Volksmusik im Hochglanzformat

von Redaktion

„Bairische Saitenblicke“ im Kurhaussaal Bad Aibling

Bad Aibling – Seit vielen Jahren schon tragen die Vollblutmusiker Roman Messerer und Christian Eisner die Verantwortung dafür, dass „ihr“ bairischer Abend anlässlich des Gitarrenfestivals „Saitensprünge“ zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte wurde. Und das angesichts der vielen internationalen Stars, die sich mittlerweile gerne die Klinke des Kurhaussaales in die saitenkundige Hand geben. Ihre fantastischen Kontakte in die Volksmusikszene Bayerns und Tirols hinein bescherten den begeisterten Besuchern diesmal wieder einen Volksmusikabend im Hochglanzformat, der keine Wünsche offen ließ.

Instrumental mächtig ins Zeug legte sich da die „Goiserer Klarinettenmusi“, die vom kräftigen Jodler, vorzüglichem Blech, Seitlpfeiferl und typisch oberösterreichischem Gstanzlsingen und finalen „Patschern“ alles traumhaft beherrschte. Da ergriff bei jedem Musikstück stets ein musikalischer Sturm den Saal. Mit ihrem samtweichen, jedoch nie süßlichen Klangformat, lieferte die „Lockstoamusi“ aus dem Berchtesgadener Land mit einem abwechslungsreichen Repertoire den Gegenpart. Ihre Saiteninstrumente setzen die zum Teil selbst komponierten Stücke mit jeder feinen Note in ein tonales Erlebnis, das einen schon zu packen vermag. Ihre Landler und Polkas klingen nie gewöhnlich und als in der Zugabe ihre Interpretation zum „Fahr ma hoam“ erklang, wagte niemand im Saal, sich mit Glas oder Besteck zu betätigen. Bestechend dann die glasklare Stimmführung des „Dreiwinkl-Gsangs“. Die hochwertige musikalische Begleitung mit Zither und Ziach wertet die Lieder vom Almabschied, dem scheidenden „Summa“ aber auch die Erzählungen von der „liabn Jagerei“ besonders auf und eine ausgezeichnete Textverständlichkeit lassen den Zuhörer so richtig eintauchen in einen kleinen volksmusikalischen Rausch. Insider waren natürlich schon neugierig auf die „Familienmusi Messerer“, da hier Roman Messerer an der Zither und Christian Eisner diesmal mit Bass kräftig mitmischten. Das Zusammenwirken mit Flöten und Hackbrett hatte einen sehr flotten Charakter und eine tiefenentspannte Spielfreude lieferte musikalische Präzision allererster Sahne und vermochte die Zuhörer mit Walzern und Polkas, zum Teil raffiniert bearbeitet, zu begeistern.

Dr. Franz Gumpenbergers wohltuender Dialekt, dazu seine verzwickten Anekdoten und Geschichten verbanden Lied und Musik zu einer wunderbaren Symbiose. Pointenreich führte der Rundfunksprecher Oberösterreichs durch die glanzvollen „Saitenblicke“, die durch seine humorige Art noch den richtigen Guss erhielten.

Eine Klasse für sich und kaum vergleichbar mit etabliertem Gruppengesang die drei Burschen des „Mittenwalder Almagsangs“. Eine typische Werdenfelser Singgart wird durch sie nochmals um eine besonders ausgefeilte Präsentation bereichert. Ziach, Kontragitarre und eine immer wieder in ihrer Eigenart durchdringende Kerschensteiner Zither verleihen den Liedern einen urigen und dennoch facettenreichen Klang, der durch eine köstliche Textaufteilung und reichlichem Glissando nicht kopierbar ist. Es geht einem schon das Herz auf, ihre „Liabsliadln“ und Gschichtn vom Oimalebn“ im kräftigen Klang aber dennoch mit wunderbar abgestimmter Dynamik zu hören. Wahre Ovationen beendeten wieder einmal „Bairische Saitenblicke“, die ihren Ehrenplatz im Festivalprogramm voll rechtfertigten und volksmusikerfüllte Zuhörer glücklich in die Herbstnacht entließen.

Josef Sedlbauer

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