Der Mietnomade und andere kuriose Fälle

von Redaktion

Hans-Peter Kreuzer hat kuriose Fälle aus dem Leben eines Anwalts veröffentlicht

Locker, flott, amüsant und mit einem Hauch Ironie: Diese Schreibe beherrscht Hans-Peter Kreuzer perfekt. Der ehemalige Rechtsanwalt in Rosenheim erzählt über seine Fälle – natürlich ohne Namen und in abgewandelter Form.

Jedenfalls scheint das Leben als Anwalt kein Zuckerschlecken zu sein. Denn neben den juristischen Tricks und Kniffs, überraschenden Finten und geeigneten Paragrafen muss ein Anwalt vor allem eines sein: ein geduldiger Zuhörer. Und dann entwickeln sich aus scheinbar „merkwürdigen Begebenheiten“ echt hanebüchene Geschichten – aber ein guter Anwalt sorgt dann für ein juristisches Happy End!

Seinen ersten Roman hatte Hans-Peter Kreuzer mit „Das Bergbauern-Testament“ vorgelegt. Der Roman beruht auf der wahren Geschichte über eine unter dem Namen „schwarze Witwe“ bekannte Schwindlerin. Nun also folgt Teil zwei, eine lockere Abfolge von amüsanten Geschichten aus dem Leben des Anwalts Marinus Happinger.

Da bekommt es eine gut situierte Vermieterin mit einem Mietnomaden zu tun. „Ein fescher Typ“, wie die erst kurz zuvor zur Witwe gewordene Frau im mittleren Alter meint. Immer wieder geht sie ihm auf den Leim, ihr Rechtsanwalt, also Marinus Happinger, tut sein Bestes, um der Mandantin schonend die Augen zu öffnen. Doch vergeblich! Bis sie es akzeptiert, ist viel Zeit verstrichen. Obendrein mahlen die Mühlen der Justiz langsam und irgendwann muss auch die Vermieterin einsehen, dass es mit ihrer Menschenkenntnis wohl doch nicht so weit her ist.

Dann wird’s pikanter. Ein Spionspiegel direkt ins Schlafzimmer. Unerhört! Doch alles ist nicht so, wie es zunächst scheint!

Sehr menschlich wird’s bei einer jungen Frau, die ihr Leben nicht im Griff hat. Marinus Happinger ist ihr gerichtlich bestellter Vermögenspfleger. Mit ihr erlebt der Anwalt Tragisches und Kurioses. Schön: Trotz aller Müffelei und Ausdünstungen darf sich die Frau in der Rosenheimer Kanzlei aufwärmen und die Toilette benutzen.

Als krasses Gegenteil dazu präsentiert sich ein kapriziöses Architektenehepaar. Eine Sizilienreise war nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Das Essen sei ja nicht schlecht gewesen, aber das Motto habe doch gelautet: Mit Goethe … speisen, und davon sei man meilenweit entfernt gewesen. Geld zurück, ganz klar, so lautet die Forderung.

Im weitschweifigen Gespräch schildert die gnädige Frau die Erlebnisse in Sizilien, der Anwalt schielt heimlich auf seine Uhr und lauert auf einen Punkt, wo er einhaken kann. Der kommt – und mit viel Verständnis und noch mehr Worten macht Marinus Happinger dem Ehepaar schließlich klar, dass es besser ist, von einer Klage abzusehen. Das würde nur unnötige Kosten verursachen, denn die Aussichten seien mau…

Und auch der Leser lernt bei den Geschichten viel über die Jurisprudenz, über die Denkweise von Anwälten und die Fallstricke von Paragrafen.Sigrid Knothe

Artikel 10 von 19