Unterschiedliche musikalische Heimaten

von Redaktion

Aus dem Volksmusikarchiv Einladungen für Mitsingveranstaltungen an Kirchweihmontag, Dienstag und Mittwoch

Für die Ausstellung „Heimat – Gesucht. Geliebt. Verloren“, die noch bis 3. November im Kloster Beuerberg stattfindet, haben wir unter anderem historische Klarinetten der alten Musikanten aus Kirchdorf a. H. in der Gemeinde Bruckmühl beigesteuert, die ich zusammen mit den Noten aus dem 19. Jahrhundert für Stubenmusik, Blechmusik, Blasmusik von der Familie Bernhofer, „Wagner“ in Kirchdorf, erhalten habe. Der „Wagner Babist“ (1910 bis 1994) hat mir zusammen mit dem „Seilvater“ Bartl Grabichler vieles über die Musik, das Singen und Tanzen im heimatlichen Dorf erzählt.

Das Wort „Heimat“ ist ja derzeit sehr modern. In den Diskussionen über „Heimat“ wird aber gegenwärtig eine wichtige, emotionale Seite von Heimat wenig beachtet: Die unterschiedlichen musikalischen Heimaten, die sich oft im eigenen Singen, im meist nicht leistungsbezogenen natürlichen „Selber Singen“ im Leben der Menschen ausdrücken. Unsere Feldforschungen zur regionalen Musiküberlieferung und Volksmusik zeigen, wie eng eigenes Musizieren, Tanzen und vor allem Singen mit der regionalen, sozialen, gefühlten, persönlichen Heimat einzelner Menschen und Menschengruppen verbunden ist – im Leben und in den Bräuchen, in Unterhaltung und Geselligkeit – auch im religiösen Umfeld.

Das Liedrepertoire befreundeter Menschen, die im Dorf überlieferten Tanzformen, die Klänge der Stubenmusik, die Gesänge der Fußball- oder Eishockeyfans, das gemeinsame „Stille Nacht“ in der Familie am Heiligen Abend oder das örtlich gewohnte „Wir sind nur Gast auf Erden“ bei Beerdigungsfeiern – all das kann Heimat sein, ebenso die über Generationen gelebten Bräuche wie Klöpfeln, Sternsingen, Maitanz, Kirchweihmusik – und auch die neuen Adventssingen!

Ganz nah spüren wir Heimat bei den Liedern der Flüchtlinge, die sie im seelischen Fluchtgepäck dabei haben auf ihren Wegen in neue Wohnorte. „Singen ist Heimat!“ haben wir eine große Dokumentation genannt, die wir 2005 über Waldkraiburg und seine nach 1945 aus vielen deutschsprachigen Landschaften angekommenen Bewohner gemacht haben. Heimatverlust fühlen Menschen auch bei Reformen von Gesangbüchern oder Rundfunkprogrammen, wenn sich Gewohntes ändert. Und nicht zuletzt zeigt das auswendige „Erinnernde Singen“ dementer älterer Menschen mit Liedern ihrer Kindheit, wie wichtig es ist, schon in frühen Jahren selber zu singen und für sich musikalische Heimaten zu finden.

Das allgemeine Kirchweihfest am dritten Oktoberwochenende ist für uns seit Jahrzehnten die Gelegenheit, die Menschen mit überlieferten heimatlichen Bräuchen, Klängen und musikalischen Gefühlen in Begegnung zu bringen – und damit zum Treffen mit Freunden und Verwandten wie früher anzuregen.

Seit über 30 Jahren gestalten wir den Kirchweihmontag (heuer am 21. Oktober) im Bauernhausmuseum Amerang: Ab 14 Uhr spielt die Isengaumusi, die Wirtshaus- und Moritatensänger laden zum Mitsingen ein und es werden volksmusikalische Lebkuchenherzen angeboten. Um 16 Uhr singen wir mit Kindern und Erwachsenen lustige Kinderlieder aus regionaler Überlieferung.

Am Dienstag, 22. Oktober, ab 20 Uhr gibt es ein geselliges Wirtshaussingen beim Wirt in Mietraching bei Bad Aibling – und am Mittwoch, 23. Oktober, feiern wir im Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern um 19 Uhr einen Dankgottesdienst mit Pfarrer Durner. Aus Platzgründen bitten wir um Anmeldung (Telefon 08062/ 5164), wenn Sie beim Gottesdienst dabei sind.

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