Porträts einer Priener Künstlerfamilie

von Redaktion

Die neue Ausstellung in der Galerie im alten Rathaus präsentiert das fotografische und musikalische Werk der Familie Keetman

Prien – „Keetman – Fotografie & Musik – Eine Priener Künstlerfamilie“ heißt die aktuelle Ausstellung in der Priener Galerie im Alten Rathaus. Mit der Künstlerfamilie ist Alfred Keetman mit seinen Kindern gemeint.

Der Vater gab im Jahre 1932 seine Bank in Wuppertal auf, um in Prien als Fotograf neu anzufangen. Ihm folgten nach und nach seine Kinder. Peter studierte an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen und wurde ein bekannter Fotograf, Gunild Komponistin. Sie schuf die „Carl Orff- Weihnachtsgeschichte“. Doris wurde Malerin und heiratete den russischen Emigranten Nikolai Molodovsky. Beide kamen nach Prien, wo Molodovsky und Peter Keetman zusammen erfolgreiche Fotokünstler wurden. Während Molodovsky Dokumentar- und Straßenfotograf war, widmete sich Peter Keetman der gestalterischen Fotografie.

Die aktuelle Ausstellung wird allen gerecht. Da gibt es Räume für die Schwarz-Weiß-Fotografien (sämtliche gezeigten Fotografien sind schwarz-weiß), Räume für Vater und Sohn im ersten Stockwerk und für Peter Keetman im obersten Stockwerk. Hier sind großformatige Fotografien wie der Sprungturm im früheren Strandbad herausragend (1950). Der Sprungturm ist ohne Wasser dargestellt, die Kinder geometrisch angeordnet und das ganze Geschehen findet im Kopf des Betrachters statt.

Ein Raum im ersten Stockwerk zeigt Fotografien ab 1945, die Peter Keetmans Streben nach Experiment und Abstraktion in Filmen dokumentieren.

Ganz anders das Werk vonNikolai Molodovskys. Er schuf Natur- und Momentaufnamen sowie Bilder von Menschen. Sein Werk schlummerte lange Zeit auf dem Dachboden des Priener Heimatmuseums und wurde erst mit den großen Peter Keetman-Ausstellungen 2016 in Hamburg und Essen sowie 2017 in München wieder entdeckt.

Ebenso berühmt wie ihr Bruder Peter wurde Gunild Keetman. In zwei Räumen der Ausstellung werden Filme der Musik- und Tanzpädagogin sowie Orff-Instrumente gezeigt.

Am interessantesten für ältere Priener sind jedoch die Fotografien von Alfred Keetman. So erkannte sich Johanna Winze auf einem der Bilder als Kleinkind im Jahre 1953 wieder. Vielen Ausstellungsbesuchern erging es ebenso. Alfred Keetman hat den Chiemsee, die Nachbarskinder und die Priener Bürger fotografiert. Sein Werk gilt heute als vermeintlich unbeschwertes Landleben der 1930er und 1940er-Jahre.

Seine professionellen Aufnahmen vermarktete er deutschlandweit als Ansichtskarten im Verlag „Keetman-Photo“ und mit dem Priener Fotografen Xaver Stampfl im „Keetman Photo und Photo Verlag Xaver Stampfl“. Davon zeugen Ansichtskarten im Eingangsbereich der Ausstellung.

Gleich daneben befinden sich zwei Fotostrecken des Enkels von Xaver Stampfl, Mathias Stampfl. Sie haben den Titel „Lifting“, aufgenommen im Lift des Wohnheims, in dem Mathias Stampfl lebt. Es sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen, passend zur gesamten Ausstellung, obwohl der Fotograf ansonsten für seine hervorragenden Naturaufnahmen, vor allem vom Chiemsee, bekannt ist. Und so schließt sich der Kreis der Priener Künstlerfamilien wieder.

Bis 12. Januar

Die Ausstellung ist bis 12.Januar dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

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