Amerang – Mit einem feierlichen „Vivat!“, angelehnt an einen alten Hochzeitsmarsch aus dem Burgenland, begrüßten Rudi Pietsch und seine „Tanzgeiger“ Publikum und Gastgeber im Arkadeninnenhof von Schloss Amerang. Den Regen, der zu Konzertbeginn unüberhörbar auf den Wetterschutz prasselte, quittierte der Wiener nur lakonisch mit „Es is so wie es is“.
Thema des Abends waren ganz andere Kapriolen, nämlich die im Gefühlsleben von Mann und Frau: „In da Liab muaß a Abwechslung sei“. Dass diese „Abwechslung“ mitunter zu „Kindergschroa“ führen kann, erfuhr man später, als Michi Gmasz und Marie-Theres Stickler (Harmonika) den titelgebenden Wiener Dudler gemeinsam sangen.
Los ging es jedoch mit der „Kupferschmid Polka“, einem humoristischen Marsch, den Rudi Pietsch, der Ethnologe und Musiker in Personalunion ist, aus Pennsylvania/USA mitgebracht hat und für dessen Inhalt er sich vorab entschuldigte: „Der Text entspricht nicht unserer Meinung!“. Der Vortrag des Lieds über einen Kupferschmid, der seine Frau in den Hafersack steckt und mit dem Besenstiel traktiert, bereitete dem gut gelaunten Geiger und seinem Ensemble aber doch einen Heidenspaß und das Publikum dankte es mit ebenso großem Applaus. Beim Ländler „Was schlagt denn da droben auf dem Tannabam“ zeigte sich so mancher Besucher textsicher.
Rudi Pietsch prägt seit über 30 Jahren mit seinem Ensemble die alpenländische Musikszene und seine Gastspiele in Amerang sind für viele Volksmusikfans aus nah und fern ein Pflichttermin. Zu den neueren Gesichtern im Ensemble zählen Sebastian Rastl, der am Kontrabass eine gute Figur machte, und Theresa Aigner, die Walter Buria 2015 abgelöst hat.
Souverän demonstrierte die virtuose Geigerin, die Rudi Pietsch im Ensemblespielunterricht an der Uni Wien entdeckt hat, dass sie sich das umfangreiche Repertoire aus Polkas, Landlern, Jodlern und Märschen bestens „angeaignert“ hat. Die Sammlung des umtriebigen Volkskundlers enthält neben Stücken aus dem deutschsprachigen Raum auch musikalische Kostbarkeiten aus Ungarn, den Balkanstaaten oder den skandinavischen Ländern.
Bei der Umsetzung mit seinem Ensemble kann sich Pietsch dabei auf das „Sprachwunder“ Michi Gmasz verlassen, der beim kroatischen „Ako sam, neka sam“ den Rosmarin zum Blühen bringt und beim ungarischen Csárdás selbst aufblüht. Aus dem schwedischen Uppland kommt die alte Volksweise „Skänklåt“, mit der das Publikum nach der Pause in Empfang genommen wurde. Sie beginnt zunächst mit zwei Violinen (Pietsch und Aigner), dann stimmen Bratsche (Gmasz) und Kontrabass (Rastl) mit ein und schließlich auch Harmonika (Stickler), Trompete (Claus Huber) und Posaune (Dieter Schickbichler), sodass ein lebendiges Miteinander entsteht.
Die Besetzung mit zwei Bläsern ist so ungewöhnlich wie reizvoll. Die Kunst der Bläser besteht darin, zurückhaltend zu spielen, um das harmonische Ganze nicht zu gefährden, und gleichzeitig das Tempo voranzutreiben und Akzente zu setzen. Es gilt, „den Klang mit dem Blech zu veredeln“, wie es Claus Huber einmal scherzend aber doch treffend ausgedrückt hat. Für den veredelten Klang gab es am Ende begeisterten Applaus. Das wiederum dankte Rudi Pietsch mit zwei Zugaben und dem Versprechen, wiederzukommen.