Rosenheim – Der kleine Tiger (Florian Rottmayr) und der kleine Bär (Thomas Rottmayr) ziehen aus, einen Schatz zu suchen – denn wer Geld und Gold hat, dessen Speiseplan ist nicht nur nicht vom Jäger- und Sammlerglück abhängig, sondern der kann sich auch allerhand Luxus leisten. Für Tiger und Bär, unzufrieden damit, immer auf Blumenkohl zurückgreifen zu müssen, wenn sie beim Angeln und Pilzesammeln nicht erfolgreich waren, ist klar: Reich zu sein, muss das größte Glück der Welt sein.
Auf ihrer Reise müssen sie aber nicht nur lernen, dass andere Tiere (gespielt von Franziska Reuter, die in beständig wechselnder Kostümierung alle neben Tiger und Bär auftretenden Charaktere mimt) auf ganz verschiedene Weisen ihr jeweiliges größtes Glück gefunden haben, sondern auch, dass Geld nicht leicht zu finden und noch schwerer zu behalten ist.
Betrogen, besteuert und zuletzt ausgeraubt kehren Tiger und Bär schließlich nach Hause zurück, zwar ohne Schatz, und dennoch mit dem größten Glück: Sie finden es in ihrer Freundschaft, in geteilter Freude am Gegebenen.
Als Erzähler betätigte sich Ludwig Herrmann, der nicht nur einen Janoschs eigenwillig reduziertem Sprachstil gemäßen Ton beim Vorlesen fand, ohne je ins Märchenonkelhafte abzugleiten, sondern der das nicht selten pantomimische Spiel der drei Darsteller auch mit lautmalerischen Improvisationen auf Synthesizer, Glockenspiel und Ukulele begleitete.
Herzstück der Inszenierung bildete das Zusammenspiel von Florian und Thomas Rottmayr, die die innige Dynamik zwischen den beiden Schatzsuchern mit herzlich-haptischer Natürlichkeit und einfühlsamer Nachdrücklichkeit zu verkörpern wussten. Dass die szenische Lesung immer wieder in einen fast predigenden, belehrenden Ton abglitt, ist keinesfalls den Schauspielern anzulasten, die ihr kinderreiches Publikum erfolgreich und zielgerichtet adressierten, ohne dabei in einen gekünstelten Infantilismus zu verfallen. Vielmehr liegt der Grund hierfür in Janoschs Text selbst, der sich der kindlichen Perspektive weniger mit dem Ziel bedient, besonders kindgerecht zu sein, sondern vielmehr, um im Genre der Fabel für eben diese Perspektive zu werben, die aus der Zufriedenheit so einfach zu erreichen scheint. Wenn sich auch die „Moral von der Geschicht‘‘ vornehmlich an Erwachsene richtet, so fühlten sich die Kinder, die mit Tiger und Bär nach einem Schatz suchten, doch sichtlich abgeholt und mitgenommen auf eine spannende Reise. Vorerst wird es keine weiteren Vorstellungen geben, allerdings ist eine Wiederaufführung Ende dieses Jahres geplant.