Die Blues-Legende vom Mississippi-Delta

von Redaktion

Blues Club Chiemgau: Boo Boo Davis beim Dinzler am Irschenberg

Irschenberg – Stimme, Blues Harp Mundharmonika, Gitarre und Trommel: Mehr braucht es nicht, um schon nach wenigen Takten die zahlreichen Zuhörer beim Dinzler am Irschenberg in den Bann des Blues zu ziehen. Boo Boo Davis, geboren 1943 in Drew, Mississippi, zusammen mit Jan Mittendorp (Bariton-Gitarre) und John Gerritse (Schlagzeug und Percussion): Das ist Groove, das ist Gefühl, wie man sich echten Blues vorstellt und wie er sich gehört.

Kein Wunder, hat doch der mittlerweile 75-jährige Boo Boo Davis hautnah das harte Leben im Baumwollgürtel des Südens der USA miterlebt. Laut seiner Biografie kann er weder lesen noch schreiben, aber dafür ist er Vollblutmusiker. Er hörte Charley Patton, lernte mit fünf Mundharmonika, mit dreizehn spielte er Gitarre, sang mit seiner Mutter in der Kirche und mit 18 tourte er mit seinem Vater und seinen Brüdern über die Deltaregion hinaus. In St. Louis stieß er auf Albert King, Ike Turner, Chuck Berry und andere mehr, und all diese Erfahrungen, all sein „Ich“ packt er in seine Musik. Rau, kraftvoll, ungeschliffen klingt seine Stimme, dazu die einfachtönigen Klänge der Blues Harp Mundharmonika, die diese stereotypen Bilder vom Mississippi-Delta vor dem inneren Auge entstehen lassen.

Boo Boo Davis nuschelt zwischen den Riffs ins Mikro ziemlich unverständlichen Südstaatenslang. „Alligator Blues“, ja, das versteht ein jeder, immerhin. Aber eigentlich macht es nichts, wenn man die Liedtexte nicht versteht, denn man versteht es auch so. Das Gefühl, der „Spirit“, der mit variantenreichen Gitarrentriolen und grandiosem Schlagzeug-Beat rüberkommt. Sei es „What is wrong with you“, „Ice storm“ oder „Man who be around“ – der Rhythmus lässt einen im Takt mitwippen. Noch mitreißender sind „Keep on lovin‘ me baby“ und „St. Louis woman“ – treibender, schnörkelloser Blues, den das Publikum mit „Yeah“ beantwortet. Eine Musik, die begeistert.

Dem Blues Club Chiemgau (BCC) sei Dank, hat er doch diese drei großartigen Künstler schon ein paar Mal für Auftritte im Rimstinger Feuerwehrhaus und nun eben beim Dinzler am Irschenberg gewinnen können. Dabei spielt Boo Boo Davis auch auf großen internationalen Bühnen und bei Europäischen Blues- und Jazzfestivals wie Montreux, Peer oder dem North Sea Jazz Festival. Aber der kleine Dinzler-Saal war ein perfektes Ambiente: klein, ehrlich, laut. Denn diesen Blues muss man live erleben. Der Groove, die Wahrheiten des Blues, das Gefühl: All das wirkt nicht auf Vinyl oder CD. Und genau wie Boo Boo Davis oftmals rief: „Thank you, today!“, so möchte man rufen: „Thank you, Boo Boo Davis.“

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