„Freischütz“-Parodie mit Cha-Cha-Cha

von Redaktion

„Opern auf Bayerisch“ amüsieren auf Schloss Amerang

Amerang – Es war die große Kunst des bayerischen Schriftstellers Paul Schallweg, den Inhalt berühmter Opern in pointenreiche Mundartverse zu gießen. Seit Mitte der 1980er-Jahre sind seine „Opern auf Bayrisch“ – insgesamt 26 an der Zahl – tief im Veranstaltungskanon der Münchner Theaterlandschaft verankert. Auch bei den Sommerfestspielen auf Schloss Amerang haben sie seit langem ihren festen Platz.

Den Kern des 1985 gegründeten Ensembles „Opern auf Bayrisch“ bildet das famose Sprecher-Trio Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenberg. Das Gastspiel in Amerang begann mit Schallwegs Parodie auf Carl Maria von Webers romantische Oper „Der Freischütz“: „Wia a Jaager auf ned ganz saubere Weis zu seim Wei kemma is“. Der „Jaager“, das ist der junge Max, der „ums Verrecka nix trifft“. Zu dumm, geht es für ihn doch um nichts Geringeres als um die Hand seiner geliebten Agathe. In seiner Not lässt er sich mit dem zwielichtigen Jägergesellen Kaspar ein: „Schlog ei!“ sagt der und der Pakt mit dem Teufel gilt.

Die Gscherten, Rücksichtslosen und Lauten, Bösewichte wie eben jener Kaspar, das sind Paraderollen für Gerd Anthoff, dem das Abgründige besonders liegt. Kollege Lerchenberg dagegen ist auf höher gestelltes Personal abonniert, Aristokraten, Kleriker und dergleichen. Dann reckt er beim Vortrag den Hals, blinzelt verschwörerisch, spitzt die Lippen und betont gekünstelt Silbe um Silbe.

Ob als Angebetete oder Betrogene, als Verlassene oder Belogene: Conny Gloggers Gesicht spiegelt die Gefühlswelt der tragischen Heldinnen des Opernfachs mit parodistischer Treffsicherheit wider. Die naive Agathe mimend singt sie mit treuherzigem Augenaufschlag vom „schönen grünen Jungfernkranz“, was umgehend mit der Bauernweisheit über „Märzenschnee und Jungfernpracht“ („die halten oft kaum oane Nacht“) quittiert wird.

Als „Venus in der Kampenwand“ schlägt Glogger in der „Tannhäuser“-Parodie freilich ganz andere Töne an. „Ned oana liebt mit soicha Kraft, sieben Stunden, des hod no koana gschafft“, schwärmt sie von ihrem neuen Liebhaber. Halten kann sie ihn nicht. „Für immer ist z’fui“, spricht Tannhäuser (Anthoff) und geht.

Dass das eingespielte Trio auch nach über 30 Jahren noch gemeinsam Spaß hat, lassen Momente erkennen, in denen die Schauspieler aus ihrer Rolle fallen und sich gegenseitig auf dem Arm nehmen. Als Lerchenberg beim „Der Barbier von Sevilla“ – hier der „Bader von Ruahpolding“ – den 72-jährigen „Dr. Wadlgriaß“ (Dr. Bartolo), der seinem Mündel Fanny nachsteigt, überengagiert den zahnlosen Greis gibt, wirft Anthoff, dessen 72. Geburtstag im August bevorsteht, ein empörtes „Wia oid is der?“ ein. Lerchenberg kontert: „Es gibt soiche und soiche!“

„Junges Herz und graue Haare“ setzt das begleitende Orchester noch einen drauf. Das „Musikensemble Opern auf Bayrisch“ gibt unter der Leitung von Andreas Kowalewitz mit der Musik von Friedrich Meyer und Rolf Wilhelm die schönsten Kommentare auf Paul Schallwegs Verse mit einem wilden Potpourri aus Opern-Originalen, alpenländischen Klängen, Volks- und Kinderliedern, Gassenhauern, Schlagern und Cha-Cha-Cha. Und Perkussionist Philipp Jungk fügt an Bettpfanne, Lachsack und Kehrschaufel dem Hörvergnügen ein i-Tüpfelchen hinzu.

Artikel 6 von 10