Raubling – Ihr bis heute unverwechselbarer Klang und der unnachahmliche Vortrag machte sie nicht nur zu einem der gefragtesten Männergesänge im gesamten Alpenraum, sondern auch zu großen Vorbildern und Botschaftern bayerisch-alpenländischer Volkskultur in der ganzen Welt. Heuer feiern die Inntaler Sänger ihr 60-jähriges Bestehen und können dabei auf viele Begegnungen, bewegte Zeiten und zahlreiche unvergessliche Momente zurückblicken.
Begonnen hat alles im Herbst 1958, als der damals erst 19-jährige Franz Singer, gelernter Maschinenschlosser aus Großholzhausen, und sein um zwei Jahre älterer Jugendfreund Felix Lamm, Messlabortechniker aus Raubling, begonnen haben, miteinander im Duo als Inntaler Sänger zu singen.
Größen aus der
Region als Vorbilder
Von der Begeisterung für das alpenländische Volkslied gepackt und von großen Vorbildern, wie den Riederinger Sängern und dem legendären Quartett Burda, Treichl, Vögele und Sontheim, Kiem Pauli’s Musterkofferl, beeinflusst, begannen Singer und Lamm schon bald wöchentlich zu proben. Der Aufwand sollte sich schnell lohnen. Erste Auftritte des Duos folgten, ehe dann im Sommer 1959 der aus Neubeuern stammende Robert Hurnaus zu den Inntaler Sängern stieß und fortan die dritte Stimme sang.
In den weiteren Jahren folgten zahlreiche Auftritte in ganz Oberbayern, ehe 1962 Peter Anderl, Metzgermeister und Gastwirt beim Gasthof Inntal in Raubling, als Zitherspieler und Sänger zur Gruppe stieß und die Inntaler Sänger so erstmals zum Viergesang wurden. Ein Jahr später musste Hurnaus aus beruflichen Gründen das Singen lassen. So kam Koni Bauer, staatlich geprüfter Skilehrer, Skischulbesitzer und Maurermeister vom Samerberg, mit seiner sonoren und weitum bekannt gewordenen Bassstimme zu den Inntalern. In der Besetzung Lamm, Anderl, Singer und Bauer folgten erste Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen.
1971 löste schließlich Sepp Wieland, Schreinermeister aus Flintsbach, Felix Lamm bei den Inntalern ab. Nun waren die Inntaler Sänger also zu jener Gruppe formiert, in der sie zur heutigen Bedeutung und Bekanntheit gelangten. Der letzte Einschnitt in der Zusammensetzung sollte schließlich 2007 ein trauriger werden, als nämlich Konrad Bauer seinem Krebsleiden erlag.
Nach einiger Zeit der Überlegung, ob überhaupt weitergesungen werden soll, entschlossen sich Anderl, Singer und Wieland jedoch zur Fortsetzung. So folgten seit 2007 noch viele Auftritte, unter anderem in der Residenz in München, im Rathaussaal in Wasserburg beim Erntedankfest in Rosenheim, im Festspielhaus Erl oder auch auf Schloss Amerang und bei vielen anderen Volksmusikveranstaltungen. Wenn Auftritte der Inntaler Sänger auch rarer geworden sind, vermag ihr Gesang jedoch immer noch zu beeindrucken und mitzureißen.
Natürlich waren die 60 Jahre des gemeinsamen Singens aber auch durchzogen von außergewöhnlichen Reisen, Begegnungen und Erlebnissen, von denen hier nur einige wenige gestreift werden können. So bereisten die Inntaler Sänger 1983 Dallas in den USA, sangen 1977 im Opernhaus von Bordeaux, gemeinsam mit Mongolen 1991 auf der Domplatte in Köln, 1973 in Novi Sad im heutigen Serbien, 1992 in der Freiluft-Arena von Terchova in der hohen Tatra, einem Teil der heutigen Slowakei, und natürlich im gesamten Alpenraum.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist den Sängern aber die Teilnahme bei einem Volksliedwettbewerb in Bratislava 1987, an dem sich über 40 Rundfunkanstalten aus ganz Europa beteiligten und die Inntaler Sänger für den BR antraten. Mit einem ihrer Paradelieder, dem „Bei der Lind’n bin i g’sessn“, konnten die vier Bayern dann auch den Sieg und somit die „Goldene Maultrommel“ in die Heimat mitbringen.
Die „Goldene Maultrommel“ sollte allerdings nicht die einzige Auszeichnung bleiben, die für die Qualität der Inntaler Sänger spricht. 1988 bekamen sie die „Kiem-Pauli-Medaille des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützenkompanien“ überreicht. Größte Ehre wurde Anderl, Bauer, Singer und Wieland dann 1994 mit der Verleihung des „Verdienstordens am Bande der Bundesrepublik Deutschland“ durch Kultusminister Zehetmaier zuteil.
Zwei Jahre später erhielten die Inntaler den „Kulturpreis der Hanns-Seidel-Stiftung“ überreicht und wurden 2001 schließlich noch mit der „Goldenen Medaille des Bayerischen Rundfunks“ ausgezeichnet. Stolz sind sie auch, dass sie 2003 die goldene Ehrennadel der Gemeinde Raubling von den drei amtierenden Bürgermeistern angesteckt bekamen. Um nur einige ihrer Auszeichnungen zu benennen.
Seit 1990 kann man sich die Inntaler Sänger auch nach Hause holen – nämlich auf LP oder CD. Damals wurden die ersten beiden Tonträger, einmal gemeinsam mit der Tiroler Kirchtagmusig für weltliche Volksmusik, und einmal mit den Alpbacher Bläsern für geistliches Liedgut aufgenommen und präsentiert. Seither erschien noch die bekannte Advents- und Weihnachtsproduktion „Eröffnet die Pforten“ gemeinsam mit den Bläsern der Tiroler Kirchtagmusig und der Familienmusig Moser aus Alpbach, sowie eine Jubiläums-CD im Jahr 2003, auf der sich neben den Inntalern noch eine Handvoll befreundeter Gruppen aus den Anfangsjahren finden lassen. Die letzten erwerbbaren Aufnahmen entstanden 2013 nur noch als Dreigesang auf der CD „Almawasserl“, einer Produktion des Bayerisch-alpenländischen Volksmusikvereins.
Viele Alben herausgebracht
Lässt man Sepp Wieland, Franz Singer und Peter Anderl heute im Gespräch auf 60 Jahre Inntaler Sänger zurückblicken, erahnt man schnell, wie viel Freude, wie viele schöne und unvergessliche Momente ihnen das gemeinsame Singen bescherte. Natürlich hat auch im Leben der Inntaler nicht immer nur die Sonne geschienen. Das Singen jedoch – speziell der von alt her überlieferten, traditionellen und echten Volkslieder – bereicherte das Leben der Männer und half ihnen über so manche Hürde, die es in 60 Jahren zu nehmen galt.
„Nur die Beständigkeit gibt dem Flüchtigen Dauer“, so steht es auf der goldenen Medaille des Bayerischen Rundfunks. Diese Weisheit mag wohl zum Credo geworden sein für das Lebenswerk der Inntaler Sänger. re