Interview mit Fany Kammerlander

Mit dem Cello bei Deep Purple

von Redaktion

Die in Stephanskirchen aufgewachsene Cellistin ist eine Grenzgängerin zwischen Klassik und Pop

München/Stephanskirchen – Geboren in Frankfurt am Main wuchs die Cellistin Fany Kammerlander am Schloßberg auf und besuchte in Rosenheim das Ignaz-Günther-Gymnasium. Die heute in München lebende Musikerin ist eine der ganz wenigen Cellistinnen, die den Spagat zwischen Klassik und populärer Musik schaffen. Sie spielte bei den Münchner Philharmonikern, im Bachkollegium München und am Staatstheater am Gärtnerplatz, arbeitete mit Sergiu Celibidache, geht mit Konstantin Wecker auf Tour und trat in der Vorgruppe von Deep Purple auf.

Liebe Fany, sicher hast Du ja in der Jazz-Szene mitbekommen, dass das „Le Pirate“ nun doch wieder zu haben ist – wäre das nicht etwas für Dich? Als Betreiberin der Münchner „Bar Gabanyi“ bist Du ja bestens eingearbeitet und hast viele Kontakte.

Fany Kammerlander: Tatsächlich wäre das eine wundervolle Idee! Ich liebe diesen Ort und habe viele traumhafte Abende dort erlebt – als Musikerin und als Zuhörerin. Petra Rose hat diese Bar und die Konzertreihe mit so viel Hingabe und Liebe für die Musik aufgebaut und betrieben – sie war mir Inspiration und Vorbild für meine eigene Konzertreihe in der Bar Gabanyi in München. Da ich doch einen größeren Teil des Jahres auf Konzertreisen bin und die Bar Gabanyi oft von unterwegs aus organisiere, habe ich noch nicht die entscheidende Idee, wie das zu verwirklichen wäre. Da meine Bühne ein Ein-Frau-Betrieb ist, ist das doch ein gutes Stück Arbeit, auch wenn es bei uns „nur“ ein Konzert pro Woche gibt – immer donnerstags. Ich werde aber auf jeden Fall tief in mich gehen und darüber nachdenken – versprochen!

Du wechselst ja munter die Genres zwischen Klassik, Konzerten mit Konstantin Wecker und Rock wie vor ein paar Jahren mit „Deep Purple“. Wie war das, als die Rockstars Dich angefragt hatten? Und wie war es auf Tour mit „Smoke on the Water“ – hat das Cello nur so geraucht ?

Die Tournee mit Deep Purple war ein einmalig großartiges Erlebnis für mich. Die Neue Philharmonie Frankfurt hatte mich angefragt, ob ich für zwei Tourneeabschnitte mit jeweils drei Wochen – erst Süd-, dann Nordeuropa – einspringen könnte. Das war für mich natürlich ein Traum, da ich mich schon seit einigen Jahren mit einem speziell für Cello zusammengestellten, ausgecheckten Effektboard auf Bandbegleitung spezialisiert hatte. Wir waren ein kleines Kammerorchester, aber jeder hatte den absoluten Rock’n’Roll im Blut! Die Band war von uns extrem begeistert und jeder Abend wurde ein Fest. Die Rockszene ist ja bunt und spannend, aber mit den Meistern unterwegs zu sein, die diesen Rock erfunden haben, ist etwas ganz Besonderes. Da hat das Cello tatsächlich jeden Abend geraucht! Ein Jahr später hatte ich mit dem selben Orchester noch einmal das Glück, eine Tournee mit Peter Gabriel zu spielen – die legendäre „New Blood Orchester“-Tournee!

Mit wem spielst Du gerade und welche neue Projekte gibt es?

Seit vier Jahren bin ich jetzt mit Konstantin Wecker unterwegs, mittlerweile mit unserem fünften Bühnenprogramm. Es ist großartig, mit ihm auf der Bühne zu stehen, für die Menschlichkeit zu kämpfen, in Poesie zu versinken, seine Ideen in Klangwelten zu gestalten und den Menschen Mut, Trost, Zuversicht, Bewusstsein und Glück zu schenken. Konstantin ist ein großartiger Künstler, ein Kraftwerk! Und doch ein sehr sensibler Mensch, der sein Leben dem Kampf für das Gute in der Welt verschrieben hat. Wir schwingen zwischen Kammermusik und Weltenbrand – ich mich vom Cello zum E-Bass! Ich bin glücklich und stolz, mit meinen fantastischen Mitmusikern ein Teil davon sein zu dürfen – zwischen uns besteht eine starke innere Verbindung und eine absolute Dringlichkeit, das zu tun!

Seit Anfang diesen Jahres gibt es ein neues Duo-Projekt mit Martin Kälberer.

Die Idee dazu entstand bei den Einspielungen der Celli im Studio für seine neue Platte „Baltasound“. Aus diesem wundervoll kreativen Prozess entwickelte sich eine gemeinsame Reise in seinen „Baltasound“, in Klangwelten, die verzaubern und mich wieder einmal in meinem musikalischen Schaffen neu erfinden lassen. Zusätzlich arbeite ich auch an einem neuen Programm mit meiner super-coolen neuen Band namens „Surfer Boys & The Girl“ – hier spiele ich nur E-Cello und unser momentanes Programm nennt sich „Melancholie & Ekstase“. Das wird im Frühjahr wieder in der Bar Gabanyi zu hören sein und hoffentlich auch bald in anderen schönen Locations. Auch an einem Soloprogramm wird gefeilt….das ist aber noch streng geheim. Und wie du sagst – ich bin auch immer wieder und sehr gerne in der Klassik unterwegs, meine Wurzeln und meine musikalische Heimat, die ich liebe und nicht missen möchte.

Wann zieht es Dich mal wieder in die Region Rosenheim ?

Das „Konstantin-Wecker-Trio“ kommt am 23. September nach Erding und am 21. März 2019 nach Wasserburg! „Baltasound“ im Duo ist 13. Januar 2019 in Wasserburg sowie am 20. Januar 2019 in Bad Aibling zu hören.

Interview: Andreas Friedrich

Artikel 7 von 8