 16 Jahre, zwei Monate und 23 Tage, während Brunnert mit 16 Jahren, neun Monaten und einem Tag da schon fast ein alter Hase ist.

Doch kommen wir von der Defensive zur Offensive. Überspitzt formuliert, machte Miesbach am Sonntag nur einen Fehler: früh im zweiten Drittel 2:1 in Führung zu gehen und damit den bisher eher schläfrigen Bullen zu wecken. Was dann zwei Minuten später begann und sich bis in die erste Hälfte des Schlussdrittels fortsetzte, beschäftigt den Statistiker doch ein wenig: Zwar schaffte es der Doppelschlag von Yannick Wenzel und Tobi Draxinger binnen 20 Sekunden weder zum Saisonrekord (Bucheli und Zick innerhalb 15 Sekunden gegen Lindau) noch in die Oberliga-Top-Ten der Starbulls (da reicht die Spanne der zehn schnellsten Doppelschläge von fünf bis 14 Sekunden), aber alles andere von den drei Treffern in 96 Sekunden bis zu elf Toren binnen 45:50 Minuten bedeuten Saisonrekord und ab sieben Toren in 15:09 Minuten sogar Rosenheimer All-Time-Oberliga-Marken. Völlig neu im Zweit- oder Drittliga-Level ist für die Starbulls ein Drittel mit sieben geschossenen Treffern. Selbst bei den bisherigen zweistelligen Oberliga-Siegen (10:0 gegen Miesbach und 11:2 gegen die Eisbären Juniors) waren die Tore immer gleichmäßig verteilt. Und so blättert man zurück bis zum 2. Dezember 2003. Level: Bayernliga, Ort: das Polarion in Germering. Dort machten Andi Schneider, Mitch Pohl, Matthias Bergmann, Micky Rohner & Co. ebenfalls im Mittelabschnitt aus einem 2:0 ein 10:0 und gewannen schließlich 12:2. Eine Woche zuvor gab es sieben Rosenheimer Tore letztmals in eigener Halle. Dort steigerte man im letzten Drittel (wieder unter Beteiligung von Bergmann und Rohner, auch unter anderem durch Tom Schädler, Stephan Gottwald und dem jetzigen Selber Herbert Geisberger) ein 5:0 zum Endstand von 12:1 gegen Lechbruck.

22:0 und 21:0

Die Rekordzahlen stammen aber natürlich aus der Bezirksliga-Saison 2000/2001: Je 9:1 im Schlussdrittel bei Miesbach 1b und bei München 1b sowie im Mitteldrittel beim EHC Regensburg. Rekord auf eigenem Eis sind je acht Treffer im allerersten Spiel gegen Berchtesgaden (Endstand 22:0) und gegen den EHC Regensburg (21:0).

Obwohl sich insgesamt elf Spieler die Scoring-Ausbeute gegen Miesbach teilten, war Topscorer Michael Baindl, der in Weiden noch die ersten drei Treffer einleitete, nicht unter ihnen und musste seinen Spitzenrang nun an Petri Lammassaari abtreten. An der sonntäglichen Torflut waren andere maßgebend beteiligt. Yannick Wenzel konnte außer seinem Hattrick (dem ersten eines Rosenheimer Stürmers heuer) ebenso ein Fünf-Punkte-Spiel feiern wie Christoph Echtler (zwei Tore, drei Assists). Den Vogel aber schoss Manuel Neumann ab. Der Verteidiger, der sich immer mehr als absoluter Leistungsträger präsentiert, verzeichnete an diesem Wochenende nicht weniger als sieben (!) Torvorlagen und hat sich trotz vier absolvierten Spielen weniger bereits auf Rang sieben der besten Verteidiger ligaweit vorgeschoben.

Und noch ein kurioses Detail am Rande: Ausgerechnet der EV Landshut, der bisher als einziges Team gegen Miesbach verlor, war durch seinen Sieg am Sonntag gegen Deggendorf mitverantwortlich, dass die Starbulls nach zwei Spieltagen als Verfolger nun wieder die Rolle des Verfolgten innehaben.

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