Pianistischer Klangzauber

von Redaktion

Till Fellner begeisterte beim Schlosskonzert in Neubeuern mit Schubert und Schumann

Neubeuern – Mit seinem distinguierten Auftreten im vornehmen Frack wirkte Till Fellner ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Dass der Pianist sich ohne exzentrische Allüren ganz auf die Musik konzentrierte, durften die Zuhörer im Konzertsaal von Neubeuern dankbar genießen. Auf dem Programm standen neben Schuberts a-Moll-Sonate op. 143 D 784 seine „Moments Musicaux“ op. 94 D 780 und nach der Pause von Schumann die Fantasie in C-Dur op. 17.

Schuberts a-Moll-Sonate op. 143 erfordert zumindest in den ersten beiden Sätzen keine pianistische Brillanz. Fellner spielte das Allegro giusto mit seinen reizvollen Rhythmen und dem zum Fortissimo sich steigernden mystisch anmutenden Thema energisch und ausdrucksstark. Eher untypisch für Schubert klangen die wuchtigen und düsteren Akkorde, die im Andante von ruhiger melodischer Poesie abgelöst wurden. Fellner, der diesen Satz völlig unprätentiös erklingen ließ, zauberte in den Saal eine Atmosphäre berückender Gesanglichkeit. Die kristallklaren, rasch dahin eilenden Triolenläufe im Finale waren ein großer Hörgenuss. Das sanft wiegende Thema des am Ende in fatalistischem Moll eingetrübten Satzes interpretierte der Pianist mit durchsichtiger Zartheit.

Die „Moments musicaux“ fassen Stücke von verschiedenartigem Stimmungsgehalt zusammen. Verhalten und gefühlvoll spielte Fellner das eröffnende Moderato, melancholisch-meditativ wirkte das Andantino, heiter-graziös erklang das Allegro moderato. Fellner gelang es meisterhaft, den träumerischen Klangkosmos Schuberts zu Gehör zu bringen. Das anschließende Moderato, in dem ungestüme mit sanften, zu schweben scheinenden Tonfolgen kontrastierten, erinnerte ein wenig an Bach. Im Schlussstück, einem ergreifenden Lied ohne Worte, interpretierte Fellner den gewaltigen Fortissimo-Ausbruch voller Kraft und Leidenschaft.

Über seine Fantasie in C-Dur op. 17 schreibt Schumann an seine Geliebte: „Die Fantasie kannst Du nur verstehen, wenn Du Dich in den Sommer 1836 zurückversetzest, wo ich Dir entsagte. Der erste Satz ist wohl das Passionierteste, was ich je gemacht – eine tiefe Klage um Dich.“ Wie die Satzbezeichnung vorgibt, spielte Fellner das Liszt gewidmete Werk leidenschaftlich und mit virtuoser Brillanz. Mal wild zerklüftet, mit eruptiven musikalischen Steigerungen, mal marschmäßig in mitreißendem Tempo, dann wieder harmonisch-ruhig und lyrisch-verträumt, bannte die Komposition die Hörer bis zum letzten Takt. Der Pianist demonstrierte eine Ausdrucksvielfalt, die von zarten, behutsam dahin getupften Tönen bis hin zu metallisch-harten Akkorden reichte.

Nach dem enthusiastischen Beifall des Publikums spielte Fellner als passende Zugabe noch das zarte, folkloristisch anmutende Stück „Au lac de Wallenstadt“ aus den „Années de pélerinage“ von Franz Liszt.

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