Rosenheim – Das Experiment des Südtiroler Akkordeonvirtuosen, Multiinstrumentalisten und Komponisten Herbert Pixner, sein Quartett mit einem großen Orchester zu kombinieren, ist mehr als gelungen. Das zeigte sich, als das „Herbert Pixner Projekt“ zusammen mit den Berliner Symphonikern unter der Leitung von Wolfgang Rögner im ausverkauften Saal des Kultur- und Kongresszentrums Rosenheim (Kuko) konzertierte.
Das Quartett, bestehend aus Herbert Pixner an der diatonischen Harmonika und diversen Blasinstrumenten, seiner Schwester Heidi Pixner an der Harfe, dem Gitarrenvirtuosen Manuel Randi sowie dem Bassisten Werner Unterlercher fügte sich organisch in den gigantischen Klangkörper des Orchesters.
Zu Beginn schon stürmischer Applaus
Das begeisterte Publikum quittierte die musikalisch vielseitigen instrumentalen Eigenkompositionen vom ersten Stück an mit stürmischem Applaus. Denn was es da zu hören bekam, war nicht nur hohe Virtuosität, sondern vor allem auch ein engagiert vorgetragenes Klangspektrum von zarten Tonskizzierungen bis hin zu leidenschaftlichen Eruptionen.
So schlängelten sich in „Serpente“ leise Geigenmotive im 5/4-Takt langsam lauter werdend über die Improvisationen von Gitarre und Akkordeon bis zum wuchtig orchestralen Höhepunkt, unterstützt von einer wirkungsvoll eingesetzten Lichtregie vor dem Bühnenbild einer angedeuteten Herbstlandschaft im Mondlicht.
Dazu gefiel den Zuhörern die humorvolle Moderation Pixners, der den Hintergrund seiner Stücke mit Anekdoten und kuriosen Geschichten erläuterte. Besonders gelungen war die lautmalerische Umsetzung solcher Erlebnisse, wie etwa der kilometerlange Fußmarsch entlang der Autobahn bei großer Hitze nach einer Panne in „Breaking Bad“, wobei die cool gedämpfte Jazztrompete Pixners in ein rockiges Gitarrensolo mündete.
Auch die gruselige schweizerische Sage von den drei Hirten, an denen sich die von ihnen malträtierte Puppe, nachdem sie lebendig geworden, grausam rächt, wurde ausdrucksstark mit Flügelhorn- und Gitarrensolopassagen umgesetzt.
Überhaupt harmonierten die virtuosen Soloimprovisationen aller vier Musiker mit den dynamischen Orchester-Arrangements in unterschiedlichen Stilen. Neben einer vom Hochgebirge inspirierten Rock-Ballade gab es mystische Soundeffekte bei der musikalischen Suche nach dem „Lost Elysion“, und auf ein hymnisch gestaltetes „Antoni Schnee“ folgte ein Blues, bei dem alle Musiker des Quartetts sich mit heißen Improvisationen vorstellten, Herbert Pixner auch an der Klarinette und am Tenorsaxofon.
Zu den Höhepunkten des Abends gehörte die temperamentvoll interpretierte Flamenco-Komposition „Gatto Nero“ von Manuel Randi, in der der Komponist alle Register seines Könnens zog, eingebettet in den feurigen Sound der Symphoniker.
Viel Beifall,
vier Zugaben
Nach einer Reise durch viele musikalische Richtungen mit alpenländischen, romantischen, impressionistischen, jazzigen und rockigen Elementen sollte das Konzert mit einem nur vom Quartett gespielten Nachtstück kammermusikalisch ausklingen.
Jedoch fand das Konzert sein Ende erst nach vier enthusiastisch erklatschten Zugaben, bei denen neben einigen Gags und einer swingenden Klarinetteneinlage noch ein spektakuläres Solo des österreichischen Jazz-Schlagzeugers Mario Gonzi zu hören war.