Bitte mehr von diesem sympathischen Chor!

von Redaktion

Camerata Vocale München beim Foyer-Konzert in der TU Rosenheim

Rosenheim – Seit einiger Zeit gibt es in der Technischen Hochschule Rosenheim Foyer-Konzerte von Studenten für Studenten – und natürlich auch für die Öffentlichkeit. Das großfenstrige und helle Foyer erweist sich als akustisch ausgezeichneter Konzertsaal, der nur im Winter etwas kühl ist. Wie gut diese Akustik ist, demonstrierte die Camerata Vocale München unter ihrem Leiter Clayton Bowman mit einem knappen, aber hochkonzentrierten Weihnachtskonzert. Seit erst zwei Jahren gibt es diesen Chor, der sich vornehmlich der A-cappella-Musik verschrieben hat.

Kräftig leuchtend sind die Sopran-, klar konturiert die Altstimmen, etwas gefährdet, dafür unforciert, die Tenöre und sanftwarm die Bässe, insgesamt schwebend leicht ist die Stimmgebung. Sehr sympathisch ist das Auftreten, das Engagement strahlt ihnen aus den Augen, der Gestaltungswille teilt sich unmittelbar mit.

So jung dieser Chor ist, so gut singt er einerseits schon, aber so manche Schwächen sind noch zu überwinden. Klug aufgebaut war das Programm: Um die „Quatre motets pour le temps de Noël“ von Francis Poulenc (1899 bis 1963) herum gruppierten sich Renaissance- und Barock-Motetten, abgeschlossen mit einem modernen Stück.

Interessanterweise fühlte sich der Chor bei den modernen Poulenc-Motetten wohler als bei den älteren. Obwohl die Sänger sich manchmal erst singend in die fragilen Akkorde hineinhören müssen, erreichen sie immer den gewünschten Klang und beweisen damit enorme Musikalität. Das „Hodie Christus natus est“ jubelte freudig-weihnachtlich.

„Hosanna“ von Thomas Weelkes (1576 bis 1623) klang noch etwas bemüht, im bekannten „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt fanden die Bässe im Mittelteil nicht gleich den richtigen Einsatzton, aber im doppelchörigen „In dulci jubilo“ von Michael Praetorius (1571 bis 1621) erfreute der dichte und lichte Chorklang. Nur hatte der Dirigent ein so langsames Tempo gewählt, dass sich der pastoral wiegende Dreiertakt fast verflüchtigte.

Clayton Bowman leitet mit weichen, aber klaren Gesten und lässt der Musik viel Raum, dürfte aber bei den Renaissance-Motetten den Sängern noch mehr Hilfen geben mit auffordernden Blicken und deutlicherem Mitsprechen des Textes.

Alles aber stimmte im Schlussstück, dem „Alleluja“ von Randall Thompson (1899 bis 1984). Dieses Chorwerk, das ja nur ein Wort als Text hat, besteht nur aus chorischem Fließen und Wogen, das sich ins Ekstatische steigert und dann wieder linde verebbt. Da dirigierte Bowman leidenschaftlich mit größerem Körpereinsatz, da breitete sich der Chorklang wellenförmig im weiten Foyer aus, da war man als Zuhörer gepackt.

Benedikt Linder aus Nußdorf, der als Chorsprecher fungiert, sprach den Wunsch auch der Zuhörer aus: Diese Camerata Vocale aus München würde gerne noch einmal eingeladen werden. Und die Zuhörer meinten das auch: Bitte mehr von diesem sympathischen Chor!

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