Eine Matinee mit viel Feuer

von Redaktion

Cello-Sonaten beim Konzert des Tonkünstlerverbandes mit Michael Frohnmeyer und Jakob Spahn im Hans-Fischer-Saal

Rosenheim – Schön durchgemischt hatten die beiden Solisten ihr Programm der Matinee des Tonkünstlerverbandes im Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof: Auf einen Romantiker folgte jeweils ein Moderner. Es spielten Jakob Spahn, Solocellist des Bayerischen Staatstheaters, und der Pianist Michael Frohnmeyer.

Außerordentlich groß, rund und raumfüllend ist Spahns Ton und auch der Pianist hat einen Hang zum großen Ton. Ihr Zusammenspiel schon in der B-Dur-Cello-Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy ist ein ständiges Vor- und Zurücktreten, sehr abwechslungsreich und fein differenziert, das Tempo ist sehr belebend und animierend, die Bezeichnung „vivace“ sehr wörtlich nehmend. Selbstbewusst stellt das Cello sein Thema im Kopfsatz vor und beide werden immer aufwühlend-feuriger. So viel Feuer schien auch auf das Andante zu wirken: Das Klavier hätte da ruhig etwas weicher spielen können.

Auch die „Fantasiestücke op. 73“ von Robert Schumann waren befeuert: „Mit Feuer“ hat Schumann über das dritte der Stücke geschrieben, „zart und mit Ausdruck“ über das erste. Die beiden Solisten nahmen mehr den Ausdruck ernst als die Zartheit, vermieden damit aber auch eine Verzärteltheit, die diese Fantasiestücke sonst in die Nähe von Gefühlsseligkeit rücken könnte.

„Nicht immer schöne, aber interessante Klänge“ ergebe die Zwölf-Ton-Technik, mit der Ernst Krenek sein Fantasiestück aus dem Jahre 1953 komponiert hatte, sagte Spahn. Jetzt merkte man, dass die Programmzusammenstellung sinnvoll war: Die Romantiker infizierten auch diese Musik, der spätromantische Gestus war trotz der modernen Klänge da, die Solisten gaben der scheinbar bloßen Berechnung sinnlichen Glanz. Das Zwölf-Ton-Thema wandert durch mehrere energiepralle Seelenzustände oder Temperamentsbereiche, auch hier spielten die beiden Solisten mit Verve und endeten in einem exaltierten Ausbruch: Das Publikum zeigte sich begeistert.

Die „Suite italienne“ von Igor Strawinsky hörte sich dagegen in seiner auf die Barockzeit schielenden Neoklassizität fast rückwärtsgewandt an. Aber auch hier agierten die beiden Solisten energiegespeist, nicht barocktändelnd, der aufstampfende „Tarantella“-Satz drehte sich tanzwütig, dazwischen gab’s vibrato-lose opake Klänge, dem letzten Satz, der sich kompositorisch totzulaufen scheint, hauchten sie viel Leben ein.

Als Zugaben hörte man ganz am Schluss ein jetzt zart singendes „Lied ohne Worte“ von Mendelssohn Bartholdy, davor ein hübsch wirbeliges Salonstück eines Schülers von Pablo Casals.

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