Liebeslieder im alten Bad

von Redaktion

Opernerfahrene Meistersinger überzeugen beim Konzert der Sawallisch-Stiftung in Unterwössen

Unterwössen – Der Salon in der Sawallisch-Villa in Grassau wäre wahrlich zu klein gewesen für dieses Konzert: Erstens hätten die vier Sänger(innen) ihn akustisch gesprengt und zweitens hätten die vielen Zuhörer nicht hineingepasst. So wich die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung aus nach Unterwössen in die Achentalhalle, die aus dem ehemaligen Hallenbad entstanden ist. Und die war vollkommen ausverkauft. Als „Meistersinger im Alten Bad“ war das Konzert etwas scherzhaft angekündigt, und opernerfahrene Meistersinger waren es auch, die meisten gestählt durch Wagner-Opern: Die Mezzosopranistin Stefanie Irányi, die Heim-Nimbus hatte, weil sie im Achental aufgewachsen ist, die stimmstarke Sopranistin Christiane Vibor, zuletzt als Isolde oft auf der Bühne, Stephan Klemm, wegen seines tiefen schwarzen Basses oft als Fasolt, Hunding oder Hagen gebucht, und Christopher B. Fischer mit einem ganz feinen hellen Tenor. Begleitet wurden sie vom Doyen der deutschen Liedbegleiter, Helmut Deutsch, sowie von dem international tätigen Dirigenten Asher Fisch.

Auf dem Programm stand aber nicht Wagner, sondern Brahms mit den Liebesliederwalzern op. 52 und op. 65. Diese Stücke verlangen sechs gut aufeinander eingestimmte Interpreten und das waren sie in der Tat. Immer wieder suchten die Sänger(innen) mit Blicken und Körperzuwendungen Harmonie herzustellen, alle sangen mit Herz und voller Hingabe und lebten die Texte mimisch mit – was hilfreich war, denn gedruckt gab’s die Texte nicht. Gerade bei den Frauen verstand man nicht immer alles. Wohl aber die ausgedrückten Gefühle. Mit den Gefühlen loderten auch die Stimmen auf, alle vier schöpften ihr opernwuchtiges Stimmpotenzial dann voll aus, die beiden Damen auch ihr Vibrato-Volumen. Aber alle konnten ihre Lautstärken auch zurückdimmen und dann wonnig und weichwiegend-leise liebesseufzen in „O wie sanft die Quelle sich durch die Wiese windet“ – da war der besagte „seraphische Zustand“ erreicht. Die beiden Männerstimmen seufzten auch schön ironisch in „O die Frauen, o die Frauen!“ Stefanie Irányi sang alleine ein paar der „Zigeunerlieder“ op. 103 mit üppigem Opernpathos – was für die fragilen Lieder fast zu viel war.

Die beiden Pianisten umspielten die Lieder lieblich und spielten auch dramatisch mit, badeten sich förmlich in den Septakkorden in „Schwarzer Wald, dein Schatten“ und ließen die Nachtigallen süß-zart schlagen in „Dein Geliebter, setze dich“.

In den sechs Ungarischen Tänzen von Brahms hoben die beiden Pianisten das genuin Tänzerische heraus und nicht unbedingt das Pianistisch-Virtuose – zumindest nicht Asher Fisch. Die Zuhörer spendeten reichlich Applaus, überboten sich mit Bravo-Rufen und holten sich damit eine Zugabe – das sanfte „Wenn so lind dein Aug mir und so lieblich schauet“ aus op. 52. rj

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