Wo einst eine Mühle stand…

von Redaktion

Raubling – Ganz klar: Ohne die Mithilfe unserer Gewährsleute wäre es oftmals nicht möglich, bei einem Teil unserer Ortschaften die richtige Aussprache – und dadurch auch deren Namenserklärungen – zu deuten. Gejts God dafür! Ab und zu hilft aber auch die Befragung von einheimischen Menschen aus unserer Region nicht mehr weiter. Dann suchen wir Rat bei der Wissenschaft. Einer der ganz schwierigen Fälle in dieser Hinsicht ist der Name der Einöde Blodermühle in Großholzhausen, Gemeinde Raubling. Maria Bothe, die unter anderem durch ein Buch über die Geschichte der Musikkapelle Großholzhausen hervorgetreten ist, sagt zu Blodermühle „Bloodamill“. Betont ist die „Mill“, mit kurzem i, das leicht zum ü tendiert. Die Blodermühle sei erst vor wenigen Jahren abgerissen worden: Sie sei „a Droad-Mill“, eine Getreidemühle, zur Gewinnung von Mehl gewesen, wie uns die Hagl („Haagä“) Maria berichtet. Hans Vogt aus Brannenburg-Milbing kennt eine Blodermühle im Bereich Flintsbach. Er spricht sie aber anders aus als Maria Bothe. Nicht mit geschlossenem o wie in „Boot“, sondern wie in Englisch „thought“, also mit offenem o. Was tun? Liegen etwa zwei verschiedene Wörter „Bloder“ vor? Also: Auffi aufs Radl und zum Anthony! Aber: Professor Dr. Anthony Rowley, Projektleiter des neuen Bayerischen Wörterbuchs an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ist in den Ruhestand getreten! Aber seine Mitarbeiterin Dr. Edith Funk lächelt wissend und präsentiert dem Fragesteller den Wörterbuch-Eintrag „Blatter“. Dort steht, dieses Wort werde in Oberbayern unterschiedlich ausgesprochen: Teils mit geschlossenem o, teils mit offenem o.

Blatter, Bloder, bedeutet „Blase“, auch an oder unter der Haut, und: Eine feuchte Stelle im Gelände: Blodan bezeichnen auch „Wasserlachen auf feuchten Wiesen“. Wir trauen uns zu ergänzen: „Wassergraben“. Vielleicht nimmt das Rowleys Nachfolgerin Dr. Andrea Schamberger-Hirt noch in das Digitalisat des Wörterbuchs auf?

Weitere interessante Mühlen-Namen in unserer Region sind etwa Achenmühl, das 1290 als „mule bi der Ach“ belegt ist. Die Furtmühle bei Söchtenau leitet sich von einer Furt her, die Heumühle in derselben Region stammt vom Namen Hajo ab, ursprünglich Hagjo. Die Kohlhaufmühle bei Stephanskirchen wird vom Personennamen „Kohlhauf“ erklärt. Eine Stampfmühle beschreibt Hans Meixner in: „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ so: „Ein vom Wasser getriebener Hammer stampfte hier das Eisen.“ Der Name Stampfl kommt am Samerberg wie nahe Waldkraiburg vor. Die Kumpfmühle bei Hittenkirchen schließlich ist laut Meixner eine „oberschlächtige Mühle mit Kumpfen, zu mittelhochdeutsch kumpf „Gefäß“: Kennt noch jemand den „Kimpfe“? Stichwort: Mähen mit der Sense, Saasd! Armin Höfer

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