Rosenheim – „Leaving on a jetplane“ und „Ticket to Ride“ – mit solchen Klassikern der Popkultur leitete die „Guten A-Band“ die Eröffnungsveranstaltung in der Städtischen Galerie zu „Made in Rosenheim“ ein. Der Beatles-Song passte schon gut zu einem besonderen Ausstellungsobjekt, denn die Beatles rauschten in ihrem Film „Help“ mit einem Rosenheimer Sportgerät die Skipiste hinunter: Der „Schobob“ des Erfinders Hans Schober wurde Mitte der 60er-Jahre in größerem Stil in die USA exportiert, bereits in den 50er-Jahren gab es Vorläufer des Kiefersfeldener Wagenmeisters Georg Gräeller.
Kreativität, Mut und Erfindungsreichtum
Jedenfalls drängten sich viele neugierige Gäste zur Eröffnung und verfolgten die Worte der Rosenheimer Oberbürgermeisterin, die mit viel Humor einige Ausstellungs-Objekte hervorhob. Sie ging aber auch auf das große Ganze ein: „Für mich ist diese Ausstellung von besonderer Bedeutung, denn sie setzt sich dezidiert mit der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte unserer Stadt auseinander. Die Schau beweist, wie kreativ, erfindungsreich und auch mutig die Rosenheimer von jeher gewesen sind.“
Ausdrücklich bedankte sich Gabriele Bauer bei den Organisatorinnen und Machern der Ausstellung, namentlich bei Stadtheimatpfleger Karl Maier und den Kuratorinnen Elisabeth Rechenauer und Lydia Zellner sowie den Institutionen Stadtarchiv, Städtisches Museum und Städtische Galerie sowie einer Vielzahl von Firmen und Einzelpersonen.
Ein Extra-Lob gab es auch für die Ausstellungsarchitektur von Franz Putner und Josef Stelle, die geschickt die Objekte ins richtige Licht rückt. In der Tat wurde da viel Spannendes und Interessantes aus der lokalen Wirtschaftsgeschichte zusammengetragen und in chronologischer Ordnung in einem Zeitrahmen von rund 100 Jahren präsentiert. Der erste Raum dokumentiert den örtlichen Beitrag auf der Wirtschaftsmesse in Nürnberg im Jahr 1906. Eine Vielzahl historischer Plakate sind zu sehen, manche zeigen die ausgedehnten Firmengelände von Auer-Bräu und Kathrein in alten Stichen. Von der Firma Klepper zieren einige Faltboote die Ausstellung, in Kombination mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Radlern, die mit dem Boot im Gepäck zum Paddeln aufbrechen.
Mit dem Werbespruch „Fahr fröhlich in die weite Welt mit Klepperboot und Klepperzelt“ wurde die Firma zu einer der Vorzeigefirmen der Region. Mehrere Atlantiküberquerungen mit dem Faltboot erregten großes Aufsehen und erzielten einen hohen Werbewert. Bewegung und Mobilität ziehen sich wie ein roter Faden durch die gezeigte Produktpalette: Ein besonderer Hingucker sind die „Fend-Flitzer“, Kleinstwagen aus örtlicher Produktion, von denen über 200 Exemplare hergestellt wurden. Mit drei Gängen und robuster Bereifung konnten auch schwierige Straßenverhältnisse gemeistert werden. Gelungen ist hier wiederum, die Gefährte in örtlicher Umgebung abzubilden, eine historische Aufnahme zeigt die Flitzer auf dem Max-Josefs-Platz. Zum Flitzer passte auch eine Frucade – diese Limo war in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts höchst beliebt, die Firma ist in dem immer noch existenten Unternehmen „DrinkStar“ aufgegangen. Den Raum ziert weiterhin ein Propeller der Firma Hoffmann, deren Produkte nach wie vor international gehandelt werden und beispielsweise in Luftkissenbooten zum Einsatz kommen. Mit futuristischen Büromöbeln, Fototapeten und Antennen von Kathrein gelingt der Übergang in die Hochtechnologie.
Rosenheim
setzt Akzente
Der Sport setzt weitere Akzente beim Rundgang: Bei der Olympiade von 1972 tragen die Hostessen Dirndl von Bogenhauser-Thoma und Schuhe von Gabor. Darunter war auch Silvia Sommerlath, die heutige Königin von Schweden: Eingekleidet in „G´wand“ aus Rosenheim lernte sie ihren Mann Carl Gustav bei der Olympiade kennen. Freilich darf auch der Kajaksport nicht fehlen: Toni Prijon entwickelte spezielle Verfahren des Industriedesigns für die Produktion hochqualitativer Kanus und vielleicht lässt auch er sich ein mit dem „Eiersollbruchstellenverursacher“ behandeltes Frühstücksei schmecken. Eine Auswahl repräsentativer Plakate und Schriftzüge von Einzelhandelsgeschäften rundet die unterhaltsame Ausstellung ab. Ergänzend bietet die Galerie ein Begleitprogramm aus Führungen mit den Kuratorinnen, Filmabenden, Gesprächen und Konzerten.