Schichten und Geschichten

von Redaktion

Dorothee Henrich und Maria Mock schaffen Kunst aus Fundstücken vergangener Zeiten

Neubeuern – „Schichten und Geschichten“ lautet der Titel einer Ausstellung, die noch bis zum 26. Januar beim Künstlerkreis Neubeuern zu sehen ist. Dorothee Henrich, die dem Künstlerkreis seit seiner Gründung vor 15 Jahren angehört, wies in ihrer Begrüßungsansprache darauf hin, dass jedes Mitglied des Künstlerkreises zu seiner Einzelausstellung einen Gast einladen kann. So habe sie sich Maria Mock aus Rott am Inn ausgesucht, die sie schon viele Jahre kennt.

„Unsere Gemeinsamkeit ist“, erzählte sie, „Altes nicht zu entwerten und zu entsorgen, sondern Neues daraus zu gestalten und es damit wertzuschätzen. Und dazu kommt das spielerische Umgehen mit den Materialien“.

Maria Wagner aus Vaterstetten erläuterte in ihrer Laudatio die Bedeutung des Titels der Ausstellung „Schichten und Geschichten“. So erlebt man im wahrsten Sinne erzählende Bilder, Fundstücke aus vergangenen Zeiten. So wird scheinbar Nutzloses, Weggeworfenes durch Zerschneiden, Zerlegen, Bemalen in langwierigen Arbeitsabläufen in einen neuen Kontext katapultiert. Es entstehen poetische Mixturen, doppeldeutige, spielerische Variationen, die längst Vergangenes anklingen lassen.

Abstrahierte
Landschaften

Die erdfarbenen Bilder von Dorothee Henrich erinnern an abstrahierte Landschaften. Kraftvolle Pinselstriche wechseln sich ab mit zarten Farbspuren. Durchzogen von Geweberesten geben sie den Bildlandschaften einen reliefartigen Anschein. Viele alte Bilder hat sie übermalt und damit sind, wie das Thema der Ausstellung besagt, viele Schichten entstanden.

Da die Ausstellung nicht nur „Schichten“ zeigt, sondern auch „Geschichten“ erzählt, sind die eleganten Schuhe einer verstorbenen Schauspielerin ausgestellt. Den Gegensatz dazu bilden die Schuhe eines Kautschuksammlers aus dem brasilianischen Urwald, der verhindern wollte, dass diese Gummibäume abgeholzt werden, und der deshalb ermordet wurde.

Maria Mock sammelte bei ihrem Vater erste Erfahrungen mit Kunst. Auch ihr Beruf als Weberin hat zweifellos einen großen Einfluss auf ihre Arbeit. Aus einem großen Fundus aus alten Atlanten, naturwissenschaftlichen Büchern, Magazinen und Illustrierten trägt sie ihre Collagen zusammen und verfremdet sie zu pflanzlichen Abbildungen und Gewächsen. Köpfe berühmter Männer und Frauen sind in gewölbte Glasrahmen und in vergoldete Zündholzschachteln montiert. Radierungen sind zu ihrer Leidenschaft geworden. Dabei werden feinste Linien und Pünktchen zu Strukturen und Motiven, wie beispielsweise bei ihrem Tagebuch-Kalender. Hier gleicht keine Zeile der anderen; eine Analogie eines Lebenstages.

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