Herrenchiemsee – Das Aus ist abgewendet. Für die Inselkonzerte geht es weiter. Ab sofort leiten der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn gemeinsam die Kammermusikreihe auf Herrenchiemsee. Sie übernehmen von Claudia Trübsbach, die verdiente Erfinderin der Reihe, die sich aus Altersgründen zurückgezogen hat (wir berichteten). Für die Region ist damit nicht nur ein kulturelles Debakel abgewendet, sondern zugleich eine echte Sensation geglückt, denn Mönkemeyer und Youn zählen zu den führenden Solisten der Klassik-Welt ihrer Generation.
Mit der Region sind die zwei Wahl-Münchner längst vertraut, zumal sie selbst mehrfach bei den „Inselkonzerten“ zu erleben waren. Vor zehn Jahren hatten sie im Bibliothekssaal des Augustiner-Chorherrenstifts ihren allerersten Auftritt als Kammer-Duo. „Für uns ist es eine große Ehre, dass uns Claudia Trübsbach für diese Aufgabe ausgesucht hat“, betonen Mönkemeyer und Youn auf Nachfrage. „Wir wissen das sehr zu schätzen, gerade weil so viel Herzblut in dieser Reihe steckt.“
Von Anfang an seien sie „sehr gefangen von der besonderen Atmosphäre dieses Ortes“ gewesen – von der Überfahrt mit dem Schiff bis hin zum idyllischen Fußweg zum Alten Schloss. Zwar fasse der schöne Bibliothekssaal nicht viel Plätze, aber: „Genau das erzeugt eine besondere Intimität. Es ist ein Ort, wo sich Musiker und Publikum sehr nah sind. Und die Akustik ist sehr gut.“ Was sie konkret mit der Reihe planen, das haben sie am vergangenen Samstag nach der offiziellen Vereinsgründung der neuen Inselkonzerte in München verraten.
Demnach bleibt es grundsätzlich bei Konzerten, die über das Jahr verteilt sind. Gleichzeitig aber sehen Youn und Mönkemeyer „Potenziale für Wachstum“. So ist langfristig geplant, nicht nur das Alte Schloss auf der Herreninsel zu bespielen, sondern auch andere Orte – vom Ludwig-Schloss auf der Herreninsel über die Fraueninsel bis hin zum Festland. Auch zusätzliche „Mini-Festivals“ oder „Schnupper-Konzerte“ sind denkbar. Vor allem aber sind langfristig Meisterkurse und Workshops anvisiert, zumal Mönkemeyer an der Münchner Musikhochschule unterrichtet.
Dabei geht es auch um eine stärkere Öffnung der Reihe für die Moderne sowie für multikünstlerische Diskurse. Ansonsten verstehen sich Mönkemeyer und Youn als „Gastgeber“: Sie möchten Musiker und Programme präsentieren, die sie selbst gut finden. Dazu werden die Interpreten für bestimmte Werke gezielt angefragt, um das Profil der Reihe zu schärfen – inhaltlich.
In ihrem ersten Jahr kommen der Cellist Julian Steckel und die Geigerin Veronika Eberle, um mit Youn zu musizieren (Samstag, 13. Juli).
Dagegen spielt Mönkemeyer mit Nina Reddig (Violine) und Julian Arp (Cello) eine Streichtrio-Fassung der „Goldberg-Variationen“ von Bach (Sonntag, 5. Mai). Weitere Gäste sind der Geiger Linus Roth (Sonntag, 30. Juni), das Arcis Saxophon Quartett (Sonntag, 4. August) sowie Pianist Yorck Kronenberg und Autor Felix Schmidt (Sonntag, 22. September). Der Startschuss der neuen Reihe fällt am Samstag, 6. April. Hierzu präsentieren sich Mönkemeyer und Youn im Duo.
Für die neuen Inselkonzerte hätten sie „von allen Seiten sehr viel Unterstützung“ erhalten. „Das gibt uns Mut für die Zukunft.“ Auch der Steinway-Flügel, eine Leihgabe von Hans Martin Ritt, bleibt der Reihe erhalten, und: „Wir streben keine Reihe für Geld-Eliten an.“ Für das zahlende Publikum sollen die Konzerte erschwinglich bleiben, gerade für Familien; Karten und weitere Informationen unter www.insel-konzerte-chiemsee.de).