Der Rosenheimer Kader

Erstmals seit 2002 ohne Spieler aus Nordamerika

von Redaktion

Auch wenn erstmals seit 2009 nicht mehr Franz Steer das sportliche Sagen vor der Saison bei den Starbulls hat – an der generellen Strategie hat sich wenig geändert.

Wenn überhaupt, wird nach dem Abstieg in die Oberliga die Ausrichtung auf einheimische Spieler noch stärker als zu Zweitliga-Zeiten, wo Rosenheim traditionell schon den höchsten Anteil an „Eigengewächsen“ in der Liga hatte. Mit dazu bei trägt allerdings auch die Tatsache, dass sich die Zahl der Legionäre von vier auf zwei halbiert hat.

22 Spieler umfasst der Rosenheimer Kader zur Zeit, sechzehn davon entstammen dem eigenen Nachwuchs oder haben zumindest die letzten Jahre ihrer DNL-Karriere in Rosenheim verbracht. Neben den beiden Finnen Nättinen und Lammassaari stellen die beiden Tölzer Michael Baindl und Peter Lindlbauer fast schon traditionell die größte „Ethnie“, Max Vollmayer stammt vom EHC Klostersee, und Christoph Echtler, zwar gebürtiger Traunsteiner, hat als Nachwuchsspieler in Garmisch den letzten Schliff erhalten.

Dass der Altersdurchschnitt doch im Gegensatz zum Vorjahr auf 25,6 Jahre angestiegen ist, liegt daran, dass ein paar der „echten“ Rosenheimer alles andere als Nachwuchskräfte sind. Von den neun Neuen sind fünf Rückkehrer, die nach Jahren bei anderen Klubs nun zurück an die Mangfall gefunden haben. So zählen Matthias Bergmann (35), Tobias Draxinger (32), Mike Fröhlich (31) und Daniel Bucheli (29) zu den Veteranen, und auch der jüngste Rückkehrer, Fabian Zick (26), hat bereits sechs Zweit- und drei Oberliga-Spielzeiten auf dem Buckel. Acht Spieler des Teams sind über dreißig oder knapp daran, am anderen Ende der Skala agieren neun Youngsters im Alter von maximal 22 Jahren. Der Kern dazwischen besteht aus fünf Spielern, darunter Kapitän Peter Lindlbauer, zwischen 24 und 27 Jahren.

Für Matthias Bergmann, mit 35 Jahren neben Micky Rohner der Senior des Teams, ist es übrigens schon die vierte Phase bei seinem Heimatverein. Vom Bezirksliga-Start 2000 bis zur Oberliga 2006 war er dabei, später kehrte er 2008 für eineinhalb Oberliga-Jahre sowie 2013 für eine halbe Zweitliga-Saison zurück. Fast so „regelmäßig“ zieht es Mike Fröhlich wieder heim. Nach 2003-2006 (Bayern- und Oberliga) und 2012/13 (Zweite Liga) steht nun sein dritter Auftritt in Grün-Weiß an. Fabian Zick war acht Jahre lang ein Starbull bei den Senioren, Daniel Bucheli von 2005 bis 2008. Und Tobias Draxinger spielte DNL in Rosenheim und wirkte in der Saison 2002/03 bei den „Großen“ in der Bayernliga mit. Auch sonst zeichnet sich der Kader durch einen gewissen Wiedererkennungswert aus. Neben den erwähnten Heimkehrern fanden auch Michael Baindl, Dominik Daxlberger und Lukas Steinhauer zweimal den Weg nach Rosenheim. Baindl (seit letzter Saison wieder an Bord) war bereits von 2011 bis 2013 ein Starbull, Dominik Daxlberger spielte von 2009 – 2013 und nun wieder seit 2015 in seiner Heimat. Ebenfalls 2015 kam Lukas Steinhauer zurück, der schon in der Aufstiegssaison 2009/10 als Backup für Claus Dalpiaz fungiert hatte.

Max Vollmayer ist trotz seines jugendlichen Alters von 22 Jahren fast der Dauerbrenner bei den Starbulls, geht er doch in seine vierte Spielzeit ohne Unterbrechung. Übertroffen wird er dabei noch von einem Mann, der in dieser Hinsicht quasi in einer eigenen Liga spielt: von Micky Rohner. Rohner, neben Bergmann schon beim Start ins neue Jahrtausend mit dabei, wechselte 2005 für zwei Jahre nach Bad Tölz, ist aber seit seiner Rückkehr 2007 aus dem Starbulls-Team nicht mehr wegzudenken.

Finnische Doppelpacks

Noch ein Wort zu den beiden Legionären: Finnen im Rosenheimer Dress sind nicht alltäglich, aber auch keine richtige Rarität. Petri Lammassaari und Jussi Nättinen sind die Spieler Nummer 13 und 14 aus Suomi. Und auch finnische „Doppelpacks“ hat es bereits gegeben. In der Saison 1998/99 verstärkten Teemu Sillanpää und Kari Haakana die Rosenheimer Abwehr, ein Jahr später bildeten sie zusammen mit ihrem Landsmann Sami Nuutinen sogar die Hälfte der kompletten Starbulls-Defense. Allerdings waren die drei nur ein kleiner Teil des damals 16 (!) Spieler umfassenden Ausländer-Kontingents (neben sechs Kanadiern, vier Schweden und dem Tschechen Patrik Hucko. In der Saison 1996/97, der besten der späten Rosenheimer DEL-Phase, machte das Duo „Tirkki & Torkki“ Furore. Pekka Tirkkonen und Jari Torkki bildeten zusammen mit Doug Derraugh einen überragenden zweiten Sturm hinter der Paradelinie Joel Savage/Scott Beattie/Jim Hiller. An das allererste Finnen-Duo werden sich nur noch die alten Fans erinnern: In der Saison 1977/78 schossen Tommi Salmelainen und Jarmo Koivunen die zweit- bzw. drittmeisten Tore. Übertroffen wurden sie nur noch vom Deutsch-Kanadier Henry Litschke, aber dieser inzwischen leider verstorbene Stürmer wäre eine Sache für Hardcore-Nostalgiker.

Was aber wirklich absolut ungewohnt fürs Rosenheimer Eishockey ist: Erstmals seit der Saison 2002/03 steht im Starbulls-Kader kein einziger Spieler aus Nordamerika, weder als Legionär noch eingedeutscht. Damals spielten Mondi Hilger & Co. in der Bayernliga, und die einzige Kontingentstelle besetzte der Slowake Stanislaw Meciar (übrigens an der Seite von Micky Rohner, Matthias Bergmann und Tobias Draxinger). Auch zu DEL- und Bundesliga-Zeiten (dann als Sportbund Rosenheim) im alten Jahrtausend waren immer Kanadier mit dabei, beispielsweise Gord Sherven, Rick Bourbonnais, Dale Derkatch oder Ron Fischer. Man muss bis zur Saison 1985/86 zurückgehen, um ein SBR-Lineup ohne Nordamerikaner zu finden. Damals belegten die tschechischen Weltmeister Jiri Kralik und Vincent Lukac die zwei (!) Kontingentstellen.

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