Bad Aibling – Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Saal im Novalishaus von Bad Aibling beim Jubiläumskonzert des Gesangvereins Ellmosen: Seit 20 Jahren leitet Konrad Liebscher diesen Männerchor, das musste gefeiert werden. Liebscher wollte dies nicht alleine mit seinen Mannen tun, deshalb hatte er noch die Sopranistin Dagmar Gareis mit ihrem Gesangsensemble „Cantiamo“ eingeladen. Und weil aus dem Männerchor sich noch ein Quartett gebildet hatte und Konrad Liebscher dazwischen auch noch Klavier spielte, ergab sich ein buntgemischtes Programm mit vielen Stilrichtungen, das von Bruckner bis Barbershop-Songs und vom Chianti-Lied bis zum Geiersong reichte. Nachdem Liebscher mit der „Silbernen Stimmgabel“ des Sängerkreises Wendelstein geehrt worden war, konnte es losgehen.
„Es muss ein Sonntag g’wesen sein“ ist mit dem Text von Fred Rauch eigentlich eine andere Bayernhymne, die die Schönheiten Bayerns preist. Schon hier konnte man feststellen, dass der Gesangverein Ellmosen kein breiiges Männerchor-Pathos pflegt, sondern mit leichter Stimmgebung, geschicktem Einsatz der Kopfstimme, sanftwarmen Bässen und einem gestützten und deswegen klingenden Piano überzeugt. So wirkte auch das blockhafte Lied von der „Trösterin Musik“ von Anton Bruckner aufgelockert und das „Lebewohl“ in „Der Jäger Abschied“ von Felix Mendelssohn Bartholdy war wie ferner Hörnerklang. Rhythmische Präzision zeigten die Männer im genau getakteten „Tikketak“ in „Meines Großvaters Uhr“ von Henry Clay Work wie auch in den humorvoll-lebendigen Variationen des schwäbischen Volksliedes „Mädle ruck, ruck, ruck“ von Herman Behr. Mit liebevoll-energischen Gesten hatte Konrad Liebscher immer alles in seinen Händen.
Erstaunlich „Comedian-Harmonists“-fähig erwies sich das Männerquartett (Josef, Christoph und Alois Hundhammer sowie Anton Höhensteiger) mit leichtem hohen Tenor, prächtigem Bass und großer Agilität in „Veronika, der Lenz ist da“, vor allem aber im harmonisch sehr komplexen Song der Geier aus dem Film „Dschungelbuch“, den die vier als Freundschaftslied zu ihrem Dirigenten umformten.
Zur Erholung seiner Sänger spielte Konrad Liebscher zwei mondsüchtige Klavierstücke auf dem schwergängigen Flügel: ein Nocturne von Chopin und „Clair de lune“ von Débussy.
Dagmar Gareis feierte mit ihrem „Cantiamo“-Ensemble Premiere: Nach dem fröhlichen „Wochenend‘ und Sonnenschein“ entzückten diese acht Sängerinnen und Sänger vor allem mit dem flotten Kussgesang von Lorenz Maierhofer. Dagmar Gareis war auch die stilsichere Solistin in Mozarts Freimaurerkantate „Dir, Seele des Weltalls“ und in zwei Liedern, die eigentlich den Tenören zustehen: dem „Chianti-Lied“ und der Operetten-Arie „Niemand liebt dich so wie ich“ aus Léhars „Paganini“. Ganz gegen ihren Typ als versierte Barocksängerin präsentierte sie sich als mannstolle Diseuse in „So ein Mann“. Im abschließenden Strauß’schen „Donauwalzer“ zeigten sich die Männer stimmlich etwas erschöpft, aber im nach heftigem Applaus zugegebenen „Jäger aus Kurpfalz“ schon wieder erfrischt.