„D’Maroni san fertig!“

von Redaktion

Weihnachtskonzerte mit Conny Glogger, Grassauer Blechbläsern und Toni Lauerer

Amerang – Es weihnachtet. Während der Pfarrer im Ort die erste Kerze am großen Adventskranz vor der Kirche anzündete, luden auf Schloss Amerang Conny Glogger und die Grassauer Blechbläser zur „Bayerischen Weihnacht“ ein. Den festlichen Auftakt des Abends bildeten sechs Suiten des Barockkomponisten Michael Praetorius.

Die zehn Musiker unter der Leitung von Wolfgang Diem standen im Halbrund um die am Tisch sitzende Rezitatorin, die zuletzt im Sommer mit Paul Schallwegs „Opern auf Bairisch“ im Schloss zu erleben war. Während es aus der Gaststube verführerisch nach Rotkohl und Gans duftete, machte sich Conny Glogger in Rüschenbluse und Samtjacke Gedanken über die sogenannte „stade“ Zeit, in der es mehr zugehe als sonst, „weil Weihnachten kommt immer so plötzlich“.

Texte des Wambacher Heimatdichters Alois Tremmel standen ebenso auf dem Programm wie Episoden aus Jörg Maurers Bestseller „Stille Nacht allerseits“. Humorvoll kommentierte die Oberbayerin alte Bräuche wie das Schneiden des Barbarazweigs am 4. Dezember und was dies mit dem unverhofften Kindersegen zu tun hat und gab „wertvolle“ Tipps zum Innehalten und Endschleunigen: Einfach an der Supermarktkasse etwas länger im Geldbeutel wühlen oder sich an der roten Ampel mit dem Losfahren etwas Zeit lassen – die Umwelt würde es einem sicherlich danken …

Gloggers augenzwinkerndes Gefrotzel über die inflationäre Aufführung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ in der Adventszeit („Jauchzet, frohlocket und Omas altes Ganserlrezept ist gleich Weihnachten“) konterten die Grassauer mit eben jener Musik des berühmten Thomaskantors.

Die Geschichte vom Unterwirt aus Bethlehem, der sich auch 2000 Jahre nach Christi Geburt noch vorwirft, Maria und Josef die Unterkunft verwehrt zu haben, stimmt nachdenklich. Wie würden wir reagieren, wenn nachts um 2 jemand an der Haustür klingelt? Der Wechsel aus virtuosem Trompetenspiel und pointenstarken Vortrag bot eine kurzweilige wie anspruchsvolle Unterhaltung.

Vom Barock bis

in die Gegenwart

Viel Applaus gab es für den temporeich gespielten „Einzug der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel. Nach den Barockkomponisten spielten sich die Grassauer schließlich mit „Feliz Navidad“ von José Feliciano und Nat King Coles Weihnachtssong „Chestnuts roasting on an open Fire“ ins 20. Jahrhundert. „D‘Maroni san fertig“ ergänzte Conny Glogger scherzend – und hatte wie immer die Lacher auf ihrer Seite.

Im gleichen Bühnenbild – rundes Tischlein mit Adventsdekoration, zwei geschmückte Weihnachtsbäumchen links und rechts – begrüßte tags darauf Toni Lauerer sein Publikum. Der humoristische Oberpfälzer wurde bei seiner Lesung vom „Niederbayerischen Musikantenstammtisch“ in der Besetzung Klarinette (Simone Lautenschlager), Trompete (Bernhard Reitberger, Florian Schweikl), Steirische (Hans Bachmaier) und Tuba (Martin Holzapfel) und flott gespielten Walzern, Landlern und Zwiefachen kongenial begleitet.

Gleich mit seiner ersten Weihnachtsgeschichte, der vom „Christbamkaffa“, zündete Lauerer eine gewaltige Lachsalve. Der Autor und Kabarettist schlüpfte hier in drei unterschiedliche Rollen: der des gewieften Baumverkäufers, seines dümmlichen Gehilfen Sepp und der neunmalklugen Kundin (selbstverständlich eine „Preißin“). Ihr wird am Ende eine „Tiroler Riesenzwergtanne“ als „beste Rass‘ überhaupt“ aufgeschwatzt, gedüngt vom Kot freilaufender Kühe, genährt von stillem Mineralwasser und – Betriebsgeheimnis! – kostbarem Weißbier.

Im Laufe der gut zweistündigen Matinee führte der 59-Jährige die Zuhörer in seinen oberpfälzischen Kosmos ein, in dem Kinder „Celina“ und „Knut“ heißen und so aufgeklärt sind, dass Oma mit ihren Gruselgeschichten (die stets mit „Amol“ beginnen) chancenlos ist, in denen der Advent „Apfent“ heißt, der Bua „Bow“, der Vater den Text für die Weihnachtskarten dichtet und alles hin ist, wenn es an Heiligabend die Wurst zerreißt.

Lauerer gilt seit 1998 als meistverkaufter Autor Ostbayerns. Seine zur Lesung mitgebrachten Bücher waren in der Pause schnell vergriffen. Und selbst die Exemplare, aus denen er eben noch rezitiert hatte, wurden ihm regelrecht unter den Fingern weggekauft.

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