Bad Aibling – Vor Jahren eröffneten zierliche Ukulelen das Bad Aiblinger Gitarrenfestival „Saitensprünge“. Dieses Mal wählten die Organisatoren das andere Extrem: Das Quartett „Bassmonsters“ machte den Auftakt zur inzwischen neunzehnten Auflage der Konzertreihe. Vier große akustische Kontrabässe dominierten das Bühnengeschehen und sorgten für Aufsehen und Aufhorchen.
Von einem gerade einwöchigen Bass-“Baby“ bis zu einem 300 Jahre alten, ehrwürdigen Zeitzeugen reichte das Spektrum der mitgebrachten Instrumente. Unter Moderation des „Bass-Pädagogen“ und Organisators der Mühldorfer Bass-Tage Claus Freudenstein strich und zupfte sich das Ensemble durch die Geschichte der Rockmusik.
Inspiriert durch erfolgreiche Vorgänger mit dem Motto „Classic meets Rock“ präsentierten die vier Musiker starke Stücke von Bands wie Led Zeppelin und Deep Purple in neuem Gewand, eigens umarrangiert für die spezielle puristische Instrumentierung. Das legendäre „Kashmir“ von Led Zeppelin fungierte als Eröffnung für den Abend: Das Stück birgt eine ungewöhnliche und vertrackte Rhythmik, über der sehnsuchtsvolle asiatische Klänge schweben – große Klasse gleich zu Beginn! Nach „Guns n’Roses“ und Michael Jacksons energetisch treibendem „Smooth Criminal“ folgte ein weiterer echter Kracher im Programm, das vielleicht stärkste Stück von Deep Purple – „Child in Time“. Das Publikum erlebte die hohe Dynamik der Möglichkeiten des Bass-Spiels: Filigranes Fingerspitzengefühl (Lisa DeBoos) und Melodiespiel auf der einen, Wucht und Rhythmik mit wahren Bassgewittern auf der anderen Seite in einem grandios sich steigernden Arrangement.
Sehr zart besaitet hingegen gaben sich die Bassmonsters bei einer Komposition von Sting („La belle dame sans regrets chords“), die jazzig und mit reichlich Schmelz daherkam und ebenso wie „Nothing else matters“ und „Hotel California“ sowohl Publikum als auch Musiker etwas verschnaufen ließ.
Im zweiten Durchgang – jetzt ohne Notenständer – erhöhte das Quartett das Tempo sogar noch und setzten gleich mit dem rasanten „Highway Star“ von Ritchie Blackmore und glühenden Streichbögen ein neues Ausrufezeichen. Nervenaufreibend und spannend ging es weiter mit der Filmmusik aus „Psycho“ und einer ebenso treibenden Komposition von Metallica („Like creeping death“).
Lisa DeBoos, Thomas Hille, Ricardo Tapadinhas und Bandleader Claus Freudenstein unterhielten mit interessanten Hintergrundinfos zu den Stücken und mit vielen musikalischen Überraschungen. Wie auch in mehreren anderen Stücken übernahm Freudenstein mit virtuosem Melodiespiel die Rolle der menschlichen Stimme im bekanntesten Song von U2, sodass „With or without you“ mit der gestrichenen Bass-Stimme von Bono einer der Höhepunkte des Abends wurde.
Johannes Erkes als künstlerischer Leiter des Festivals hatte eingangs erwähnt, dass sich die „Saitensprünge“ auch offen zeigen für andere Saiteninstrumente außer der Gitarre. Großer Applaus und mehrere Zugaben belohnten die Experimentierfreude der Festivalmacher – ein gelungener Auftakt für die Aiblinger „Saitensprünge“!