„Imago“ ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet und dauert bis 9. Mai. Kuratorin Dr. Olena Balun ist für private Führungen unter Telefon 0176/27030028 oder unter info@olenabalun.de erreichbar. Am Samstag, 27. April, werden beide Künstler an einem drehbaren runden Tisch zeichnen, wobei sie sich gegenseitig in ihrem Duktus beeinflussen.
Imago in Rosenheim: „Fast eine biologische Ausstellung“
Christian Heß und Peter Pohl im Designbüro X-height
Die Ausstellung
Rosenheim – Larve, Puppe, Imago. Das ist kurzgefasst die dreifache Verwandlung, die Metamorphose eines Insektes, zum Beispiel einer Libelle. Imago ist der biologische Begriff für das Bild des voll entwickelten, geschlechtsreifen Tieres.
„Imago“ ist auch der Titel der gemeinsamen Ausstellung der am Simssee lebenden Künstler Christian Heß und Peter Pohl im Designbüro X-height in Rosenheim. Dort hat die promovierte Kunsthistorikerin Olena Balun, Zweite Vorsitzende des Rosenheimer Kunstvereins, die zweite Ausstellung im Rahmen ihres ambulanten, bisher viermal realisierten Projektes „Kunstschaufenster“, kuratiert. „Es gibt zu wenige Galerien in Rosenheim, deswegen möchte ich Künstler und Räume zusammenbringen“, umreißt die 36-Jährige ihre Motivation, an wechselnden Orten Ausstellungen zu veranstalten.
Titelgemäß sind hier Werke von Peter Pohl, der sich seit seiner Kindheit mit Insekten beschäftigt und künstlerisch deren Formen plastisch, malerisch und zeichnerisch umwandelt. Zwei größere Objekte nehmen einen Teil des Foyers ein. Eine dreiteilige Arbeit, grünlich schillernd, gibt ins Riesenhafte vergrößerte Insektenteile wieder, während die schwarze Arbeit in der Raummitte, ebenfalls aus Bauschaum gefertigt, auf den ersten Blick wie ein von vielen Maden besetztes Stück Boden oder Kadaver anmutet. Tatsächlich täuschen hier Sonnenblumenkerne ein erstarrtes Insektengewusel vor. Blickfang auf Augenhöhe sind zwei weiße Holztafeln, auf denen Pohl mehrere aus Porzellan geformte, vergrößerte Insektenpanzer in unterschiedlichen Farben präsentiert, ähnlich den aufgespießten realen Käfern in Schaukästen. Pohl füllt dazu Schalungen mit Tüll, drückt Porzellanmasse hinein, formt sie nach seinen Vorstellungen und lackiert nach dem Brennvorgang das Abbild – Puppe, Larve, Imago.
In ihrer Einführung vermittelte Balun die verschiedenen Facetten des Begriffs Imago – als Bezeichnung für die Totenmaske im alten Rom, aber auch als Phänomen in der Psychologie. Eine Parade aus 18 Rosenblüten hat der Künstler Christian Heß hinter der großen Schaufensterscheibe sorgfältig angeordnet. Die Blüten aus in unterschiedlichen Pastellfarben lackiertem Gips zitieren das Rosenwappen der Innstadt. Wer sie genauer betrachtet, wird feststellen, dass die jeweils fünf Blütenblätter herzförmig sind – eine Liebeserklärung an die Stadt?
Ein Teil des Ausstellungsraumes ist mit grünem Kunststoffrasen bedeckt, aus dem etliche farbige Gebilde wie Adern hervortreten. Auch hier findet sich das Herzmotiv, denn es handelt sich um präzise geformte, gebogene Strangprofile in Herzform aus lackiertem Gips. Diese in die Länge gezogenen Herzen gemahnen an langwährende Zuneigung zur Natur, zu unseren Lebensgrundlagen – das will uns wohl der Künstler damit ans Herz legen. Insekten, Blumen und Herzen – das veranlasste die Kuratorin zu der Bemerkung: „Das ist ja fast eine biologische Ausstellung.“ Hendrik Heuser