Spitzen gegen Wasserburg

von Redaktion

Premiere des Stücks „Miss Poirot und die Leiche ohne Kopf“ im Gut Staudham

Wasserburg – „Mit Wasserburg geht es voran“, verkündet der Ratshauschef im Brustton der Überzeugung. Mit geschliffener Rhetorik widersetzt er sich allem, was dem Image seiner Stadt schaden könnte. Wasserburg soll glänzen. Dumm nur, dass ein hässlicher Mordfall einen dunklen Schatten auf Wasserburg wirft. Und darum geht es in dem neuen Krimi aus der Feder von Jörg Herwegh: Kurz vor einer Museums-Eröffnung wird ein Toter aus dem Inn gefischt – und die idyllische Stadt am Inn ist in heller Aufregung.

Peter Fritsch als Bürgermeister Stanzl spielt seine Rolle auf jeden Fall voller Hingabe – wie auch alle anderen des Herwegh-Ensembles mit Leidenschaft und starken Stimmen dabei sind. Am Sonntag fand in der „LandWirtschaft“ im Gut Staudham bei Wasserburg die Premiere des Stücks „Miss Poirot und die Leiche ohne Kopf“ statt.

Die Zuschauer erleben einen vergnüglichen, kurzweiligen Abend, und es sind vor allem die Anspielungen auf die Wasserburger Kommunalpolitik, aus denen das Stück seinen Reiz bezieht. Radenkovic, der ehemalige, vom Leben bitter enttäuschte Schlachter (einfühlsam gespielt von Helge Leuchs), erhebt einen schweren Verdacht gegen seine Mitbürger: „Ihr haltet alle zusammen, damit kein schlechtes Licht auf Wasserburg fällt.“ Und: „Geschäft, Geschäft, das war für Wasserburg immer am wichtigsten.“

Thematisiert wird die Fußgängerzone, die der Bürgermeister so gar nicht haben will – ihm kommt es auf sein Prestigeobjekt an, dem Heimatmuseum. Er will damit den Tourismus und das schwächelnde Wirtschaftsleben Wasserburgs ankurbeln, stößt aber auf Widerstand bei den Bürgern. Die Dialoge mit seinen Kontrahenten in der Stadt machen auf schmunzelerregende Weise klar, wie Kommunalpolitik funktioniert.

In großer Form präsentiert sich auch die Hauptfigur des Stücks – die eigenwillige Miss Poirot (gespielt von Elisabeth Rass), die die Aufklärung des Falls hartnäckig und mit klugen Fragen vorantreibt.

Das Stück stammt aus der Feder des Theaterchefs Jörg Herwegh, der als Zwillingsbruder des Mordopfers selbst auf der Bühne zu sehen Herwegh hat gerade seine Krimi-Thriller-Phase: Vor wenigen Wochen war ein Stück von ihm in Rosenheim zu sehen. „Ohn.macht“ hieß der Psychothriller für zwei Personen. Dem Wasserburg-Krimi ist der Spaß anzumerken, den Herwegh hatte, als er ein paar lokale Spitzen in die Handlung einbaute. Auch wenn er erklärtermaßen keine realen Personen nachzeichnen wollte, fühlte sich mancher Zuschauer freilich doch erinnert.

Weitere Termine

Weitere Aufführungen in der „LandWirtschaft“ sind am Sonntag, 9. Dezember, um 18.30 Uhr, am Samstag, 15. Dezember, um 20 Uhr, am Sonntag, 16. Dezember, um 18.30 Uhr sowie am Sonntag, 23. Dezember, um 18.30 Uhr. Weitere Termine am 5./6. und 18./19./20. Januar 2019. Die „LandWirtschaft“ Staudham befindet sich an der B 304 Richtung Ebersberg. Karten gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Fabula, Ledererzeile 23, in Wasserburg. Bestellungen und Reservierungen über das Theaterbüro Herwegh, Telefon 0174/ 9796191, info@herwegh.info).

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