Premieren-Sicht auf die „Drei Damen“

von Redaktion

Neuzugang in der Exter-Galerie im Augustiner-Chorherrenstift auf der Herreninsel

Herreninsel – Als „Jackpot“ bezeichnete Dr. Thorsten Marr von der Abteilung Museum der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung (SVG) das Bild „Die drei Malerinnen“, das erstmalig ab kommenden Jahr in der Galerie Julius Exter im Augustiner-Chorherrenstift ausgestellt werden wird und das der SVG kürzlich geschenkt wurde. In einer Sonderführung gewährte die SVG anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens einen Blick hinter die Kulissen – und auf das neue Bild.

„Die drei Malerinnen“, so Dr. Marr, seien eine wunderbare Ergänzung zu den Aktbildern Exters, die den Galerieraum bislang schmückten, denn die Damen präsentieren sich allesamt angezogen. Und – auch das ein weiterer Kontrast zu den Aktbildern – die Gesichter der drei Damen sind deutlich porträtiert. Marr nahm seine Gäste mit auf Entdecker-Tour: Ist das Bild tatsächlich ein echter Exter? Dazu durften die Besucher die Unterschriften auf den Gemälden im Raum mit der auf dem „neuen“ Bild vergleichen. Auch die Kolorierung und die Pinselstrich-Führung seien typisch Exter.

Aber wer sind die drei Malerinnen? Um diese Frage zu klären, führte Marr die Besucher zu einem Tisch, auf dem ein schwarzes Buch lag. Darin sind penibel genau Einnahmen und Ausgaben der Malschule Julius Exter nach Monaten und Jahren sowie Namen einzelner Malschüler im Jahre 1907 aufgeführt. „Später kann man auch genau die finanziellen Einschnitte mit dem Ersten Weltkrieg ausmachen“, so Marr weiter.

Vor 1918 waren Frauen nicht an der Kunstakademie zugelassen, Malschulen waren deshalb sehr in Mode. Auch Exter habe sich diesem Trend angeschlossen, gab es doch damit ein finanzielles Zubrot. Bei jenem neuen Bild aber, so Marr weiter, könne man immerhin mit ziemlicher Sicherheit einen Namen zuordnen: Rechts im Bild sei Olga Zetter abgebildet. Sie hat mehrfach bei Exter Mal- und Zeichenunterrricht genommen. Und da dieses Bild aus dem Nachlass der Olga Zetter (1881 bis 1973), später als Fritz-Zetter in Solothurn verheiratet, stamme, nehme man an, dass die Dame mit Palette und Malerpinsel eben jene Olga Zetter sei. Die beiden anderen Damen sind leider unbekannt.

Beim Rundgang streifte Marr kurz die vielen Schaffensperioden des bekannten Chiemsee-Malers. Da gebe es die monumentalen Gemälde mit religiösen und symbolistisch aufgefassten Themen wie beispielsweise das Bild „Mutter mit Kind“ von 1893/94. Die farbintensiven Blumenbilder – der Garten des Künstlerhauses in Übersee-Feldwies stand hier Pate – haben den Exter-typischen Pinselstrich, so der Kunstexperte weiter. Man erkenne aber auch Ähnlichkeiten zu Bildern Van Goghs, der in München zwischen 1907 und 1909 über 70 Werke ausgestellt habe: „Man kannte sich.“

Typisch für Exters Expressivität sei auch seine Farbintensität wie beim Gemälde „Überseer Bach“ von 1927. Dieses Bild nahm Marr als Beispiel, um die Arbeit der Restauratoren zu erklären. Anhaftender Staub und Temperaturschwankungen beeinträchtigten die Kunstwerke, zudem müssten Restauratoren erkennen, ob es sich bei den unterschiedlich dicken Farbschichten um eine vom Künstler gewollte Farbintensität handle oder ob „das Wellige“ dem Alter der Gemälde geschuldet sei.

Die SVG

Die Schlösser- und Seenverwaltung, vor 1918 die Hofverwaltung, wurde nach Ausrufung des Freistaats zur Wahrerin der ehemals königlichen Besitztümer ernannt. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums gewährt die SVG einen Blick hinter die Museumskulissen. Ansonsten ist die Galerie in der Winterpause und für den „normalen“ Besucherverkehr geschlossen. Die Galerie beherbergt einige der wichtigsten Werke Julius Exters (1863 bis 1939). Dessen Tochter Judith vermachte das über 700 Oeuvre umfassende Werk ihres Vaters und das Feldwieser Anwesen dem Freistaat.

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