Thoma und das geistliche Volkslied

von Redaktion

Aus dem Volksmusikarchiv Informationsabend am 11. März in Bruckmühl

Bruckmühl – In der neuen Reihe „Wissen Volksmusik“ informiert das Oberbayerische Volksmusikarchiv in Bruckmühl über Volksmusik im 20. Jahrhundert, zu wichtigen Persönlichkeiten und Entwicklungen, die auch das Rosenheimer Land ganz wesentlich betreffen: Nach den ersten Abenden über die Prinzregentenzeit, über Kiem Pauli, Prof. Dr. Kurt Huber, den Rundfunk in Bayern und das Thema „Volksmusikpflege in Schule und Kindergarten“ geht es dieses Mal um Annette Thoma und das geistliche Volkslied. Die Besucher erhalten Einblicke in Erkenntnisse und Materialien am Volksmusikarchiv und können die über Annette Thoma (1886-1974) neu zusammengestellten Arbeitsblätter mit nach Hause nehmen. Es geht um das Leben einer Frau in bewegten Zeiten und ihren Beruf als Journalistin, um das Zusammenwirken mit Kiem Pauli, Wastl Fanderl und Tobi Reiser – und um ihre Neugestaltung von geistlichen Volksliedern.

Als Tochter von General Schenk wurde Annette Thoma in Neu-Ulm geboren. Sie war verheiratet mit dem Maler Emil Thoma und lebte in Riedering. 1930 hörte die Familie Thoma die Übertragung des Egerner Preissingens im Radio. Voller Begeisterung für das von Kiem Pauli propagierte Volkslied wandte sie sich der Volksliedpflege zu. Als freie Mitarbeiterin schrieb sie Berichte über Sänger- und Musikantentreffen für verschiedene Zeitungen.

Mit Kiem Pauli verband Annette Thoma seit 1932 eine enge Freundschaft. Auf seine Anregung hin beschäftigte sie sich mit dem geistlichen Volkslied und suchte vor allem aus österreichischen Volksliedsammlungen und der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“ (1899 ff) passende Lieder für die neuen, dreistimmigen Gesangsgruppen. An Kiem Paulis Namenstag am 29. Juni 1933 sangen die Riederinger Buam zum ersten Mal die „Deutsche Bauernmesse“, für die Annette Thoma überlieferte Melodien von geistlichen Liedern mit eigenen, zur Liturgie der 30er-Jahre passenden Texten unterlegt hatte. 1972 gestaltete sie die „Kleine Messe“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Annette Thoma maßgeblich an der Breitenwirkung der Volksliedpflege beteiligt. Sie gestaltete mit Tobi Reiser die ersten Salzburger Adventssingen, die Vorbild für unzählige Adventssingen in Oberbayern wurden. In den adventlichen Freisinger Dombergsingen öffnete sie jungen Seelsorgern, wie Franz Niegel oder Hans Durner, den Weg zum geistlichen Volkslied.

Herausgeberin der Musikantenzeitung

Mit Wastl Fanderl gab Annette Thoma die ersten Jahrgänge der Sänger- und Musikantenzeitung (1958 ff) heraus. Hier veröffentlichte sie viele ihrer Lieder für Gesangsgruppen. Mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege gab sie „Passions- und Osterlieder“ (1973) im dreistimmigen Satz für Volksliedgruppen heraus. Nach der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils passte Annette Thoma Mitte der 1960er-Jahre ihre „Deutsche Bauernmesse“ den Anforderungen an.

Beim Archivabend am Mittwoch, 11. März, 19 Uhr, im Volksmusikarchiv in Bruckmühl ist der Eintritt frei. Anmeldung bis spätestens 9. März unter Telefon 08062/5164 oder per E-Mail an volksmusikarchiv@bezirk-oberbayern.de.

Artikel 7 von 11